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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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schauten. Victor nahm das angebotene Stück entgegen. „Dieses mütterliche Aussehen steht Ihnen”, bemerkte er trocken. „Die Pizzasoße auch.”
    „Was?” Sie wischte sich über ihr Kinn.
    „Sie sehen wie eine Zweijährige aus, die ihr Gesicht mit Fingerfarben bemalt hat.”
    „Lieber Himmel. Geben Sie mir eine Serviette.”
    „Lassen Sie mich das machen.” Er beugte sich vor und tupfte sanft die Soße weg. Während er das tat, betrachtete sie sein Gesicht, sah die Lachfältchen in seinen Augenwinkeln, die weißen Haare zwischen seinen braunen Haaren. Sie erinnerte sich an das Foto dieses Gesichts auf einem Viratek-Ausweis. Wie ernst er ausgesehen hatte. Das Bild eines Wissenschaftlers ohne Lächeln. Jetzt wirkte er jung und lebendig und beinahe glücklich.
    Er wurde sich bewusst, dass sie ihn betrachtete, und begegnete ihrem Blick. Langsam schwand sein Lächeln. Sie hielten beide still, als würden sie in den Augen des anderen etwas sehen, das sie zuvor nicht bemerkt hatten. Die Stimmen aus dem Fernseher schienen in eine weit entrückte Dimension zu verschwinden. Cathy fühlte Victors Finger leicht über ihre Wange streichen. Es war nur eine Berührung, aber sie erschauerte.
    Leise fragte sie: „Was passiert jetzt, Victor? Wohin gehen wir von hier aus?”
    „Wir haben mehrere Möglichkeiten.”
    „Welche?”
    „Ich habe Freunde in Palo Alto. Wir könnten uns an sie wenden.”
    „Oder?”
    „Oder wir könnten hier bleiben. Für eine Weile.”
    Genau hier. In diesem Zimmer, auf diesem Bett. Es hätte ihr nichts ausgemacht. Überhaupt nichts.
    Sie beugte sich ihm entgegen, von einer Kraft angezogen, der sie nicht widerstehen konnte. Seine Hände legten sich an ihr Gesicht, große Hände, aber unendlich sanft. Sie schloss die Augen und wusste, dass dieser Kuss ebenfalls sanft ausfallen würde.
    Und so war es. Dieser Kuss wurde nicht von Angst oder Verzweiflung getrieben. Er war ein ruhiges Verschmelzen von Wärme. Von Seelen. Seine Arme zogen sie unentrinnbar an sich heran. Es war ein gefährlicher Moment. Sie neigte sich ihm zu, überschritt fast die Grenze zur totalen Hingabe an diesen Mann, den sie kaum kannte. Ihre Arme hatten sich wie von selbst um seinen Nacken gelegt. Er tupfte viele Küsse auf ihren Hals. Alles Verlangen, das in diesen letzten Jahren geschlummert hatte, regte sich in ihr und erwachte unter seiner Berührung.
    Und dann schwand innerhalb eines Moments der Zauber. Zuerst begriff sie nicht, warum Victor sich plötzlich zurückzog und kerzengerade aufsetzte. Sein Gesicht drückte Staunen aus. Verwirrt folgte sie seinem Blick zum Fernseher.
    Ein beunruhigend vertrautes Gesicht blickte ihr von dem Bildschirm entgegen. An der oberen Kante war das ViratekLogo zu sehen, darunter Victor Hollands Gesicht.
    „… wegen Industriespionage gesucht. Es gibt Beweise, die Dr. Holland mit dem Tod eines Forscherkollegen bei Viratek, Dr. Gerald Martinique, in Verbindung bringen. Die Ermittler befürchten, dass der Verdächtige bereits zahlreiche Forschungsdaten an einen europäischen Konkurrenten verkauft hat …”
    Der Sender wechselte zu Werbung, und Victor stand auf und schaltete den Apparat ab. Langsam drehte er sich zu Cathy um. Das Schweigen zwischen ihnen wurde fast unerträglich.
    „Es ist nicht wahr”, flüsterte er. „Nichts davon.”
    Sie versuchte, in diesen undurchdringlichen Augen zu lesen, wollte ihm verzweifelt glauben. Der Geschmack seiner Küsse war noch warm auf ihren Lippen. Küsse eines Meisterschwindlers?
    Sie blickte zum Telefon auf dem Nachttisch. Es war so nahe. Ein Anruf bei der Polizei, mehr war nicht nötig, um diesen Albtraum zu beenden.
    „Es ist eine Falle”, sagte er. „Viratek hat falsche Informationen herausgegeben.”
    „Warum?”
    „Um mich in die Ecke zu treiben. Die einfachste Methode, mich zu finden, ist, dass die Polizei ihnen dabei hilft.”
    Sie schob sich an das Telefon heran.
    „Nicht, Cathy!”
    Sie erstarrte bei der Drohung in seiner Stimme.
    Er sah die Angst in ihren Augen und fügte sanft hinzu: „Bitte, ruf nicht an. Ich werde dir nichts tun. Ich verspreche dir, du kannst einfach zu dieser Tür hinausgehen, wenn du willst. Aber hör mir erst zu. Lass mich erzählen, was passiert ist. Gib mir eine Chance.”
    Sein Blick war absolut glaubwürdig. Sie nickte und lehnte sich wieder zurück.
    Er begann auf und ab zu gehen. „Es ist alles eine unglaubliche Lüge. Die Vorstellung ist verrückt, ich hätte ihn getötet, Jerry Martinique und ich

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