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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antikorper
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ihren Augen. Mit einem Ruck befreite sie sich endgültig von der Decke. Ihr Junge brauchte sie.
    Auf dem Weg ins Wohnzimmer stieß sie gegen einen alten Holzstuhl, versetzte ihm einen Tritt, wobei sie sich den Fuß wehtat, und stürmte blindlings weiter durch die Dunkelheit. »Jody!«
    Inzwischen war sie hellwach. Das silberne Mondlicht schien hell genug, daß sie den Weg erkennen konnte. Auf dem Sofa im Wohnzimmer lag ihr Junge; sie sah, daß er in Schweiß gebadet war. Im Kamin verglühten orangerot die letzten Scheite ihres Feuers und verbreiteten mehr den Geruch nach Holz als Hitze. Es war unwahrscheinlich, daß jemand in der Nacht den Rauch sah.
    Für einen Moment erinnerten die glimmenden Scheite sie an ein Zeitungsfoto der DyMar-Ruinen, wo ihr Mann in
    einem Flammenmeer gestorben war. Bei diesem Gedanken, der Erinnerung an Gewalt, schauderte sie. David war ehrgeizig und impulsiv, vielleicht hatte er auch zuviel riskiert. Aber er hatte an seine Forschungen geglaubt und sein Bestes gegeben.
    Nun war er für seine Entdeckungen gestorben... und Jody hatte seinen Vater verloren.
    Vader saß aufrecht neben Jody, ein schwarzer Schutzengel, der besorgt an der Brust des Jungen schnüffelte. Bei Patrices Anblick wedelte Vader mit dem Schwanz. Neben ihm auf dem Hartholzboden lag ein heruntergefallenes Kopfkissen. Der schwarze Labrador steckte seine Schnauze unter die Bettdecke und winselte.
    Jody stöhnte und gab erneut ein verängstigtes Wimmern von sich.
    Patrice blieb stehen und sah auf ihren Sohn hinunter. Vader starrte sie mit seinen feuchten braunen Augen an und winselte erneut, 'als wollte er fragen, warum sie nichts unternahm. Aber sie ließ Jody schlafen.
    Er hatte wieder diese Alpträume.
    In der vergangenen Woche war Jody mehrmals in dem einsamen und stillen Blockhaus aufgewacht, verängstigt und verloren. Seit dem Beginn ihrer verzweifelten Flucht hatte er gute Gründe, an Alpträumen zu leiden. Aber war seine Furcht für die Träume verantwortlich... oder etwas anderes?
    Patrice kniete nieder, und Vader fuhr aufgeregt hoch, drückte seine Schnauze gegen ihre Seite und bettelte um Streicheleinheiten. Sie tätschelte grob seinen Kopf, so wie er es mochte. »Ist schon gut, Vader«, sagte sie, aber ihre beruhigenden Worte galten mehr ihr selbst als dem Hund.
    Sie legte ihre Hand auf Jodys Stirn und spürte die Hitze. Der Junge bewegte sich, und sie überlegte, ob sie ihn wecken sollte. Sein Körper war ein Kriegsgebiet, ein zellulares Schlachtfeld. Obwohl David wiederholt alles abgestritten hatte, wußte sie sehr gut, was der Grund des Fiebers war.
    Manchmal fragte sich Patrice, ob ihr Sohn am Ende tot nicht besser dran war als lebend - und sie haßte sich im selben Moment für diesen Gedanken...
    Vader trabte aufgeregt zum Kamin, suchte unter einem abgewetzten Polstersessel und kam mit einem zernagten, schmuddeligen Tennisball im Maul zu Jodys Schlafplatz zurück. Er wollte spielen, als wäre er überzeugt, daß dadurch alles gut werden würde.
    Patrice wandte sich vom Sofa ab und sah Vader stirnrunzelnd an. »Du hast viel zuviel Energie, weißt du das?«
     
    Vader winselte und kaute dann am Tennisball.
    Sie erinnerte sich, wie sie im Wohnzimmer ihres alten Vorstadthauses in Tigard - inzwischen verwüstet und geplündert - mit David zusammengesessen hatte. Jody hatte starke Schmerzen gehabt, ein sehr, sehr heißes Bad und anschließend seine vom Arzt verschriebenen Schmerztabletten genommen und war früh zu Bett gegangen, so daß seine Eltern allein waren.
    Doch Vader wollte nicht zur Ruhe kommen, und wenn der Junge nicht mit ihm spielte, dann mußten es eben die Erwachsenen tun. David hatte sich halbherzig mit dem schwarzen Labrador gebalgt, während Patrice sie mit einer Mischung aus Unbehagen und Faszination beobachtet hatte. Der Hund war bereits zwölf Jahre alt, so alt wie Jody, und er hätte eigentlich nicht mehr so verspielt sein dürfen.
    »Vader benimmt sich wie ein Welpe«, meinte Patrice. Früher hatte der schwarze Labrador seinem fortgeschrittenen Alter entsprechend die meiste Zeit verdöst. Nur wenn sie von der Arbeit nach Hause kamen, war er schwanzwedelnd um sie herumgesprungen. Aber in der letzten Zeit war der Hund so aktiv und verspielt gewesen wie schon seit
    Jahren nicht mehr. »Ich möchte zu gern wissen, was mit ihm passiert ist«, sagte sie. Davids Grinsen, sein kurzgeschnittenes schwarzer Haar und seine buschigen Brauen ließen ihn einfach unwiderstehlich aussehen. »Nichts ist

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