Akte X
stotterte er. »Sind Sie wegen dem...«
»Es ist unbedingt erforderlich, daß wir das organische Gewebe beschlagnahmen, das in ihrem Kühlfach lagert«, unterbrach der Mann auf der Linken. »Wir wissen von dem gestrigen Zwischenfall.«
»Der Zwischenfall«, wiederholte Edmund. »Haben Sie so ein Ding schon einmal gesehen? Ich habe in all meinen Medizinbüchern nachgeschlagen ...«
»Wir müssen das Exemplar vernichten, nur um sicherzugehen«, sagte der Mann auf der Rechten. Edmund war erleichtert, daß jemand die Verantwortung übernahm, daß sich von jetzt an jemand anders um alles kümmerte.
»Wir müssen sämtliche Unterlagen über das Opfer, die Autopsie und etwaige entnommene Proben beschlagnahmen, die sich in Ihrem Besitz befinden«, erklärte der Mann in der Mitte. »Wir werden außerdem jeden Quadratzentimeter Ihrer Kühlfächer in der Leichenhalle mit äußerster Sorgfalt sterilisieren.«
»Glauben Sie, daß ich infiziert bin?« fragte Edmund.
»Das ist äußerst unwahrscheinlich, Sir. Die Symptome hätten sich sofort bei Ihnen gezeigt.« Edmund schluckte hart. Doch er kannte seine Pflichten.
»Aber... aber ich muß erst die Erlaubnis dafür einholen«, sagte er. »Die Zuständigkeit hegt allein beim Gerichtsmediziner. «
»Ja, genauso ist es«, bestätigte Frank Quinton. Er betrat die Leichenhalle und sah sich forschend um. Das großväterliche Gesicht des Gerichtsmediziners verdüsterte sich. »Was geht hier vor?«
Der Mann auf der Rechten antwortete. »Sir, ich versichere Ihnen, daß wir die entsprechende Befugnis haben. Es handelt sich möglicherweise um eine Gefahr für die nationale Sicherheit und die Volksgesundheit. Wir sind sehr besorgt.«
»Das bin ich auch«, sagte Quinton. »Arbeiten Sie mit den anderen Bundesagenten zusammen, die hier waren?«
»Diese... Phase der Operation liegt außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs. Dieser Ausbruch stellt ohne die Einleitung der erforderlichen Eindämmungsmaßnahmen eine extreme Gefahr dar.« Die Augen des mittleren Mannes wurden hart, und selbst der Gerichtsmediziner wirkte eingeschüchtert.
»Sir«, sagte der erste Mann, »wir müssen hier ein ganzes Team einsetzen, um das... Biomaterial aus dem Kühlfach zu entfernen. Wir werden uns bemühen, Ihnen so wenig Unannehmlichkeiten wie möglich zu machen.«
»Nun, ich nehme an...« Quinton brach nervös ab, als die drei CDC-Männer ihn und seinen Assistenten aus dem stillen und sauberen Raum drängten.
»Kommen Sie, Edmund, trinken wir eine Tasse Kaffee«, sagte Quinton schließlich mit einem unbehaglichen Blick über die Schulter.
Erfreut über die Einladung des Gerichtsmediziners - er hatte bis jetzt noch nie dieses Glück gehabt nahm Edmund den Aufzug und setzte sich für eine Weile in die Cafeteria des Krankenhauses, noch immer zutiefst aufgewühlt. Vor seinem geistigen Auge sah er immer noch die tentakelbewehrte Kreatur, wie sie versuchte, aus dem Kühlfach der Leichenhalle zu entkommen.
Normalerweise hätte er tausend Fragen an den Gerichtsmediziner gehabt, sich nach Einzelheiten erkundigt, all das triviale Wissen demonstriert, das er sich in seinen nächtlichen Studien in der Leichenhalle angeeignet hatte. Aber Quintion saß stumm und geistesabwesend da und starrte tief besorgt auf seine Hände. Er zog die Karte heraus, die ihm die FBI-Agenten gegeben hatten, und drehte sie, wieder und wieder.
Als sie eine Stunde später in das Kellergeschoß zurückkehrten, fanden sie die Leichenhalle blankgescheuert und sterilisiert vor. Schubfach 4E war ganz herausgerissen, der Inhalt fortgeschafft. Die Männer hatten keine Quittung, keine Papiere zurückgelassen.
»Wir haben keine Möglichkeit, sie zu erreichen, um nach ihren Ergebnissen zu fragen«, bemerkte Edmund.
Aber der Gerichtsmediziner schüttelte nur den Kopf. »Vielleicht ist es so das Beste.«
22 Devil' s Churn, Küste von Oregon Freitag, 10:13 Uhr
Der Ozean krachte mit einem hohlen Donnern gegen die schwarzen Klippen, als würden Felsbrocken aus großer Höhe zu Boden stürzen. Der Wind umpfiff den malerischen Aussichtspunkt und blies kalt und salzig und feucht in Scullys Gesicht.
»Das ist der Devil's Churn«, hatte Mulder erklärt, obwohl Scully das Schild mit dem Hinweis auf die Sehenswürdigkeit längst gelesen hatte.
Unter ihnen schäumte der Mahlstrom und färbte das Wasser milchig, während die Brecher in den ausgehöhlten Einschnitt in der Klippe donnerten. Dort waren unterseeische Höhlen eingestürzt und
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