Akte X
Nanotechnologie.«
Er wartete auf eine Reaktion. Mulder dachte sich die zerlumpte Aufmachung und die hausbackene Erscheinung des Mannes weg und erkannte den hoch intelligenten Computerexperten, der sich hinter einer Maske versteckte. »Extrem kleine, sich selbst reproduzierende Maschinen, die winzig genug sind, um in einer menschlichen Zelle zu arbeiten, und vielseitig genug, um fast alles zusammenzubauen ... und klug genug, um zu wissen, was sie tun.« Mulder sah Scully an. »Klein, aber oho.« Darins Augen blitzten. »Da jede Nanomaschine so klein ist, kann sie ihre Einzelteile rasend schnell bewegen - denken Sie an die vibrierenden Flügel der Kolibris. Ein Schwarm von Nanomaschinen könnte einen Schutthaufen oder einen Tank voller Meerwasser durchsuchen und jedes einzelne Gold-, Platin- oder Silberatom heraus filtern und zurückgewinnen, alles in totaler Stille, ohne überflüssigen Abfall zu produzieren und ohne die Umwelt zu verschmutzen.«
Scully zog die Brauen zusammen. »Und daran haben Sie bei DyMar gearbeitet?«
»Ich habe schon viel früher damit angefangen«, sagte Darin. »Aber David und ich haben unsere Ideen in noch viel aufregendere Richtungen weiterentwickelt. In einem menschlichen Körper könnten Nanoscouts die Aufgabe der weißen Blutkörperchen übernehmen und Krankheiten, Bakterien und Viren bekämpfen. Aber im Gegensatz zu den Weißen Blutkörperchen könnten diese Nanoärzte auch die DNA-Stränge überprüfen, jede einzelne Krebszelle aufspüren, dann die DNA umprogrammieren und alle Fehler und Mutationen ausmerzen, auf die sie stoßen. Was wäre, wenn es uns gelänge, unendlich viele Maschinchen zu bauen, die man als biologische Polizisten< in einen Körper injizieren kann - submikroskopische Roboter, die auf zellularer Ebene Schäden aufspüren und reparieren?«
»Ein Mittel gegen den Krebs«, sagte Mulder.
»Und gegen alles andere.«
Scully warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Mr. Ken-nessy, ich habe einige spekulative Artikel in populärwissenschaftlichen Magazinen gelesen, aber in allen stand, daß wir noch Jahrzehnte von einem derartigen Durchbruch in der Nanotechnologie entfernt sind.«
»Der Fortschritt ist oft näher, als man denkt«, konterte er. »Forscher an der University of Wisconsin haben mit Hilfe lithographischer Techniken ein funktionierendes Räderwerk mit einem Durchmesser von einem Zehntel Millimeter hergestellt. Ingenieure der AT&T Bell Laboratories in New Jersey haben Halbleiter entwickelt, die nur sechs bis zwölf Atome dick sind. Unter Einsatz eines Rastertunnelmikroskops haben Wissenschaftler am IBM Almaden Research Center eine komplette Karte der westlichen Erdhalbkugel gezeichnet, die nur ein Fünfzigstel des Durchmessers eines Menschenhaares hat.«
»Aber es muß doch eine physikalische Untergrenze für die Verkleinerung von Maschinen und Schaltkreisen geben«, sagte Mulder.
Die Hunde bellten lauter, und der Mann mit dem Bart ging hinüber, um sie zum Schweigen zu bringen. Darin Kennessy runzelte geistesabwesend die Stirn, als schwankte er zwischen dem Wunsch, sich zu verstecken und all seine technologischen Durchbrüche zu leugnen, und seiner offenkundigen Leidenschaft für die Arbeit, die er aufgegeben hatte.
»Das trifft nur zu, wenn man das Problem von einer einzigen Seite her angeht. David und ich haben ganz grundlegend neu angefangen. Selbstorganisation, wie in der Natur. Wie die Forscher von Harvard zum Beispiel, die Aminosäuren und Proteine als Schablonen verwendet haben, um neue Strukturen herzustellen, die kleiner als eine Zelle sind.
Mit unseren kombinierten Kenntnissen in Silizium-Mi-krominiaturisierung und biologischer Selbstorganisation haben wir versucht, diese fortschrittlichen Techniken einzusetzen, um einen Durchbruch zu erzielen.« »Und ist es Ihnen gelungen?«
»Vielleicht. Es schien bis zu dem Moment meines Weggangs hervorragend zu funktionieren. Ich vermute, mein törichter Bruder hat weitergemacht und mit dem Feuer gespielt.«
»Aber warum haben Sie Ihre Forschungen aufgegeben, wenn sie so vielversprechend waren?«
»Es gibt eine Schattenseite, Agent Mulder«, fuhr Darin fort und blickte zu den anderen Survivalisten hinüber. »Fehler kommen vor. Normalerweise scheitern Forscher ein halbes Dutzend Mal, bevor sie Erfolg haben - das gehört zum Lernprozeß. Die Frage ist, können wir uns diesen Lernprozeß bei der Nanotechnologie erlauben?«
Die Frau mit dem Gewehr murrte, behielt ihren Kommentar aber für sich.
»Nehmen
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