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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruinen
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unnatürlich erweitert, und noch immer strömte ihr Blut übers Gesicht.
    »He, ich kann gehen«, wehrte sie ab, doch ihre Stimme klang zittrig wie die eines verängstigten Kindes. Mulder lockerte seinen Griff – und Cassandra sackte sofort in sich zusammen.
    »Vielleicht bin ich Ihnen lieber doch behilflich...« Er legte einen Arm um sie, um sie noch fester zu stützen. Zusammen wankten sie auf die Plaza zu, während Mulder den Blick stur auf die undeutliche Gestalt neben Scullys Zelt gerichtet hielt.
    Das unaufhörliche Maschinengewehrfeuer ließ nicht einmal die Illusion einer Gefechtspause aufkommen. Dann übertönte eine rasche Serie von Schüssen die vereinzelten Hintergrundgeräusche. Die Soldaten spritzten auseinander, doch der Mann, der Scullys Zelt bewachte, war nicht schnell genug. Mulder sah, wie die Salve ihn fast in zwei Hälften zerriß. Mehrere Kugeln zerrten am First des Zeltes, und Mulder betete, daß Scully sich flach auf den Boden gelegt hatte.
    »Wir müssen dort drüben hin«, sagte er drängend. Cassandra stolperte neben ihm her, als er sie auf die Plaza zu führte, tief gebückt, um ein kleineres Ziel zu bieten. Er rechnete jeden Augenblick damit, von einer Kugel getroffen zu werden.
    Sie erreichten die weiter entfernte der beiden Stelen am Rande der Plaza. Die beiden Säulen der gefiederten Schlangen waren umgestürzt und hatten die bereits schwer beschädigten Steinplatten zerschmettert. Dabei waren einige Trümmer auf die Wasserleichen unter der Persenning gefallen – doch sie schienen sich nichts daraus zu machen.
    Zum Glück war Cassandra zu benommen, um ihre Mitarbeiter zu erkennen oder auch nur zu ahnen, wer die verhüllten Gestalten sein mochten. Er half ihr, sich neben dem umgestürzten Kalksteinmonolithen niederzuhocken und in Deckung zu gehen.
    Dann, völlig überraschend für Mulder, verstummte das Getöse. Eine bedrückende Stille legte sich über das Schlachtfeld... als wäre eine Decke des Schweigens auf Xitaclan geworfen worden. Mulder hielt inne und lehnte Cassandra mit dem Rücken gegen die umgestürzte Säule. Er reckte den Hals, um sich umzuschauen, und während er abwartete, schien die Stille lauter zu werden. Lauter. Bedrohlicher.
    Er spürte, wie er eine Gänsehaut bekam und die Haare in seinem Nacken prickelten. Verwirrt kauerte sich Mulder neben Cassandra... bis irgendeine Kraft ihn zwang, den Blick nach oben zu wenden.
    Und er sah, wie das Licht vom Himmel herabkam. Das Leuchten kam aus dem Inneren und von den
    Außenwänden eines riesigen Gefährts, das in der Nacht schwebte. Mulder erhaschte es nur für einen Augenblick – doch seine Phantasie ergänzte die fehlenden Einzelheiten. Es war eine riesige Konstruktion, ein verwirrendes Licht-und-Schatten-Spiel aus Winkeln und Kurven, die eine geometrische Form bildeten, wie sie kein Architekt je erdacht hatte. Ein strahlender Glanz schuf eine Aureole, die alle Einzelheiten verschwimmen ließ.
    Ein Schiff.
Er wußte, daß es ein Schiff sein mußte. Als Cassandra Rubicon versehentlich in die Rettungskapsel geraten war, mußte sie die pulsierende Botschaft ausgelöst haben, ein Notsignal, das durch die Galaxien hindurch übermittelt worden war... ein Funkfeuer, das über eine unendliche Entfernung hinweg empfangen worden war.
Und nun war das Rettungsschiff eingetroffen.
Mulder erinnerte sich an die unscharfen Bilder von Kukulkan an den Wänden des unterirdischen Kontrollraums: ein hochaufragender außerirdischer Besucher, der voll Hoffnung hinauf zu den Sternen blickte. Doch das Rettungsschiff war mehr als tausend Jahre zu spät gekommen.
»Cassandra, schauen Sie sich das an!« rief er und rüttelte sie sacht an der Schulter. »Schauen Sie nur!«
Sie stöhnte und blinzelte. »Es ist zu hell...«
Ergriffen blickte Mulder wieder hinauf. In dem Augenblick, als das leuchtende Raumfahrzeug die zerstörte Pyramide erreichte, gingen von der Unterseite des Schiffs lange Stacheln durchdringenden Lichts aus... sie glühten und schienen unsichtbare Fäden zu ziehen. Mulder sog scharf die Luft ein und schirmte seine Augen vor dem blendenden Gleißen ab.
Unter ihm erzitterte der Boden, spannte sich, wölbte sich wie eine dünne Eisenfolie, die von einem starken Magneten angezogen wird. Steinblöcke flogen von der Spitze der Zikkurat. Der Schutt wurde in alle Richtungen geschleudert, ringsumher schlugen Trümmer in den Boden wie Meteore.
Er versuchte hinzusehen, doch das grelle Licht blendete ihn, und er mußte seine Augen bedecken.

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