Akte X
sagen es...«, erwiderte Mulder schmunzelnd.
»Also, wir müssen uns jetzt an die Arbeit machen und die Umschläge verschließen.« Langly schlug sich energisch auf die Oberschenkel. »Es wäre uns eine Freude, Sie zur Mitarbeit zu nötigen, Mulder.«
Mulder hob abwehrend die Hände. »Nein, danke. Ich bin nur wegen ein paar Informationen hier, und dann muß ich wieder los.«
»Und wie können wir helfen, unschuldige Bürger vor den ruchlosen Machenschaften der Schattenregierung zu schützen?« fragte Byers. »Zumindest für diesen Nachmittag?«
Mulder räumte einen der Kartons zur Seite und setzte sich. »Was hört ihr so über Mittelamerika, die YucatanHalbinsel, insbesondere über ein paar neuentdeckte Maya-Ruinen, die gerade ausgegraben werden? Xitaclan... Ich habe zu bieten: ein vermißtes Archäologenteam und ein dort gefundenes Artefakt, das außerirdischen Ursprungs sein könnte.«
»Lassen Sie mich nachdenken...« Langly warf sein langes Haar zurück. »Archäologie war mein Hauptfach auf dem College.«
Byers sah ihn skeptisch an. »Ich dachte, dein Hauptfach war Politikwissenschaft.«
Frohike zwinkerte hinter seiner Brille. »Mir hast du gesagt, Elektronik.«
»Na und? Ich war eben vielseitig interessiert.«
Byers wurde ernst und wandte sich wieder Mulder zu. »Mittelamerika? Ich habe eine Menge unbestätigter Gerüchte über Vorfälle in der Gegend gehört. In einem der Bundesstaaten auf der Yucatan-Halbinsel ist eine Separatistenbewegung aktiv geworden. Sie nennt sich Liberacion Quintana Roo. Die Gewalt scheint zu eskalieren – Autobomben, Drohbriefe – und natürlich wissen Sie sicher auch schon von dem USMilitärkomplex, der die Freiheitskämpfer zu exorbitanten Preisen mit Waffen versorgt.«
»Warum denn das?«
»Um politische Instabilität zu schüren. Das ist wie ein Spiel für die«, sagte Byers, in dessen sonst so gelassenem Blick Leidenschaft aufflammte. »Und vergessen Sie nicht, daß sich einige der führenden Drogenbosse dieser Gegend inzwischen selbst auf den Waffenhandel verlegt haben. Sie kaufen Technologie auf... hochgefährliches Zeug, von dem wir vor einem Jahrzehnt noch nicht einmal geträumt hätten.«
»Ich habe davon geträumt«, bemerkte Frohike versonnen.
»Und wie hängt das mit Ihrem speziellen Problem zusammen, Agent Mulder?« fragte Langly.
»Wie ich schon sagte, vor einer Woche ist dort ein amerikanisches Archäologenteam verschwunden. Sie hatten in den Ruinen vermutlich wertvolle historische Fundstücke entdeckt – Artefakte, die jetzt auf dem Schwarzmarkt auftauchen... Die Einheimischen wollen dem Ort nicht zu nahe kommen, offenbar liegt schon seit tausend Jahren ein Fluch über der Stadt. Ganz zu schweigen von den Legenden über die Rache Kukulkans und seiner grausamen Leibgarde aus gefiederten Schlangen.«
»Da ich Sie kenne, Mulder, überrascht es mich, daß Sie nicht auf der Jagd nach antiken Astronauten sind«, stichelte Langly.
»Ich versuche, für alles offen zu sein.« Mulder ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Es gibt viele Rätsel im Zusammenhang mit der Kultur und Geschichte der Maya, aber ich bin noch nicht unbedingt bereit, irgendeines davon zu übernehmen. Antike Astronauten und der Fluch der Maya... Drogenbosse, Militäroperationen und revolutionäre Bewegungen, von denen Byers gesprochen hat – es scheint ja allerhand los zu sein in Yucatan.«
»Dann fliegen also Sie und Ihre hübsche Kollegin hinunter, um Nachforschungen anzustellen?« fragte Frohike mit einem hoffnungsvollen Unterton.
»Ja, wir brechen morgen nach Cancuen auf.«
»Unsere Steuerdollars bei der Arbeit«, schnaubte Langly.
»Ich würde Agent Scully liebend gerne mal mit einer gesunden tropischen Bräune sehen...« Frohikes Blick glitt in unbestimmte Fernen.
»Kommen Sie wieder runter, Frohike«, meinte Mulder und wandte sich zum Gehen. Es war später Nachmittag, und der Verkehr auf dem Beltway würde fürchterlich sein. Er beschloß, ins Büro zurückzufahren und noch ein wenig zu recherchieren. »Danke für die Information.«
»Agent Mulder«, rief ihm Byers nach, erhob sich fast feierlich und rückte erneut seine Krawatte zurecht, »wenn Sie tatsächlich etwas Interessantes herausfinden sollten, lassen Sie es uns wissen. Für unsere Akten.«
»Ich werde sehen, was sich machen läßt«, sagte Mulder ebenso würdevoll und stolzierte davon.
4
Privatvilla von Xavier Salida, Quintana Roo, Mexiko Dienstag, 17.01 Uhr
Der alte Polizeistreifenwagen mit den offiziellen staatlichen Insignien
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