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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruinen
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rollte die von Bäumen gesäumte Straße entlang und kämpfte sich keuchend bergauf. Der von mächtigen Mauern umgebene Sitz eines der einflußreichsten Drogenbosse von Quintana Roo erhob sich wie eine Festung aus dem dichten Wald.
    Der Wagen fuhr langsam über die feuchte Trasse aus gewalztem Kalksteinkies, während der Auspuff in regelmäßigen Abständen ölige Wolken blaugrauer Abgase ausstieß. Der Streifenwagen war erst kürzlich gestrichen worden, jedoch so dilettantisch, daß er immer noch alt und häßlich aussah.
    Auf dem Beifahrersitz saß Fernando Victorio Aguilar und täuschte jene Gelassenheit vor, die ihm seiner Erfahrung nach stets half, bessere Geschäfte zu machen. Er rieb sich mit den Fingern über die glatten Wangen. Erst vor einer Stunde hatte er sich rasiert, und er liebte das köstliche, seidig-glatte Gefühl auf seiner Haut. Der scharfe, aber angenehme Duft seines Aftershaves erfüllte den Wagens und überdeckte andere, weniger angenehme Gerüche, die im Laufe seines Tagwerks an Carlos Barreio, dem Chef der Staatspolizei von Quintana Roo, hängengeblieben waren.
    Barreio fuhr langsam und steuerte vorsichtig um die Schlammpfützen auf der Straße herum. Er trug eine saubere Polizeiuniform und blähte die Brust wie ein General der Streitkräfte – er war stolz auf seine Stellung, auf die er gern und bei jeder Gelegenheit in vermeintlich subtiler Weise pochte. Aguilar konnte nicht viel Subtiles an Barreio entdecken.
    Im Fond saß der junge Pepe Candelaria, Aguilars Assistent, ein wackerer junger Indio, der seine Berufung darin sah, alles zu tun, was Aguilar ihm sagte. Auf dem Rücksitz von Barreios Streifenwagen wirkte Pepe wie ein gefaßter Strauchdieb – doch er hatte nur ein wachsames Auge auf die Kiste mit dem kostbaren Inhalt.
    Auch wenn Aguilar und Pepe nach den Gesetzen des Landes eine Festnahme verdient hatten, waren sie sich mehr als sicher, daß Polizeichef Barreio sie niemals in Gewahrsam nehmen würde... Er hatte zuviel zu verlieren.
    Der Streifenwagen hielt vor dem reich verzierten, imposanten Eisentor, das die Durchfahrt in der massiven Mauer sicherte. Grunzend kurbelte Barreio die Seitenscheibe herunter und winkte dem schwerbewaffneten privaten Wachmann, der ihn sofort erkannte.
    Aguilar starrte durch die Windschutzscheibe und musterte beeindruckt die dicke Schutzwehr, die Xavier Salidas riesige Festung umgab: Steinplatten, bedeckt mit Schnörkeln, Maya-Schriftzeichen und Reliefs, Bildern von Jaguaren und gefiederten Schlangen sowie Darstellungen von Priestern mit ihrem Kopfschmuck aus Quetzalfedern und ihren von Goldplättchen übersäten Lendentüchern. Manche der behauenen Platten waren echt, herausgerissen aus vergessenen und überwucherten Ruinen irgendwo im Dschungel. Andere waren geschickte Fälschungen, die Aguilar selbst in Auftrag gegeben hatte – Xavier Salida hatte den Unterschied nicht bemerkt. Der Drogenboß war ein eingebildeter, wenn auch mächtiger Trottel.
    »Tiene una cita, Señor Barreio?« fragte der Wächter in schnellem Spanisch. Haben Sie einen Termin?
    Carlos Barreio runzelte die Stirn. Auf seiner Oberlippe lastete ein schwerer Schnurrbart, und das dunkle Haar war unter seiner Polizeimütze zurückgestrichen. Über seinen Brauen hatten sich schon deutliche Geheimratsecken gebildet, doch der Schirm seiner Dienstmütze verdeckte diesen Makel.
    »Ich glaube kaum, daß ich einen Termin brauche«, dröhnte Barreio. »Exzellenz Salida hat mir gesagt, ich sei in seinem Hause stets willkommen.«
    Aguilar lehnte sich schnell zur Fahrerseite hinüber, um eine zeitraubende Konfrontation mit der Wache zu vermeiden. Wieder einmal wünschte er Barreios Arroganz zum Teufel. »Wir bringen eines der antiken Artefakte, die Exzellenz Salida so dringend zu erwerben wünscht«, sagte er durch das Fenster. »Sie wissen doch, wieviel Wert Seine Exzellenz auf diese Dinge legt... und dieses Stück hier ist noch kostbarer als die anderen.«
    Er warf einen vielsagenden Blick auf den Rücksitz, wo der Inhalt der Kiste unter ihrem Deckel verborgen ruhte. Pepe Candelaria hielt schützend einen seiner mageren Arme darüber.
    »Was ist es?« fragte der Wächter.
    »Es ist nur für Exzellenz Salidas Augen bestimmt. Er wäre sehr erbost, wenn seine Wachen sich die Ware ansehen würden, bevor er Gelegenheit hatte, ihren Wert einzuschätzen.« Aguilar zupfte an seinem Schlapphut aus Ozelotfell und ließ ein verheißungsvolles Lächeln aufblitzen.
    Der Wächter trat nervös von einem Bein

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