Al Wheeler und das flotte Mädchen
wieder ein bißchen aufflackern zu lassen«, sagte sie. »Ein Bursche
namens Petrie wollte Sie sprechen. Er sagte, es sei dringend. Er hat eine
Nummer für Sie hinterlassen, unter der Sie ihn erreichen können. Wollen Sie sie
haben?«
»Klar«, sagte ich und schrieb
sie nieder. »Danke, Annabelle.«
»Doc Murphy hat den
Autopsiebericht über das Mädchen vor zehn Minuten geschickt«, sagte sie. »Ich
habe ihn gerade gelesen. Keine hübsche Lektüre, Al.«
»Vermutlich nicht.«
»Hoffentlich erwischen Sie den
Dreckskerl, der sie umgebracht hat.«
»Das hoffe ich auch«, sagte
ich.
»Wenn Sie noch einen besonderen
Ansporn brauchen«, sagte sie, »den können Sie haben.«
Danach legte sie schnell auf.
Ich wählte die Nummer, die sie mir angegeben hatte, und Petrie meldete sich
nach dem zweiten Rufzeichen.
„Wheeler«, sagte ich.
»Ich habe alles im Autoradio
gehört.« Seine Stimme klang heiser. »Das über Julie Trent, meine ich. Um
Himmels willen!“
»Na, und?«
»Was wollen Sie wegen des
Schufts unternehmen, der sie ermordet hat, Wheeler?«
»Versuchen, ihn zu finden«,
sagte ich beherrscht. »War das vielleicht so dringend?«
»Nein.« Er riß sich
offensichtlich zusammen. »Tut mir leid, Lieutenant. Aber ich habe über das
ganze nachgedacht, und es sind mir ein paar Ideen gekommen, die vielleicht
nützlich sind. Können Sie eine Viertelstunde für mich erübrigen?«
»Im Augenblick nicht«, sagte
ich. »Vielleicht später.«
» Wieviel später?«
Auf meiner Uhr war es fünf vor
sechs. »In zwei Stunden. Möglicherweise auch schon früher.«
»Rufen Sie mich an?«
»Okay.«
»Gut. Und vielen Dank.«
Ich legte den Hörer auf und
stellte fest, daß Mrs. Stevenson damit beschäftigt war, sich einen weiteren
Drink einzuschenken.
»Ich muß gehen«, sagte ich.
»Danke, daß ich Ihr Telefon benutzen durfte.«
»Es war mir ein Vergnügen«,
sagte sie. »Was mich betrifft, so bringen Sie hoffentlich diesen Hurenbock um,
falls Sie ihn erwischen.«
10
Delilah öffnete mir die Tür.
Sie hatte die Hausmädchentracht abgelegt und trug statt dessen einen
weißseidenen Morgenrock, der vorne komplett aufklaffte.
»Heiliger Strohsack«, sagte
sie. »Haben Sie denn überhaupt nie Dienstschluß .«
Sie zog den Morgenrock vorne
zusammen, wodurch die festen Brüste mit den großen, dunklen Spitzen und das
schwarze, drahtige Haarbüschel unterhalb der weichen Rundung ihres Bauches
verschwanden. Das erleichterte mir zumindest die Notwendigkeit, mich auf meine
Arbeit zu konzentrieren.
»Ich war nur gerade zufällig in
der Gegend«, sagte ich obenhin. »Und dabei fiel mir Ihre großzügige Einladung
ein.«
Ich ging an ihr vorüber ins
Wohnzimmer und überließ es ihr, die Tür zu schließen. Sie holte mich zwei
Sekunden später ein, und ihr Gesichtsausdruck konnte kaum als glücklich
bezeichnet werden.
»Hören Sie, Lieutenant«, sagte
sie. »Sie haben sich einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht. Jenny
arbeitet, kapieren Sie?«
»Im Schlafzimmer«, sagte ich.
»Okay, und was spricht dagegen, daß Sie und ich uns hier draußen zur Arbeit
zusammentun?«
»Ich habe keine Zeit«, sagte
sie schnell. »Ich muß in zwanzig Minuten einen Kunden in einem Hotel in der Innenstadt
aufsuchen. Und er ist jemand, der es gar nicht schätzt, wenn er warten muß,
glauben Sie mir.«
»Ganz offensichtlich sind Sie
bereits zum Ausgehen angezogen«, bemerkte ich milde.
»Ich war gerade mit Duschen
fertig, als Sie klingelten«, sagte sie gereizt.
»Und wollten in zwei Minuten
mit Ankleiden fertig sein?«
»Na gut.« Sie zuckte beleidigt
mit den Schultern. »Ich habe zwar keine Zeit, aber wenn Sie so dringende
Bedürfnisse haben, bin ich für einen auf die Schnelle bereit. Okay?«
»Wer ist der Kunde?«
»Kunde?« Sie sah mich verdutzt
an. »Welcher Kunde?«
»Der bei Jenny im
Schlafzimmer.«
»Bilden Sie sich vielleicht
ein, ich könnte mir ihre verdammten Namen merken?« fragte sie in ungläubigem
Ton. »Kunde ist Kunde.«
»Ein Abschiedskunde?« fragte
ich. »Ein Kunde, der gekommen ist, um noch ein bißchen Geld einzutreiben, der
aber, da keines da war, dachte, er könnte die geschuldete Summe in natura
bekommen? Sozusagen als letztes Lebewohl?«
»Sie quasseln wie ein
Wasserfall, Mann«, sagte sie düster. »Aber für mich ergibt das alles gar keinen
Sinn.«
Ich begab mich in Richtung der
Schlafzimmertür. Delilah lief schnell ebenfalls dorthin und versperrte mir den
Weg.
»Sie können da
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