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Al Wheeler und das Phantom

Al Wheeler und das Phantom

Titel: Al Wheeler und das Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Unterwäsche zu — und zwar sehr
ungeschickt mit der linken Hand. Während es durch die Luft segelte, sah ich
noch die Pistole in seiner Rechten. Ich warf mich seitlich von der Couch auf
den Boden, während ich gleichzeitig den Achtunddreißiger aus dem Gürtelholster
zog. Simon war gefährlich, das wußte ich. Er würde Ann Rearden ohne mit der
Wimper zu zucken umbringen und danach mich erschießen, wenn ihm das gelang.
Also hatte ich vielleicht drei Sekunden Zeit, um ihm zuvor zu kommen, während
er sich noch auf die blonde Frau konzentrierte.
    Die beiden Schüsse folgten so
dicht aufeinander, daß sie zu einem verschwommenen Staccato verschmolzen. Simon
stieß ein dumpfes Knurren aus und beugte sich dann langsam nach vorn, bis sein
Kopf auf der Bar ruhte. Ann Reardens Pistole wies direkt auf mich — und mein
Revolver direkt auf sie.
    »Du hattest immer eine Neigung
zu Sentimentalität, Joe«, sagte sie in gepreßtem Ton, ohne die Augen von mir zu
wenden. »Du wolltest die Wahrheit einfach nicht glauben, ja?«
    »Elendes Luder«, sagte er
mühsam. »Meine ganzen Eingeweide sind in Fetzen.«
    »Freut mich«, sagte sie. »Und
das sollst du auch wissen, Joe. Der Gedanke, daß du sterben wirst, bringt mich
zum Jubilieren. Hoffentlich wird es recht lange dauern. Ich werde hier sitzen
und zusehen und mir dein Geschrei anhören. Jeden Augenblick werde ich genießen.
Gleich, nachdem ich jetzt den Lieutenant abserviert habe.«
    »Lassen Sie die Waffe fallen«,
sagte ich.
    »Lassen Sie die Waffe fallen!«
äffte sie mich mit schriller Stimme nach. »Das soll wohl ein Witz sein, Sie
blöder Knilch? Ich werde Sie jetzt sofort umbringen.«
    »Glauben Sie bloß nicht, daß
ich auf eine Frau nicht schießen werde«, sagte ich.
    »Vielleicht.« Sie zuckte
flüchtig die Schultern. »Aber Sie werden später darüber nachdenken und
Gewissensbisse kriegen. Ich habe keine Hemmungen, einen Menschen umzubringen.
Schließlich habe ich gerade Joe erledigt, oder nicht?«
    »Ich komme um, Sie kommen um —
vielleicht kommen wir beide um«, sagte ich. »Wollen Sie sich das nicht mal
durch den Kopf gehen lassen?«
    »Wollen Sie irgendeinen
Kuhhandel mit mir abschließen, Lieutenant?« Ihr Mund verzog sich zu einer
mangelhaften Imitation eines Lächelns. »Dafür ist es jetzt zu spät.«
    Wenn ich schon vorhatte, sie
umzubringen, so hätte ich das gleich tun wollen, nachdem sie auf Joe Simon
geschossen hatte. Dann wäre es etwas wie eine Reflexhandlung gewesen, etwas,
das ich ohne Überlegung getan hätte. Aber nun war es zu spät, und es war mir
unmöglich, sie kaltblütig zu erschießen. Vielleicht neigte ich allmählich auch
zu Sentimentalität, genau wie Joe Simon? Aber ich konnte sie immerhin
anschießen. Auf irgendeine Stelle zielen, wo die Kugel keine tödliche Wirkung
hatte, so daß sie die Fassung verlor und ich die Möglichkeit hatte, ihr ihre
Waffe wegzunehmen. Vielleicht in den Oberschenkel? Von meiner Position unten
auf dem Boden aus, den Revolver in der rechten Hand, war das nicht einfach.
Aber verdammt noch mal, besser als gar nichts.
    »Wir werden Joe den Mord
anhängen«, sagte ich. »Er ist schon so gut wie tot. Seine Organisation ist
aufgeflogen. Ich gehe nach Rosen duftend aus der Affäre hervor. Eine Konkurrenz
gibt es in der Stadt nicht. Sie können den Rauschgifthandel übernehmen, auch
Lamonts Mädchen, Sie können sich an Geschäften unter den Nagel reißen, was Sie
wollen. Sie brauchen mir lediglich meinen Anteil zu bezahlen. Das ist doch
besser als dieses derzeitige Patt, oder nicht?«
    »Ich würde Ihnen gern glauben,
Lieutenant«, sagte sie. »Wirklich gern. Aber Sie gehören zu diesen
pflichteifrigen Idioten, die sich auf vernünftige Abmachungen nicht einlassen.«
Sie zuckte erneut die Schultern. »Also —«
    Ich sah, wie sich ihr
Zeigefinger am Abzug spannte. Meine eigene Waffe senkte sich blitzschnell um
gut zehn Zentimeter, so daß sie auf ihren rechten Oberschenkel gerichtet war.
Dann schoß ich.
    Ich werde nie erfahren, ob ich
sie traf oder nicht. Die anderen drei Geschosse fuhren ihr in die Brust, so daß
sie rückwärts gegen die Tür taumelte. Blut schoß wie ein Fontäne aus ihrem
schwarzen Pyjamaoberteil heraus, so als ob jemand auf eine Ölquelle gestoßen
wäre.
    Mit einem leisen Plumps fiel
Simons Pistole auf den Boden. Er hob den Kopf ein paar Zentimeter hoch, und ich
sah die Qual in seinen Augen.
    »Verdammtes Luder!« schrie er
mit dünner Stimme. »Das tut weh!«
    Arm Reardens Körper lag auf

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