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Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Namen
gerufen hatte, ein paar Sekunden lang unentschlossen in der Luft hängen, bevor
er zögernd die Hände wieder auf den Tisch fallen ließ.
    »In Ihrem eigenen Interesse — tun
Sie das nie wieder«, sagte Amanda mit gepreßter Stimme. Dann ließ sie sich in das Polster zurücksinken und schloß für eine
kleine Weile die Augen. »Lee hat ein heftiges und manchmal unkontrollierbares
Temperament! Möglicherweise könnte ich ihn ein andermal nicht zurückhalten, und
das würde Ihnen schlecht bekommen, mein Freund, sehr schlecht !«
    »Ihm auch«, brummte ich.
    Der Zeitpunkt schien mir
geeignet, die Katze aus dem Sack zu lassen, bevor es wirklich zu Tätlichkeiten
kam, und so zog ich meine Dienstmarke heraus und wies sie ihnen vor.
    »Ein Polyp ?« sagte der menschliche Gorilla verbittert. »Ein lausiger, stinkender Polyp! Das
hätte ich mir denken können .«
    »Für Sie bin ich Lieutenant«,
knurrte ich. »Lieutenant Wheeler vom Büro des Sheriffs. Und Sie heißen Lee — ?«
    »Solon«, krächzte er. »Im übrigen geht Sie das einen Dreck an .«
    »Hör auf, Lee«, sagte Amanda
mit nervöser Stimme und setzte sich wieder kerzengerade hin. »Was hat das alles
zu bedeuten, Lieutenant ?«
    »Es interessiert mich nur, was
denn so dringend war, daß Sie Anton Leckwick einen
Zettel geschrieben haben, er möge heute abend hierherkommen ?« sagte ich.
    »Ich soll ihm-« Ihre dunklen
Augen wurden groß, während sie langsam den Kopf schüttelte. »Ich habe ihm nie
irgendeinen Zettel geschrieben, Lieutenant .«
    Ich zog das Papier aus meiner
Brieftasche und ließ es vor ihr auf den Tisch fallen. Sie betrachtete es eine
Weile aufmerksam und schüttelte dann erneut den Kopf. »Aber das habe ich nie
geschrieben, Lieutenant. Die Handschrift sieht meiner eigenen nicht einmal
ähnlich. Soll das irgendein seltsamer Spaß sein ?«
    »Wenn Sie das nicht geschrieben
haben, Miß Wardring , so ist das ein verteufelter
Zufall, der Sie um die Zeit, die auf dem Zettel angegeben ist, hierher in die Ricochet Bar bringt, nicht wahr?« sagte ich
düster.
    »Aber natürlich war ich zu
dieser Zeit da — Anton rief mich gestern abend an und
— «, sie starrte mich mit einer Mischung aus Furcht und Verwirrung in den Augen
an, »- er bat mich, ihn heute abend hier zu treffen.
Es sei dringend und er hätte etwas...« Sie brach plötzlich ab und wandte den
Kopf ab. »Sie haben doch Graphologen, nicht wahr? Sie können nachweisen, daß
dieser Zettel nicht mit meiner Hand geschrieben worden ist, oder nicht ?«
    »Halt den Mund, Amanda«,
knurrte Solon. »Du brauchst dich mit dem Polypen nicht herumzustreiten. Du bist
außerdem durch nichts gezwungen, seine Fragen zu beantworten. Jedenfalls nicht,
bevor er uns nicht erzählt hat, was eigentlich los ist und ob er beabsichtigt,
jemanden festzunehmen. Und dann wollen wir zuerst einen Rechtsanwalt haben.
Also raus mit der Sprache, Lieutenant !« Das letzte Wort klang in seinem
Mund wie eine Beschimpfung.
    » Leckwick ist heute in den frühen Morgenstunden ermordet worden«, sagte ich. »Jemand hat
ihn hinter dem St. Jeromeschen Haus an einem Baum
aufgehängt und dabei versucht, einen Selbstmord vorzutäuschen .«
    »Anton — tot?« Amandas Stimme
schwankte ein wenig unsicher.
    »Wann hat er Sie gestern abend angerufen ?« fragte
ich.
    »Um zehn — zehn Uhr dreißig«,
sagte sie zitternd.
    »Wo hat er Sie angerufen ?«
    »Im Pines Hotel. Dort
wohne ich .«
    »Waren Sie in Ihrem Zimmer ?«
    »Ja.«
    »Waren Sie auch für den Rest
der Nacht, nach Leckwicks Anruf, dort ?«
    »Ja.«
    »War jemand bei Ihnen — zumindest
zeitweise ?«
    »Nein«, sagte sie und starrte
mich finster an. »Natürlich nicht.«
    Ich richtete meine
Aufmerksamkeit auf Lee Solons pockennarbiges Gesicht. »Wie steht’s mit Ihnen ?«
    »Ich wohne im selben Hotel«,
brummte er. »Ich war eine Weile weg und kam gegen halb zwölf in mein Zimmer
zurück und ging dann sofort ins Bett, Kumpel .«
    »Wo waren Sie vorher ?« fragte ich.
    »Eben ausgegangen.«
    Er schielte mich vergnügt von
der Seite an, als ob ihm sogar ein Wortgefecht willkommen wäre, wenn es schon
zu keinem anderen Gefecht kam. Einen Augenblick lang überlegte ich bedrückt,
wie, um alles auf der Welt, er bloß so geworden war oder ob er eine angeborene
Neigung zu Gewalttätigkeit hatte, die er auch mit zunehmendem Alter nicht
überwunden hatte. Jede der beiden Möglichkeiten war deprimierend, und das
dumpfe Funkeln des Hasses in seinen starren Augen war noch

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