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Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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der vertrauenswürdig ist<,
hieß es in seinem Brief, >jemanden, der nicht vor Gewalt zurückscheut, denn
am Ende könnte es vielleicht ein bißchen hart zugehen .< «
    »Und da fiel Ihnen gleich Ihr
alter Gorillafreund Solon ein ?«
    »Lee war jemand, auf den ich
mich verlassen konnte«, sagte sie in eisigem Ton. »Ich kenne ihn seit drei
Jahren oder länger, und — nun ja, er ist verrückt nach mir — er war der ideale
Mann für diesen Zweck. Wir trafen vor drei Tagen ein, stiegen im Hotel ab und
warteten darauf, etwas von Anton zu hören. In seinem Brief hatte außerdem
gestanden, ich solle auf keinen Fall versuchen, mit ihm von mir aus in dem Haus
dort Kontakt aufzunehmen. Aber das erste, was ich von ihm hörte, war der Anruf gestern abend . Seine Stimme klang
schrecklich aufgeregt, und er sagte, der Erfolg überträfe alle Erwartungen — wenn
ich die ganze Story hörte, stünden mir geradewegs die Haare zu Berge! Aber er
wollte mir durch das Telefon keine Details sagen — es sei ohnehin ein großes
Risiko, überhaupt anzurufen, und ich müßte also warten, bis wir uns heute abend in der Ricochet Bar träfen .«
    »Und etwa drei Stunden später
hat ihn jemand umgebracht«, sagte ich. »Haben Sie überhaupt eine Ahnung, worum
es sich bei dem großen Geheimnis gehandelt hat, dem er auf die Spur gekommen
war und das Sie reich machen sollte ?«
    »Nicht die geringste«, sagte
sie mit einem Unterton echten Bedauerns in der Stimme. »Ich wollte, ich hätte
eine Ahnung .«
    »Was für ein Typ Mann war Anton Leckwick ?« fragte ich
neugierig. »Als Charakter, meine ich .«
    »Ein komplett skrupelloser
Bastard«, antwortete sie, ohne zu zögern. »Arrogant, selbstsüchtig, mit einem
enormen Ego behaftet. Er hätte für jeden alles getan, wenn dabei für ihn ein
Gewinn heraussprang. Er hätte jeden Freund, ja auch jede Geliebte getäuscht,
belogen und betrogen, wenn ihm das irgendeinen persönlichen Vorteil verschafft
hätte — egal, ob gefühlsmäßig oder finanziell.«
    »Sie müssen einander sehr gut
verstanden haben«, sagte ich leise und beobachtete, wie ein eiskalter,
bösartiger Ausdruck in ihren dunklen Augen auftauchte.

4
     
    Es war eine schauerliche Fahrt,
jetzt bei Nacht durch die Schlaglöcher und Querrinnen der Privatstraße, während
die Scheinwerfer fortgesetzt die anscheinend endlose Mauer der Bäume auf beiden
Seiten der Straße mit ihrem verwirrenden Spiel von Hell und Dunkel
beleuchteten. Der Anblick des Hauses selbst war auch nicht gerade beruhigend.
So wie diese verrückte Kollektion von Türmchen und Giebeln als Silhouette gegen
den vom Mond erhellten Himmel stand, war es für die Eröffnungstotale eines
Fernsehfilms mit dem Titel >Eine Nacht im Hause des Grafen Dracula<
geeignet.
    Ich parkte den Healey, ging
hinauf unter das Vordach und zog heftig an dem verknoteten Klingelzug. Das von
der antiken Bronzelampe herabfallende Licht erlaubte mir, die in polierte
Kupferschicht eingravierte Inschrift zu lesen, die die massive Eingangstür
zierte: Ich bin die Freistatt, wenn mit
der Nacht der Jäger kommt! Vielleicht hatte Raymond St. Jerome es als
wirklich komischen Scherz empfunden, sich sein Versteck zu bauen, in das er vor
all seinen Frauen flüchten konnte; aber ein Blick über meine Schulter auf den
großen, dichten Wald, der das Haus von allen Seiten bedrängte — ein
schweigender, unerbittlicher Forst, gespenstisch weiß im Mondlicht — , und
diese Inschrift beinhaltete die reine Wahrheit. Der Gedanke an irgendeinen frei
umherstreifenden Jäger dort draußen reichte völlig, um mir aufs üppigste eine
Gänsehaut sprießen zu lassen.
    Es gab ein knarrendes Geräusch,
als sich die Tür ganze vier Zentimeter öffnete und ein dunkles, feuchtes Auge
mich mit ängstlicher Besorgnis durch den Spalt betrachtete. Dann wurde die Tür
weit geöffnet, und Natasha Tamayer gab einen hörbaren
Seufzer der Erleichterung von sich.
    »Es ist bloß der Bulle !« sagte sie mit vergnügtem Gurren in ihrer tiefen, weichen
Stimme. »Der Gedanke, wer — oder was — uns um diese Nachtzeit möglicherweise
besuchen könnte, war mir nicht angenehm. Kommen Sie schnell herein, so daß ich
die Tür schließen und den ganzen Spuk, der Ihnen auf den Fersen sein muß,
aussperren kann !«
    Ich gehorchte, und sie schloß
schnell die Tür. Dann wandte sie sich zu mir um. Sie trug einen dünnen weißen Jerseysweater und ein weißes Jerseyhöschen ,
das jede Normalhose vergleichsweise wie einen Sack hätte erscheinen

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