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Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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zweiten Glases
reinen Scotchs danach erkundigt hatte, hatte sie mir erzählt, sie habe Cissie , kurz nachdem Gamble das
Haus verlassen hatte, geweckt und danach Charvossier .
    Dadurch wurde der Voyeur zu
einem Unbekannten, einer Art X-Faktor, und es mußte sich bei ihm um irgendeinen
mordlüsternen Irren handeln. Was sonst konnte ihn bewegen, Nacht um Nacht um
das Haus herumzuschleichen und dabei so viele Geräusche zu verursachen, daß die
Bewohner nicht im unklaren über seine Anwesenheit
blieben. Ich betrachtete stirnrunzelnd die schweigend dastehende Zeder — diese
lausige Zeugin, die niemals über die näheren Umstände von Leckwicks Tod aussagen würde — und fing wieder von vorne an.
    Hier war ein Voyeur, der sich
in einen Stromer und dann in einen Mörder verwandelt hatte. In der nächsten
Nacht war er ein Mörder, der die Stätte seines Verbrechens innerhalb von
vierundzwanzig Stunden erneut besucht hatte und ausreichend lange dageblieben
war, um von einem Polizeibeamten verfolgt zu werden. Meine Überlegungen
versagten bei der naheliegenden Frage: Welcher Spezies von mordgierigem Irren
würde es einfallen, sich, nachdem er mich im Indianerstil angeschlichen und
dann bis zur Bewußtlosigkeit gewürgt hatte,
davonzumachen, ohne sich die Mühe zu geben, mich zuvor in eine Leiche zu
verwandeln?
    Danach schien mir der Zeitpunkt
gekommen, mit Kopfzerbrechen aufzuhören und mich schlafen zu legen. Ich warf
den Stummel meiner Zigarette aus dem Fenster, beobachtete den Funkenregen, der
entstand, als er auf den Boden fiel, und wandte mich dann dem Bett zu. Kurz
bevor ich es erreichte, blieb ich plötzlich stehen. Jemand mußte einen weißen
Umschlag unter der Tür durchgeschoben haben, während ich in die mondbeschienene
Nacht hinausgestarrt hatte. Vielleicht handelte es sich um ein Geständnis, verfaßt von einem rücksichtsvollen mordlüsternen Irren, und
er hatte es in mein Zimmer befördert, um mir die Mühe zu ersparen, auf ein
Klingeln hin zur Haustür hinuntergehen zu müssen?
    Der Umschlag enthielt eine
dicke goldumrandete Karte, und der Inhalt war mit der Hand geschrieben:
     
    Ich habe eben die übrigen
sechsundneunzig Starlets nach Hause geschickt, weil es mir zuwider ist, einen
Haufen gaffender Zaungäste im Haus herumwimmeln zu haben. Aber ich und die
Orgie warten noch. Ich werde die Scarlet spielen, und
wenn Sie sich auf den Kopf stellen!
     
    Die Karte war nicht
unterschrieben. Wozu auch, dachte ich flüchtig.
    Es war wirklich zum Lachen,
dachte ich, nachdem ich die Karte ein halbes dutzendmal gelesen hatte und sie
nun auswendig kannte. Für wen, zum Kuckuck, hielt sie sich eigentlich? Es
bedurfte schon eines fantastischen Selbstbewußtseins ,
fand ich, um solches Zeug überhaupt zu schreiben. Sie war so verdammt sicher,
nur einmal mit den Fingern schnippen zu müssen, damit ich, schrille
Freudenschreie ausstoßend, angerannt käme. All dieses alberne Geschwafel über
die schönen Starlets, das mit dem fantastischen Quatsch zusammenhing, den ich
ihr am Morgen erzählt hatte — sie mußte ihn ernst genommen haben! Ich grinste
und fragte mich, wie naiv sie wohl sein mochte? Sie war die Sorte Frauenzimmer,
die sich einbildete, Sex sei wie ein Straight Flush im Poker — man brauchte bloß auszuspielen, und es konnte gar nichts
schiefgehen.
    Mir fiel ein, in welcher Weise
sie ihre Karten heute morgen ausgespielt hatte: Wie
sie auf dem Bett gesessen und das seidene Negligé beinahe bis zur Taille
hochgezogen hatte, weil sie so verdammt überzeugt davon gewesen war, ihre
Oberschenkel würden mich sofort zu hilfloser Kapitulation zwingen. Das Bild
dieser Oberschenkel tauchte plötzlich wieder vor mir auf — die durchscheinende
milchweiße Haut, die feste, aber zugleich nachgiebige, in weitem Schwung
verlaufende Strecke zwischen Hüften und Knie.
    Wenn ich es mir überlegte, so
hatte sie seltsamerweise mit den übrigen sechsundneunzig Starlets durchaus recht . Sie stellten sich letzten Endes doch nur als ein
Haufen gaffender Zaungäste heraus, genau wie sie behauptet hatte. Es war nur
recht und billig, zu ihr zu gehen, dachte ich, während ich die Tür öffnete und
auf den Korridor hinaustrat; denn sie konnte ja nicht wissen, wie recht sie
hatte, wenn ich ihr das nicht persönlich mitteilte.
    Die Tür zu ihrem Zimmer stand
bereits ein paar Zentimeter weit offen, als ich ankam, und so brauchte ich ihr
nur einen leichten Schubs zu geben und einzutreten. Ihr Zimmer war doppelt so
groß wie das, welches ich

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