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Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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endlose schwarze
Leere einer bodenlosen Tiefe.

5
     
    »Sind Sie wieder einigermaßen
in Ordnung, Lieutenant ?« erkundigte sich eine besorgt
klingende Stimme eindringlich.
    Ich schielte zu dem
erbarmungslos direkt in meine Augen fallenden Licht empor, und die um seinen
Perimeter kreisenden Heiligenscheine ließen meinen Kopf heftig herumwirbeln.
    »Wenn Sie diesen verdammten
Scheinwerfer von meinen Augen wegnehmen«, sagte ich schwerfällig, »kann ich es
vielleicht feststellen .«
    »Tut mir leid .« Die Stimme hatte einen entschuldigenden Ton.
    Der Strahl der Taschenlampe
verschwand von meinem Gesicht und tanzte dabei über eine verwirrende Folge von
Baumstämmen. Als ich mich mühsam aufrichtete, fühlte sich mein Kopf an, als
fiele er mir glattweg von den Schultern. Irgendein fleischfressender Verrückter
hatte meine Nackenmuskeln zu einem faserigen Brei zerkaut. So wie meine Kehle
reagierte, mußte derselbe Irre sie spaßeshalber mit einem stumpfen Sägeblatt
behandelt haben.
    »Wie fühlen Sie sich jetzt ?« fragte die idiotische Stimme freundlich.
    »Oh, großartig«, krächzte ich.
»Einfach großartig. Wie würden Sie sich fühlen, nachdem Sie irgendein
Verrückter halb zu Tode gewürgt hat! Ich fühle mich grandios, bis auf ein paar
kleinere Verletzungen wie einen zerquetschten Kehlkopf und eine ausgebrannte
Lunge. Der ausgerenkte Hals wird mich ein bißchen stören, bis ich mich daran
gewöhnt habe. Ich meine, die ganze Zeit mit entweder nach hinten oder nach
vorne herunterbaumelndem Kopf herumzuspazieren...«
    »Es klingt so, als wären Sie
okay«, sagte die Stimme kichernd. »Soll ich Ihnen aufhelfen ?«
    »Nein«, sagte ich ungeheuerlich
würdevoll.
    Der lausige Tropf nahm mich
beim Wort und ließ mich zweimal platt aufs Gesicht fallen, bevor er endlich die
Hand ausstreckte und mir hoch half. Ich blieb eine Weile stehen, gerade
ausreichend lange, um der Landschaft Gelegenheit zu geben, mit ihrem dämlichen Herumgehüpfe aufzuhören, dann gingen wir langsam zurück auf
das Haus zu. Er hielt mich die ganze Zeit über fest am Arm, aber ich mochte
mich deshalb nicht mit ihm streiten, da ich bereits die Folgen kannte und mein
Gesicht es satt hatte, bei der geringsten Gelegenheit auf den Boden zu fallen.
    Als wir das grauschwarze Gebiet
erreichten und dankbar aus der ungezähmten Wildnis auf den sauber geschnittenen
Rasen zurückkehrten, sah ich, daß die Glastür des Wohnzimmers weit offenstand
und daß eine kleine Gruppe von Leuten davorstand und unser Heranrücken mit
äußerstem Interesse verfolgte. Ich spürte einen plötzlichen unangenehmen Schock
in der Gegend des Solarplexus, als ich einen vertrauten schwarz und
scharlachroten Morgenrock unter ihnen erblickte, denn bis zu diesem Augenblick
war ich überzeugt gewesen, daß es Beaumonts Hand war, die so fest meinen Arm
umfaßte. Wenn es also nicht Beaumonts Hand war — ich wandte schnell den Kopf,
und das Licht vom Haus her war inzwischen hell genug, um mich erkennen zu
lassen, daß es sich um den rothaarigen ersten Solotänzer Dickie Gamble handelte, der Florence Nightingale gespielt
hatte, und keineswegs der Choreograph.
    Gamble grinste mich an, und
vielleicht sollte es ein beruhigendes Grinsen sein, aber in meinen Augen war es
verdammt selbstgefällig, und ich mußte einen plötzlichen heftigen Impuls
unterdrücken, es mit meinem Handrücken von seinem Gesicht zu wischen.
    »Mit Ihnen ist, weiß der
Himmel, schwer auskommen, Lieutenant«, sagte er leichthin. »Wenn ich gewußt
hätte, wie schwer, wäre ich gar nicht erst gekommen, um nach Ihnen zu sehen .«
    »Wieso sind Sie überhaupt
gekommen ?« brummte ich.
    »Als Sie eine Weile fort waren,
kriegte Natasha es mit der Angst und wollte, daß Laurence nach Ihnen sehen
sollte«, sagte er vergnügt. »Aber der Maestro lehnte das huldvollst ab. Vielleicht dachte er, er könnte sich in dem hohen Gras seinen schicken
Morgenrock ruinieren, oder? Wie dem auch sei, das erste, was ich von der ganzen
Sache erfuhr, war, als Natasha wie die Feuerwehr in mein Zimmer gerast kam und
mit ihrer machtvollen Stimme aus Leibeskräften schrie, der Lieutenant sei
soeben irgendwo auf dem hinteren Teil des Rasens von dem Voyeur ermordet
worden.«
    »Ich habe vermutlich Glück
gehabt, daß Sie angezogen zu schlafen pflegen«, sagte ich mit einem Blick auf
seinen lohfarbenen Anorak und die engen Black jeans .
    »Ich schlafe nackt,
Lieutenant«, sagte er mit vollkommen ausdrucksloser Stimme. »Und
splitterfasernackt mitten

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