Al Wheeler und der Tanz in den Tod
aufwarten können — und vielleicht
schon bald ?«
»Okay«, krächzte ich. »Wo ist
er ?«
»Ich verstehe nicht, wovon Sie
reden, Lieutenant .« Er bemühte sich offensichtlich mit
allen Mitteln um einen unschuldsreinen Kleinkinderausdruck; aber was dabei
herauskam, glich eher einem professionellen Blaubart, der dabei ertappt wird,
wie er seine siebte Frau im Keller vergräbt.
»Der Pferdefuß«, sagte ich
kalt. »Der Haken, das heimliche Gift — was immer es sein mag, das Sie bewegt,
plötzlich wegen dieses Falles so besorgt zu sein .«
»Morde in meiner Grafschaft
machen mich immer besorgt«, sagte er voller Würde. »Es macht einen solch
lausigen Eindruck auf die Wähler! Und ich hatte gar nicht realisiert, daß die
kleine St. Jerome die einzige Tochter von Raymond Jerome ist .« Er ließ mir ein wehleidiges Lächeln zukommen, das kameradschaftlich gemeint
war. »Jedenfalls nicht, bevor mich der Bürgermeister heute früh angerufen hat«,
sagte er bedächtig, »und beiläufig bemerkte, das Mädchen sei die einzige
Tochter eines Mannes, der bis zu seinem Tod einer seiner besten Freunde gewesen
sei. Der Bürgermeister — «, drei seiner vier Kinne bebten in unterdrückter
Gefühlsaufwallung, »- ist ein Mann mit einer entschiedenen Fähigkeit, sich klar
auszudrücken, bis an den Rand der Unhöflichkeit — ja Grobheit! Er mache mich
persönlich für die Sicherheit des Mädchens verantwortlich, sagte er. Und wenn
dieser Haufen unfähiger Tröpfe in meinem Büro nicht endlich aufhörte, die
Blinden der Grafschaft zu bestehlen und daranginge, diesen Mordfall innerhalb
der nächsten achtundvierzig Stunden aufzuklären, würde er dafür sorgen, daß die
Mordabteilung der Stadtpolizei ihn übernähme. Außerdem würde er dafür sorgen,
daß verschiedene Veränderungen einträten .« Lavers lächelte mich auf gespenstische Weise an.
»Geringfügige Änderungen wie die, daß der aussichtsreichste Kandidat für die
nächsten Sheriffwahlen nicht ich sein würde, da ich bis dahin kein Mitglied
jener Partei mehr wäre, die zufällig die Partei des Oberhaupts dieser Stadt
ist.«
»Es wäre mir schrecklich
zuwider, Sie gehen zu sehen, Sheriff«, sagte ich beiläufig. »Kenne ich übrigens
zufällig den neuen Sheriffanwärter ?«
»Und ob !« brüllte er. »Ich bin es! Und wenn sich daran etwas ändern sollte, so brauchen
Sie sich keine Gedanken darüber zu machen, Wheeler, denn Sie wären ohnehin
nicht mehr hier, um das zu erleben .«
»Etwas ist seltsam an diesem
Fall«, sagte ich, seine Tirade ignorierend, da es sich doch um nichts anderes
als die reine Wahrheit handelte und ich ohnehin ausreichend Probleme hatte. » Leckwick war der Bursche, der ermordet wurde, aber wo ich
auch hingehe, und welche Erkundigungen ich auch einziehe, immer endet alles
damit, daß über den verstorbenen Raymond St. Jerome gesprochen wird .«
»Und ?« brummte er.
»Angeblich ist er vor etwa
einem Jahr umgekommen. Ein Unfall in einer der mit Explosivstoff gefüllten
Baracken auf einem seiner eigenen Ölfelder«, sagte ich. »Es gibt eine andere
Theorie, der zufolge es kein Unfall gewesen sein soll. Er steckte bis über
beide Ohren in finanziellen Schwierigkeiten, Unterhaltszahlungen an drei
geldgierige Frauenzimmer, ganz zu schweigen von den Zahlungen an zwei ehemalige
Geliebte, die ihn erpreßten .«
»Das ist der Mann, der zu den
besten Freunden des Bürgermeisters gehört hat ?« sagte Lavers mit einem gehässigen Glanz in den Augen.
»Die andere Möglichkeit ist
Selbstmord«, knurrte ich. »Da er sich selbst umgebracht hat, damit seine
Tochter die Versicherungssumme ausbezahlt bekommt .«
»Von so jemandem habe ich
überhaupt noch nie gehört«, erklärte Lavers mit
scheinheiliger Stimme. »Ich muß schon sagen, ich bin auch über den
Bürgermeister überrascht — drei geschiedene Frauen, haben Sie gesagt ?«
»Vier«, berichtigte ich müde.
»Aber eine von ihnen — Cissies Mutter — scheint nie
irgendwelche Ansprüche an ihn gestellt zu haben. Und außerdem etwa siebzehn
Geliebte, wenn seine Tochter nicht übertrieben hat.«
» Hmm .« Er rieb sich fröhlich die Hände. »Ich sehe, Sie haben in
Ihren Ermittlungen bereits bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Gute Arbeit,
Wheeler!«
»Vielleicht könnten Sie das
Ganze nachprüfen, Sheriff ?« sagte ich erwartungsvoll.
»Herausfinden, ob er finanziell wirklich am Ende war — ob keine Chance mehr für
ihn bestand, auch nur noch einen Vierteldollar aus der verfahrenen
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