Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
mitteilte. Er würde sich
glücklich schätzen, Miß Wardring anzurufen und ihr
mitzuteilen, sie bekomme Besuch, einen Mr. — ? Lieutenant, sagte ich, zeigte zum Beweis meine Dienstmarke und erklärte ihm
dann, ich schätzte mich überaus unglücklich, wenn er Miß Wardring anriefe, um ihr mein Eintreffen mitzuteilen. Desgleichen sei ich unglücklich,
wenn er Mr. Solon anriefe und ihm gegenüber die Tatsache meines Besuchs
erwähnte. Ich zöge es vor, wenn er sich um seinen eigenen Kram kümmerte und mir
den meinen überließe.
    Er sah bedrückt drein, als ich
ihn verließ, und ich fragte mich, ob ich wohl ein wenig grob zu ihm gewesen
war, aber das in Kauf zu nehmen gehörte nun einmal zum Dasein eines
Hotelangestellten. Oder zum Dasein eines Polizeibeamten? Die Schwierigkeit war
nur, daß Leute, die in Hotels arbeiten, gelegentlich ihren Gästen gegenüber
loyale Empfindungen hegen, aber wer hat je davon gehört, daß jemand einem
Polypen gegenüber loyale Empfindungen hegt, es sei denn vielleicht ein anderer
Polyp? Falls also Amanda Wardring den
augenblicklichen Lieblingswunschtraum des Hotelangestellten darstellte, hoffte
ich, ihn hart genug angepackt zu haben, um die Loyalität so weit zu ersticken,
daß er in Untätigkeit verharrte.
    Der Aufzug setzte mich im
vierten Stock ab, und nach ein paar Sekunden hatte ich ihr Apartment — 502 — gefunden.
Als ich an die Tür klopfte, schrie ihre Stimme ein gebieterisches »Herein !« , und ich fand, daß sie für eine Lebedame von
lebensfremder Unhöflichkeit war.
    Sie stand, als ich eintrat, den
Rücken der Tür zugewandt, am Fenster und starrte hinaus. Ich schloß sachte die
Tür hinter mir und lehnte mich abwartend dagegen. Nach ein paar Sekunden zuckte
sie plötzlich ungeduldig mit den Schultern und drehte sich zu mir um.
    »Was ist los ?« Ihre dunklen Augen blitzten zornig, als sie mich erkannte. »Oh — Sie sind’s
schon wieder .«
    Sie trug einen Pyjama in
Hosenrockform aus weißem Krepp, was sie ähnlich wie ein Matrose von der Sorte
aussehen ließ, wie sie jeder Matrose in der nächsten Koje zu finden hofft. Um
die schmale Taille trug sie einen breiten geflochtenen Ledergürtel, der zudem
vergoldet war. Ihre großen Ohrringe waren ein Fantasiegebilde in Gold und
stellten einen Vogel in einem — ja, stimmt — dar. Ich nahm an, daß
>amüsant< für sie wohl die richtige Bezeichnung in den Stabsrängen
ausgehaltener Frauenzimmer war.
    »Nun?« Ihr hübsches, arrogantes
Gesicht zeigte unmittelbar unter den hochsitzenden Backenknochen eine leichte
Röte. »Was wollen Sie — Lieutenant ?«
    »Ich habe noch ein paar Fragen
an Sie«, sagte ich, stieß mich von der Tür ab, ging zum nächsten Stuhl und ließ
mich behaglich hineinplumpsen. »Sie können es sich ruhig auch bequem machen,
Amanda, meine Neugier wird ohnehin einige Zeit in Anspruch nehmen .«
    »Was für Fragen?« Sie kreuzte
fest die Arme unter der kleinen Brust und ließ ihre Schultern verdrossen ein
wenig nach vorne hängen.
    »Erinnern Sie sich daran, als
Sie damals vor ein paar Wochen in der Fifth Avenue
auf Leckwick trafen ?« begann
ich.
    »Natürlich erinnere ich mich !« sagte sie scharf.
    »Halten Sie diese Begegnung für
einen Zufall ?«
    »Einen Zufall?« Sie starrte
mich einen Augenblick lang an. »Was sonst? Glauben Sie vielleicht, ich hätte
ihn vorher angerufen und ihm vorgeschlagen, wir sollten einander spaßeshalber
um elf Uhr drei vormittags in der Fifth Avenue, New
York-Ost, Ecke Achtundfünfzigste Straße, in die Arme laufen?«
    »Netter Gedanke«, gab ich zu.
»Ich spreche von Leckwicks Gesichtspunkt aus. Könnte
er es so arrangiert haben, daß er Ihnen in die Arme lief ?«
    »Sind Sie übergeschnappt ?« sagte sie heiser. »Wozu denn?«
    »Fangen Sie nicht an, Fragen zu
stellen, statt mir zu antworten«, brummte ich. »Davon kriege ich nervöse
Magenbeschwerden! Wußte er zum Beispiel, daß Sie in der Stadt sind ?«
    »Es war das erste Mal seit
Monaten, daß ich ihn wiedergesehen habe«, sagte sie kalt.
    »Wo haben Sie in New York
gewohnt ?«
    »Im Manhattan .«
    »Zum erstenmal ?«
    »Ich wohne immer im Manhattan. Die einzige vernünftige Bemerkung, die Ray je gemacht hat, war über dieses
Hotel. >Warum willst du lange herumsuchen, wenn du das Beste schon gefunden
hast<, sagte er. Wir haben unsere Flitterwochen dort verbracht .«
    »Vielleicht wußte Leckwick , daß Sie immer im Manhattan absteigen ?« sagte ich. »Er konnte sich ohne Schwierigkeiten
erkundigen. Dann hat es

Weitere Kostenlose Bücher