Al Wheeler und der tote Partygast
wahr?«
»Sie überraschen mich,
Lieutenant. Ich hatte zwar immer vermutet, daß er jede Person, die ein Loch
zwischen den Beinen hat, vögeln würde. Aber eigentlich kennt selbst Jon
irgendwo eine Grenze. Im übrigen hatte ich geglaubt, daß Minerva ihn zu sehr
auf Trab hält.«
»Was ist mit ihrem zahmen
Tenniscrack?«
»Paul Kendal? Er weiß, glaube
ich, nicht einmal, daß man mit dem Ding etwas anderes machen kann, als pinkeln.
Kendal gehört ganz einfach zu ihren kleinen Akten der Nächstenliebe, vermute
ich. Minerva hat schon immer eine Schwäche für Athleten gehabt, aber ich glaube
nicht, daß das bei ihr etwas mit Sex zu tun hat.« Er lächelte mich kurz an. »Wenn
ich so weitermache, Lieutenant, werden Sie mich noch für ein altes Klatschweib
halten.«
»Alle erzählen mir immer
wieder, was für ein netter Junge Hamer gewesen ist«, sagte ich. »Und doch muß
jemand gefunden haben, es gäbe einen guten Grund, ihn umzubringen.«
»Da haben Sie wohl recht.« Er
nickte zustimmend. »Aber ich kann mir einfach niemanden vorstellen.«
»Er wollte, daß Minerva in sein
Antiquitätengeschäft investiert, doch sie hat sich, auf Getlers Rat hin, geweigert.
Sie teilte ihre Entscheidung Hamer mit, kurz bevor er das Haus verließ.«
»Der arme Wally! Er ist niemals
sehr gescheit gewesen, doch ich habe immer gefunden, daß er in Ordnung ist. Als
er mir erzählte, daß er verzweifelt Betriebskapital benötigte, machte ich ihm
klar, daß seine einzige Chance darin bestünde, jemanden zu suchen, der in sein
Geschäft einsteigt. Deshalb habe ich ihn Minerva vorgestellt. Ich glaubte, sie
könnte vielleicht interessiert sein. Sie mag Schwule, weil sie hofft, daß sie eines
Tages einen dazu bringt, mit ihr zu schlafen, und ihm so seinen großen Irrtum
beweisen kann — natürlich, weil sie so eine fantastische Frau ist. Also diese
degenerierte, kleine Ratte Getler hat das Geschäft ruiniert!«
»Wann hat sich Minerva vom
Jet-Set abgewandt?« fragte ich.
»Gleich nachdem ihr Mann
gestorben war. Er hatte das Haus hier gebaut, aber sie haben nicht sehr viel
Zeit hier zugebracht. Trent war ein Playboy. Er hatte nach Ölquellen gesucht
und Glück gehabt, und das Geld floß und floß herein. Ich habe so das Gefühl,
daß die liebe Minerva die Konkurrenz im Jet-Set nicht mochte. In ihrem Haus
kann sie stets und ständig die Bienenkönigin spielen und nur die Leute
einladen, die sie sehen möchte.«
»Ich kann mir überhaupt noch
kein Bild von ihr machen«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Sie sagen, sie wäre
scharf auf Sportler, aber es hätte nichts mit Sex zu tun, und vielleicht sei
sie auch ein klein bißchen masochistisch veranlagt, eine Veranlagung, die
Sophia Platzer zu befriedigen weiß. Sie duldet Liz Stillwell als eine Art
Gesellschafterin und Sekretärin um sich und ist verrückt danach, einen Schwulen
zu bekehren, wenn man ihr nur eine kleine Chance dazu geben würde.«
»Sie ist eine sehr verwirrende
Frau«, stimmte Gerard mir zu. »Aber vielleicht kommt das daher, weil sie selbst
verwirrt ist.«
»Wahrscheinlich«, brummte ich
ausdruckslos und erhob mich.
»Wann immer Sie über den Fall
ein klein wenig plaudern wollen — zögern Sie nicht, mich zu besuchen«, sagte
Gerard.
Ich spazierte hinaus durch den
Ausstellungsraum, verfolgt von den mißbilligenden Blicken des in Weiß
gekleideten Vampir-Opfers. Das Klügste wäre, einen Lastwagen zu kaufen,
überlegte ich, und all den Abfall, der mir über den Weg lief, einzusammeln. Es
war genauso, wie Lavers am Abend zuvor gesagt hatte: Bisher hatte ich nicht
eine einzige verdammte Tatsache in Händen.
Ich stieg in meinen Wagen ein
und lenkte ihn in Richtung Bald Mountain. Etwa eine halbe Stunde später tauchte
direkt vor mir das große, weiße Haus auf. Ich steuerte durch die geöffneten
Tore und parkte vor dem Eingang.
Die Bienenkönigin öffnete mir
höchstpersönlich. Sie trug ein weißes T-Shirt, weiße Shorts, weiße Socken und
weiße Turnschuhe.
»O Gott!« stöhnte sie auf, als
sie mich erblickte. »Haben Sie etwa vor, hereinzukommen?«
»Nur noch ein paar kleine
Fragen, Mrs. Trent«, sagte ich höflich.
»Nun, dann kommen Sie lieber
gleich!«
Ich folgte ihr ins Wohnzimmer.
Sie wandte sich um und sah mich ungeduldig an.
»Ich habe Paul bei einer
Trainingsstunde ausgeholfen«, erklärte sie. »Er ist bereits hochgegangen, um
sich zu duschen, und ich war soeben dabei, dasselbe zu tun. Mir ist heiß, ich
schwitze und ich bin schlecht gelaunt. Sie müssen
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