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Al Wheeler und der tote Partygast

Al Wheeler und der tote Partygast

Titel: Al Wheeler und der tote Partygast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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von einem Haarkünstler hindrapiert worden.
Dunkle Augen blickten mich an. Das Gesicht hätte einem alternden griechischen
Adonis gehören können. Er trug ein rostfarbenes Jackett aus weichem Leder und
darunter einen grauen Kaschmirpullover mit V-Ausschnitt zu dunkelbraunen
Kordhosen. Ein goldenes Kettchen lag eng um seinen Hals, eine goldene
Armbanduhr zierte sein eines Handgelenk, und am Mittelfinger seiner rechten Hand
trug er einen riesigen goldenen Ring.
    Ich war weniger beeindruckt als
erstaunt.
    »Sie sind Lieutenant Wheeler«,
sagte er mit weicher Stimme. »Ich bin Miles Gerard. Natürlich bin ich bereits
über den Tod des armen Wally informiert. Ich hatte Sie schon früher erwartet.«
Er lächelte. Seine Zähne waren schneeweiß. »Wollen Sie sich nicht setzen?«
    Ich setzte mich auf einen Stuhl
und sah ihn über die lederne Schreibtischplatte hinweg an.
    »Wer, glauben Sie, hat ihn
umgebracht?« fragte ich.
    »Mein lieber Lieutenant, ich
habe ganz schlicht keinerlei Ahnung. Wally war ein extrem netter Junge. Ich
kann mir nicht vorstellen, daß er irgendwelche Feinde gehabt haben könnte.«
    »Unerwiderte Liebe, hat jemand
gemutmaßt«, sagte ich. »Sie haben sich groß für ihn in Szene gesetzt, aber er
hat treu zu Craig Pollock gehalten.«
    »Ich bin sicher, daß Craig
Ihnen das erzählt hat.« Er seufzte leise. »Der arme Craig war immer ganz rasend
vor Eifersucht, wenn Wally auch nur mit einem anderen Mann gesprochen hat. Ich
habe Wally sehr gemocht, aber ich hätte niemals im Traum daran gedacht, eine so
tiefe und bedeutungsvolle Beziehung, wie er sie mit Craig hatte, zu zerstören
zu versuchen.«
    »Um wieviel Uhr haben Sie die
Dinnerparty verlassen?«
    »So um drei Uhr dreißig.«
    »Sie waren vor Hamer der
letzte, der ging.«
    Er zog eine Braue hoch. »Ist
das von Bedeutung, Lieutenant?«
    »Wer immer ihn auch getötet
hat, wird seinen eigenen Wagen wahrscheinlich von der Straße gefahren haben und
darauf gewartet haben, daß Hamer vorbeikommt. Dann wird er ihn angehalten
haben.«
    »Ich war es nicht. Ich bin
direkt nach Hause gefahren.«
    »Sie sind Innenarchitekt und
Designer?«
    Er nickte. »Hauptsächlich
entwerfe ich Möbel. Man könnte sagen, ich habe ein Gespür für Formen.«
    »Jon Blake versorgt Sie zum
Teil mit entsprechendem Material, mit dem Sie dann arbeiten.«
    »Ja, ich nehme ihm ein paar von
den guten Sachen, die er importiert, ab«, gab er zu. »Wally hat viel häßlichen
Trödel bei ihm gekauft. Das meiste stammte aus Südostasien. Manches war
ziemlich abscheulich. Buddhas aus Keramik und Messing, Briefbeschwerer und
dergleichen Plunder. Aber Wally schien im ganzen Land einen guten Absatzmarkt
dafür zu haben.« Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Der allseits verbreitete
schlechte Geschmack der Massen.«
    »Wie haben Sie Blake
kennengelernt?«
    »Vor ein paar Jahren bei
Minerva. Er war offensichtlich so eine Art Kompagnon ihres verstorbenen Mannes.
Sie hat an ihn verkauft, und er hat an irgendeinen großen Konzern
weiterverkauft, den Erlös dann aber bei irgendeiner Landspekulation in Florida
in den Kamin gejagt, wie ich gehört habe. Als wir uns zum erstenmal trafen,
hatte er gerade mit dem Importgeschäft begonnen. Ich war interessiert und
stellte ihn Wally vor, der ebenfalls Interesse zeigte.«
    »Ist Leon Getler Ihr Anwalt?«
    »Was für ein widerwärtiger
Gedanke!« Er schauderte sichtlich. »Er ist Minervas Anwalt. Ich persönlich kann
ihn nicht ausstehen. Jedesmal, wenn er sie sieht, beginnt er buchstäblich vor
Begierde zu keuchen, und sobald ich zugegen bin, fängt er an, dreckige Witze
über die Schwulen und warmen Brüder zu machen und sie mit allen nur denkbaren
beleidigenden Ausdrücken zu versehen. Ich weiß nicht, wie Minerva ihm so lange
vertrauen kann. Ich würde ihm nicht einen gestohlenen Cent anvertrauen.«
    »Was halten Sie von Sophia
Platzer?«
    »Ist das nicht die Wilde? Sie
ist fantastisch lesbisch.« Er strahlte übers ganze Gesicht. »Einfach für alles
zu haben. Sie hat an allem ihren Spaß — an Sklaverei, Peitschen, Ketten und
Reibeisen. Übrigens ist sie schon seit langem mit Minerva befreundet. Manchmal
habe ich überlegt, ob Minerva nicht nebenbei ein klein wenig masochistisch
veranlagt ist und sich bei Sophia hie und da ihre Prügel holt.«
    »Was ist mit Liz Stillwell?«
    »Ich habe sie immer für ein
ziemlich dummes kleines Mädchen gehalten. So konventionell aufrichtig und
schrecklich langweilig.«
    »Aber sie und Blake sind ein
Paar, nicht

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