Al Wheeler und die Besessene
die
wirkliche Margie ist, aber ich würde vorziehen zu warten, bis die Gelegenheit
ein andermal günstiger ist und wir eine bessere Chance haben, ausreichend lange
am Leben zu bleiben, um danach die Erinnerung auszukosten.«
Ihre Hände glitten über meine
Schultern und fielen an ihrer Seite herab. »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie
sollten ein paar Leute mitbringen«, bemerkte sie kalt.
»Wenn ich Leute zur Verfügung
gehabt hätte, dann wären sie da«, knurrte ich. »Aber es gab eben keine. Nun,
wenn Sie wirklich so in der Tinte sitzen, wie ich zu glauben anfange, so sind
diese drei Rabauken da unten lediglich die Hilfsarbeiter. Oder nicht? Ich
meine, Sie würden Pete doch wohl nicht als den Kopf der Gesellschaft bezeichnen ?«
»Da muß ich ja lachen !« Sie kicherte schrill.
»Aber er hat ausreichend
Köpfchen, um jeden Augenblick den Telefonhörer abheben zu können und den
wirklichen Kopf anzurufen, um ihm zu erzählen, was passiert ist .«
»Daran habe ich gar nicht
gedacht !« Der sinnliche Blick verschwand jetzt völlig
aus ihrem Gesicht und hinterließ eine Leere, die schnell durch eine Mischung
aus Nervosität und Furcht ersetzt wurde.
»Was sollen wir tun ?« flüsterte sie.
»Sie haben am Telefon gesagt,
Sie seien eine Gefangene in Ihrem eigenen Haus ?«
»Das stimmt. Sie haben es
selber gesehen .«
»Was wollen Sie also dagegen
unternehmen ?«
»Was meinen Sie damit ?« fragte sie nervös.
»Es hat keinen Sinn, zu
versuchen. Sie von hier wegzubringen, wenn Sie nicht selber weg wollen,
Margie«, sagte ich verzweifelt. »Begreifen Sie, was ich meine ?«
»Ja.« Sie packte ihre
Unterlippe mit Daumen und Zeigefinger und zupfte eine Weile geistesabwesend
daran. »Sehen Sie«, sagte sie plötzlich, »wenn Paul zurückkäme, wüßte ich, daß
er alles in Ordnung bringt. Aber ich bin gar nicht so sicher, daß er
zurückkommt — ich meine, überhaupt. Im Augenblick brauchen sie mich, falls
jemand kommt und peinliche Fragen stellt — so wie Sie—, aber das wird nicht
alle Ewigkeit dauern. Oder?«
»Nein«, sagte ich vage.
»Aber wenn ich mein eigenes
Haus verlasse, wohin soll ich dann gehen ?«
»Haben Sie Geld — ich meine,
abgesehen von dem Ihres Mannes ?«
»Aber natürlich«, sagte sie
beiläufig. »Ich habe ein Bankschließfach, das mit Zeug wie diesem hier
vollgestopft ist .« Sie zupfte gelassen an einem der
tropfenförmigen Diamantohrringe, und eine plötzliche funkelnde Kaskade
blitzender Lichter blendete mich während der nächsten dreißig Sekunden.
»Dann besteht nicht das
geringste Problem für Sie«, sagte ich. »Und wenn die Kerle Sie bisher gebraucht
haben, um das zu decken, was immer Ihrem Mann zugestoßen sein mag, Süße, so
wird leider Ihre Nützlichkeit in dem Augenblick, als wir dieses Zimmer betreten
haben, hinfällig geworden sein.«
»Wie meinen Sie das ?« sagte sie scharf.
»Wir sind mittlerweile
ausreichend lange hier oben gewesen, um mich alles Erzählenswerte erfahren zu
lassen .« Da es keine andere Möglichkeit gab,
vereinfachte ich geduldig meine Ausführungen für sie. »Die drei können es sich
doch nicht leisten, Sie alles erzählen zu lassen. Oder?«
»Nein, davon bin ich überzeugt .« Sie nickte in heftiger Zustimmung. »Damit ist vermutlich
wohl schon alles beschlossen, was mich anbelangt ?« Sie
wandte sich von mir ab und ging zu den Fenstern hinüber. Sie blieb, ein paar
Sekunden lang schweigend auf die Straße hinabstarrend, stehen.
»Wissen Sie was, Al ?« Sie lachte bitter. »Ich bin seit fast zwei Monaten nicht
mehr aus diesem Haus herausgekommen! Nun habe ich bei dem Gedanken Angst. Ist
das nicht eine lächerliche...« Sie erstarrte plötzlich, beugte sich vor und
spähte aus dem Fenster. »Al!«
Ich trat neben sie hin und
blickte in Richtung ihres ausgestreckten Fingers. »Ich fürchte, Sie hatten
recht, daß es mit der Liebe Zeit hat, solange das richtigste ist, auf das
schnellste von hier wegzukommen !« Ihre Stimme
zitterte. »Nun ist es zu spät, und alles ist meine Schuld. Da sind sie .«
Eine schwarze Limousine parkte
am Straßenrand. Zwei Männer stiegen aus und kamen gemächlich die Zufahrt
herauf.
»Sie haben recht damit gehabt,
daß Pete anrufen würde«, sagte Margie unglücklich. »Da kommt der Boß !«
»Welcher ist es denn ?« fragte ich interessiert.
»Der, der von Ihnen aus gesehen
links geht«, sagte sie. »Dana Bladen.«
Von unserem Standpunkt aus war
Bladen nur eine perspektivisch verkürzte Silhouette. Er kam mit
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