Al Wheeler und die Callgirls
erhoben. Ich
befahl ihm, ihn fallen zu lassen, aber statt dessen warf er damit. Er traf Lou,
und der stürzte hin und wurde fast unter den Tisch geschleudert. Ich dachte,
ich sollte ihn mit meinem Gummiknüppel ein bißchen ausnüchtern, und schlug nach
seiner Schulter, aber er wich aus.« Prahan schüttelte den Kopf. »Nie in meinem
Leben hab’ ich jemanden sich so schnell bewegen sehen wie diesen Jungen! Er kam
von unten her, packte den Gummiknüppel und wand ihn mir aus der Hand. Im
nächsten Augenblick verpaßte er mir damit eins über den Hinterkopf. Ich ging zu
Boden, und er schlug weiter auf mich ein. Der Stuhl, den er nach Lou geworfen
hatte, hatte Metallbeine, und eins von ihnen hatte Lous Stirn aufgeschlitzt, so
daß er wegen all des Blutes, das ihm in die Augen lief, nicht gut sehen konnte.
Jedenfalls zog er seine Pistole heraus und schrie den Jungen an, er solle
aufhören, aber der Bursche schlug weiter auf mich ein. Also schoß ihm Lou ins
Bein.«
»Das Geschoß richtete das Bein
des Jungen übel zu«, sagte Schell mit derselben sachlichen Stimme. »Ich weiß
nicht, wie der medizinische Ausdruck dafür lautet, aber am Ende war das eine
Bein fünf Zentimeter kürzer als das andere, und er muß es für den Rest seines
Lebens nachschleifen.«
»Und was geschah mit Pete Silver?«
fragte ich.
»Jemand in Santo Bahia mochte
ihn gut leiden«, knurrte Schell. »Sie verschafften ihm einen smarten Anwalt und
ein halbes Dutzend falscher Zeugen, die alle schworen, sie seien zu dieser Zeit
in der Bar gewesen und hätten alles mit angesehen. So, wie sie die Sache
darstellten, war der Junge zwar betrunken gewesen, aber mehr auch nicht. Keiner
von ihnen hatte gesehen, wie er das Mobiliar zertrümmerte oder einen Stuhl nach
Lou Stern geworfen hatte. Alles, was sie gesehen hatten, war, wie zwei Polypen
in die Bar gerannt kamen und mit ihren Gummiknüppeln auf den Jungen
eingeschlagen hatten. Daraufhin sei der Junge wild geworden, habe den
Gummiknüppel des nächststehenden Beamten gepackt und angefangen, das
zurückzugeben, was er bekommen hatte. Daraufhin habe der andere Polyp seine
Pistole gezogen und absichtlich auf den Jungen geschossen. Die Jury erklärte
ihn für nicht schuldig; die Geschworenen schwammen beinahe alle in Tränen, als
der Junge jeden Tag im Rollstuhl in den Gerichtssaal gefahren wurde. Damit
hatte sich die Sache. Charlie wurde pensioniert, als er drei Monate später aus
dem Krankenhaus kam, weil er nicht mehr arbeiten konnte. Erzählen Sie mal dem
Lieutenant, was Ihnen alles fehlte, als Sie ins Krankenhaus eingeliefert
wurden, Charlie.«
Der Alte nickte. »Wie Sie
meinen, Lieutenant. Ich hatte fünf gebrochene Rippen, die eine Niere
funktionierte nicht mehr richtig wegen der Schwellung und vier beschädigte —
wie heißt das Zeug noch? — in meinem Rückgrat.«
»Rückenwirbel«, sagte Schell.
»Seit der Zeit muß Charlie ein Korsett tragen, und wegen der Schmerzen kann er
ohnehin nicht viel gehen.«
»Der Doktor gibt mir deswegen
die ganze Zeit über Tabletten«, sagte Prahan. »Meistens merke ich gar nichts
davon. Wollen Sie und ein paar andere Jungens nicht einmal abends zum Pokern
kommen, Lieutenant?«
»Eine gute Idee.« Schell
nickte. »Wie wär’s mit nächsten Donnerstag?«
»Großartig!« Prahan lächelte
und nickte mir dann zu. »Wiedersehen, Lieutenant.«
Ich sah schweigend zu, wie der
alte Mann sich zentimeterweise umdrehte und dann mühsam ins Haus
zurückhumpelte. Wir stiegen wieder in den Wagen, und Schell zündete sich eine
Zigarette an. »Charlie ist sechsundvierzig Jahre alt«, sagte er mit barscher
Stimme. »Von seiner Pension kann er die Miete und ein paar Lebensmittel
bezahlen. Seine Frau arbeitet als Putzfrau, so kommen sie gerade durch. Wenn er
in der Nacht, als er Pete Silver kennenlernte, in irgend jemands Händen war,
dann waren es recht zittrige Hände.«
»Davon bin ich überzeugt«,
sagte ich.
»Ich wollte, daß Sie das Ganze
selbst sehen.« Er ließ den Motor an und fuhr auf die Straße hinaus. »Wenn
jemand mir dieselbe Geschichte erzählt und behauptet hätte, es sei in Pine City
geschehen, hätte ich möglicherweise meine Zweifel gehegt, selbst auf ein Telefongespräch
mit Ihnen hin.« Er grinste mich von der Seite her an. »Nicht, daß ich eine
Sekunde lang an Ihrem Wort zweifeln würde, Al! Aber erst was man sieht, glaubt
man mit Sicherheit. Stimmt’s?«
»Okay, Sie haben für Klarheit
gesorgt«, sagte ich. »Erzählen Sie mir von Kutter und Evans.
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