Al Wheeler und die gespenstige Lady
vermittels einer
nachlässigen Fingerbewegung sorglos Asche auf den Teppich.
»Ich
habe eine Frage an Sie zu richten, die nichts mit Staatsgeheimnissen zu tun
hat, junger Mann«, schnaubte er. »Wann kann ich mein Tonbandgerät zurückhaben ?«
Ich
starrte ihn überrascht an. » Ihr Tonbandgerät?«
»Natürlich
ist es mein Tonbandgerät, verdammt !« Die scharfen
blauen Augen blinzelten aggressiv hinter ihrem schützenden Fettpolster hervor
zu mir herüber. »Der arme alte Slocombe borgte es
sich gestern abend von mir, bevor er sich in das
verschlossene Zimmer verzog .«
»Warum
haben Sie mir nicht schon früher gesagt, daß es Ihnen gehört ?« brummte ich.
»Weil
Sie nicht danach gefragt haben«, sagte er sachlich.
»Sie
können es jederzeit zurückhaben«, sagte ich.
Ben
paffte ein paar Sekunden lang heftig an seiner Zigarre. Die blauen Wolken
stiegen wie indianische Rauchsignale in die Luft. »Armer Kerl«, sagte er
grüblerisch. »Er wollte es ganz auf die wissenschaftliche Tour machen mit dem
Tonbandgerät und allem übrigen .« Er ließ sich in
seinen Stuhl zurückplumpsen, daß der Boden unter dem Teppich zu zittern begann.
»Mit diesem Ding gegen die Graue Dame aufkommen zu wollen bedeutete für ihn
ungefähr dieselbe Chance, die man mit einem Taschenmesser in der Hand gegen die
Mau-Mau gehabt hätte .«
Ich
blickte zu George hinüber. »Ich bin auf meinem Weg hierher bei Ihnen zu Hause
vorbeigefahren«, sagte ich im Konversationston, »und habe Ihre Schwester
kennengelernt .«
»Ja?«
Diesmal zuckte er noch heftiger.
»Sie
ist ein reizendes Mädchen«, fuhr ich fort. »Wir haben uns lange unterhalten .«
Er
rollte bei dem Gedanken gequält die Augen.
»Loraine
läßt sich im Gespräch leicht — äh — mitreißen«, sagte er verzweifelt.
»Wir
haben Loraine hier schon viel zu lange nicht mehr gesehen, George !« bellte Onkel Ben zu ihm hinüber. »Reizendes Mädchen!
Warum bringen Sie sie nicht öfter hierher? Sie schämen sich wohl der Familie,
in die Sie hineinheiraten werden, was ?«
»Nein !« rief George wild und wischte sich dann die Stirn mit dem
Taschentuch ab. »Es ist nur... Nun ja, Loraine — sie geht nicht oft aus«,
schloß er mit einem plötzlichen Einfall.
»Wie
kann das arme Mädchen ausgehen, wenn sie gar nicht darum gebeten wird ?« rief Ben. »Es ist einfach uns anderen gegenüber nicht
fair, ein so hübsches Füllen wie Loraine die ganze Zeit zu Hause zu lassen.
Hab’ ich nicht recht , Lieutenant?«
»Möglich«,
gab ich zu, »aber nicht wahrscheinlich .«
»He!«
Er schlug sich entzückt auf die Schenkel, was einen Laut wie ein Pistolenschuß verursachte. »Sie können mich nicht leiden,
mein Junge, nicht wahr ?«
»Ich
bin Polizeibeamter«, sagte ich kurz. »Es gehört zu meinem Beruf, weder
Sympathien noch Antipathien zu hegen .«
»Lassen
Sie mal den Polizeibeamten eine Minute lang aus dem Spiel .« Er beugte sich wieder auf seinem Stuhl vor. »Ich frage Sie als einen ganz
gewöhnlichen durchschnittlichen Mann, Lieutenant: Halten Sie mich für einen
großmäuligen alten Idioten ?«
»Wenn
Sie das selbst sagen...«, bemerkte ich höflich.
»Das
habe ich mir doch gleich gedacht .« Er sank in seinen
Stuhl zurück. »Ich habe ein Gefühl für solche Dinge — man könnte es einen
Instinkt nennen. Der stammt aus all den an primitiven Orten unter Wilden
zugebrachten Jahren .«
George
räusperte sich gequält. »Ben hat fünfzehn Jahre damit zugebracht, von einem Ort
zum anderen zu reisen, wie es ihm gerade paßte . Toll,
nicht?«
»Ja,
toll«, brummte ich.
»Er
hat einen Riesenkoffer voller Kuriositäten in seinem Zimmer«, fuhr George
entschlossen fort. »Sie sind absolut faszinierend .«
»Ausgestopfte
Mau-Mau? — Unsignierte Verträge mit Ölgesellschaften — und ähnliche
Kuriositäten ?« fragte ich unschuldig.
Ben
blinzelte George kunstvoll zu und zog zugleich mit heftigem Ruck an seinem
Spitzbart. »Er nimmt Sie auf den Arm, mein Junge«, teilte er ihm in höchster
Lautstärke mit. »Der Lieutenant hat etwas abwegige Vorstellungen. Nicht wahr,
Lieutenant ?«
»Im
Augenblick bin ich überhaupt nicht sicher, ob ich irgendwelche Vorstellungen
habe«, sagte ich ehrlich. »Vielleicht ist die Kombination von Ihrer Familie und
deren Gespenst mehr, als ich bewältigen kann .«
Er
schnaubte förmlich vor Lachen. »Das habe ich Ihnen gestern nacht schon gesagt. Erinnern Sie sich? All Ihr
hartes, auf Tatsachen basierendes Training und Ihre Erfahrungen nützen
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