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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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etwas anderes«, sagte ich und stand überaus langsam und bedächtig auf.
    Ich
blieb dicht vor George stehen und blickte ihn — ich war um gut zwölf Zentimeter
im Vorteil — von oben herab drohend an.
    »Wenn
Sie mich einen Lügner nennen, George, kann ich Sie schlagen, denn Sie sind
keine Dame«, erklärte ich sorgfältig. »Ich habe nichts dagegen, Sie ein bißchen
zu vermöbeln — und Ihnen vielleicht ein paar kleinere Knochen zu brechen —,
wenn Sie mich als Lügner bezeichnen .«
    »Das
hat er getan, das hat er getan«, sagte Justine aufgeregt. »Ich habe es gehört, Lieutenant, er hat Sie einen Lügner genannt,
geradewegs ins Gesicht hinein! Bringen Sie ihn um !«
    »Stimmt
das, George ?« knurrte ich.
    Sein
Gesicht verfiel plötzlich, als ob er auf einem sinkenden Schiff stünde und die
Rettungsboote nicht aufzutreiben wären. »Nein«, sagte er mit dünner Stimme.
»Ich nicht, Lieutenant. Da muß ein Mißverständnis vorliegen — ehrlich! Ich würde niemals daran denken, Sie einen Lügner zu nennen .«
    »Nun
ja«, sagte ich zögernd. »Wenn Sie so sicher sind ?«
    »Ganz
sicher !« quiekte er.
    »Wenn
Sie ihm vielleicht ein bißchen das Rückgrat verbiegen würden, Lieutenant ?« fragte Justine hoffnungsvoll.
»Damit er’s nicht vergißt ?«

ACHTES KAPITEL
     
    E llis Harvey blickte mich über den
Abendbrottisch weg an, und seine undurchdringlichen Augen hoben sich dunkel
gegen das weiße Gesicht ab.
    »Darf
ich Sie etwas fragen, Lieutenant ?« In seiner trockenen
Stimme lag ein beinahe entschuldigender Ton.
    »Bitte«,
sagte ich.
    »Bitte, mißverstehen Sie mich nicht — Sie sind in diesem Haus
als Gast willkommen...Aber weshalb sind Sie hier ?«
    »Wie?
Bitte noch mal«, sagte ich verdutzt.
    »Ich
meine, was versuchen Sie mit Ihrem Hiersein zu erreichen ?« Er blieb mit taktvoller, aber unerbittlicher Entschlossenheit beim Thema. »Ich
muß gestehen, ich berste vor Neugierde. Ich glaube, ich habe nie zuvor in
meinem ganzen Leben mit einem Kriminalbeamten gesprochen .«
    »Es
ist ganz einfach«, sagte ich in gelassenem Ton. » Gestern nacht ist in diesem Hause hier ein Mord begangen
worden, und von der Zeit meiner Ankunft an bis zur Zeit meines Weggehens war ich
mit den Dingen beschäftigt, die zuerst erledigt werden müssen. Es gibt da eine
Art Rezept, demzufolge man sich zuerst dem Opfer selber zuwendet und dann den
Dingen in seiner Umgebung — angefangen vom Teppich, auf dem der Tote liegt, bis
zu den zeitlichen und örtlichen Gegebenheiten .«
    »Sehr
interessant, wirklich sehr interessant !« murmelte
Ellis beinahe begeistert. »Bitte fahren Sie fort, Lieutenant .«
    »Ich
glaube, die einfachste Art, Ihre Frage nach meinem Hiersein heute abend zu beantworten, ist die: Ich möchte den
Mörder besser kennenlernen«, sagte ich langsam.
    »Was
soll das heißen ?« polterte Ben in vorwurfsvollem Ton
los. »Ich glaube, Sie sollten sich deutlicher ausdrücken, Lieutenant .«
    »Eben
jetzt besteht die Chance eins zu vier, daß ich mit dem Mörder zu Abend esse .« Ich grinste ihn an. »Die fünfte Chance ist, daß die
Mörderin oben in ihrem Zimmer allein zu Abend ißt .«
    »Sie
meinen Martha ?« George blickte mich mit entsetztem
Gesicht an.
    »So,
wie ich die Sache ansehe«, sagte ich müde, »muß einer von Ihnen, die zu dieser
Zeit im Hause waren, Slocombe umgebracht haben. Je
besser ich Sie alle fünf kennenlerne, desto größer sind meine Chancen, den
Mörder unter Ihnen herauszufinden .«
    »Den
Mörder unter Ihnen«, wiederholte Justine langsam und
schauderte dann plötzlich. »Was für ein bezaubernder Satz das ist, Lieutenant .«
    Ellis
schüttelte bedächtig den Kopf. »Vielen Dank, Lieutenant. Auf eine so
detaillierte Erklärung, wie Sie sie jetzt eben abgegeben haben, hatte ich nicht
einmal zu hoffen gewagt .« Er lächelte schwach. »Ich
muß zugeben, es hat etwas leicht Entnervendes, wenn man sich klarmacht, daß ein
Mann, der Ihnen, wenn er mit Ihnen spricht, ins Gesicht sieht, nicht einfach
höflich ist, sondern vielleicht die Möglichkeit erwägt, sich mit einem Mörder
zu unterhalten.«
    »Das
ist doch verrückt !« sagte George plötzlich. Dann, als
alle ihn anstarrten, überzog sich sein Gesicht mit hellem Karmesinrot. »Ich
meine: Wie könnte jemand von uns in das verschlossene Zimmer eingedrungen sein
und Henry Slocombe umgebracht haben? Ich neige nicht
sehr dazu, an übernatürliche Dinge zu glauben, aber diesmal bin ich völlig
davon überzeugt, weil es die einzige sinnvolle

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