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Al Wheeler und die letzte Party

Al Wheeler und die letzte Party

Titel: Al Wheeler und die letzte Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ist ein guter Rat. Sprechen wir von etwas anderem — was
ist mit Paris, Frankreich?«
    »Ja,
was ist damit?« fragte sie eisig.
    »Nun.«
Ich zuckte die Achseln. »Ich weiß, daß du dort gewesen bist. Früher habe ich
oft da drüben zu tun gehabt. Ich habe drei Jahre beim Geheimdienst in London
gearbeitet. Ich würde noch immer bei diesem Verein sein, wenn nicht so ein Witzbold
meinen Intelligenzkoeffizienten getestet hätte. Wo hast du in Paris gewohnt?«
    »Lassen
wir doch Paris«, sagte sie gereizt. »Dieses verdammte Kaff hat mir ohnehin nie
gefallen. Erzähle mir lieber was von deinem Mordfall. Was hast du getan, seit
du heute morgen hier weggefahren bist?«
    »Ich
habe einen Ausflug gemacht«, sagte ich. »Hinaus in die Wüste — bis hinter den
Mond und noch ein Stück weiter —, und ich bin nur dreißig Minuten später
zurückgekommen als verabredet. Du hast allen Grund, auf deinen Bauernjungen
stolz zu sein.«
    »Deine
Witze sind aber meistens schrecklich witzig«, sagte sie schnippisch. »Sie
wirken irgendwie mühsam und fad — wie geweichte Backpflaumen. Was du eben
gesagt hast, ist sogar überhaupt nicht witzig!«
    »Soll
auch gar nicht witzig sein«, antwortete ich. »Es ist wahr. Ich bin in einer
Ortschaft namens Oakridge gewesen. Das war ein
Kuhdorf, bevor die Kühe moralisch wurden und den Ort mieden. Jetzt gibt es dort
nichts weiter als den Friedhof — aber der ist dafür wirklich sehenswert.«
    »Ich
weiß immer noch nicht, was du redest«, sagte sie. »Es war zwar mein Vorschlag,
daß wir uns unterhalten sollten, aber so versessen bin ich nun auch wieder
nicht darauf. Trink deinen Whisky aus, Al Bauer!«
    Ich
tat, wie mir geheißen worden war. Sie nahm mir dann das leere Glas aus der Hand
und stellte es zusammen mit ihrem auf den Tisch. Auf dem Rückweg zur Couch
schlug sie einen Bogen und schaltete das Licht aus.
    Ihre
Arme schlangen sich um meinen Hals. Ich schob meine Hände um ihre Taille, wobei
ich sie noch näher an mich heranzog, und sie preßte ihre Lippen auf meinen
Mund. In solchen Situationen sind Unterbrechungen fehl am Platz. Außerdem war
ich gar nicht auf eine Unterbrechung vorbereitet — ich wäre einfach nicht
bereit gewesen zuzugeben, daß eine Unterbrechung überhaupt im Bereich des
Möglichen lag. Unmöglich — genau das sagte ich mir auch, als ich den Schlüssel
im Schloß hörte.
    Einbildung,
redete ich mir ein, als ich vernahm, wie die Wohnungstür aufging. Mir blieb die
Sprache weg, als jemand die grausam helle Deckenbeleuchtung anknipste. Aber in
diesem Augenblick wäre es ohnehin zu spät gewesen, etwas zu sagen.
    Camille
kreischte entsetzt auf, schloß fest die Augen und blieb, wo sie war. Vielleicht
dachte sie, daß niemand sie sehen könne, wenn sie niemanden sähe.
    Viel
blieb nicht zu tun. Wir lagen auf der Couch. Sie war ein wunderschön
proportioniertes Mädchen, aber all diese Proportionen zusammen ergaben ein
Gewicht von rund einhundertzwanzig Pfund, die mich erbarmungslos umschlangen.
Ich war hilflos wie ein aufgespießter Schmetterling.
    Ich
drehte und wendete mich verzweifelt wie ein Wurm, und es gelang mir, den Kopf
ungefähr zehn Zentimeter zu bewegen, so daß ich über ihre Schulter blicken
konnte. Als erstes sah ich Camilles Rückenpartie von der Schulter bis zu den
Fußgelenken aus allernächster Nähe. Unter den augenblicklichen Umständen war es
wirklich zum Verzweifeln — sie hätte mir so viel zu bieten gehabt.
    Weitere
verzweifelte Anstrengungen brachten mir noch fünf Zentimeter ein, wobei ich mir
allerdings beinahe den Hals ausgerenkt hätte. Außerdem hatte ich nun klare
Sicht über die eine Ecke des Zimmers, die Wohnungstür — die nun wieder
geschlossen war — und den Burschen, der vor ihr stand. Dem Ausdruck seines
Gesichts nach zu schließen, hatte Camille klug gehandelt, ihre Augen fest zu
schließen und zu hoffen, er möge verschwinden.
    Rudi Ravell stand bewegungslos da. Der schockierte,
verstörte Ausdruck auf seinem Gesicht paßte überhaupt
nicht zu dem Rest seiner Erscheinung. Die seidene Krawatte war gekonnt
nachlässig um den Hals geknotet, das seidene Jackett sowie die grauen
Flanellhosen wirkten hochelegant. Über die Schultern hatte er einen leichten
Mantel geworfen, dessen leere Ärmel verächtlich an den Seiten herabbaumelten.
    »Wheeler!«
knurrte er. »Dafür bringe ich Sie um!«
    Als
er einen Schritt auf mich zutrat, glaubte ich, primitive Dschungelrhythmen zu
einem wilden Crescendo anschwellen zu hören. Mit

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