Al Wheeler und die letzte Party
Jahre
alt, als es geschah. Sie steckten immer zusammen, und beide sahen wirklich hübsch
aus. Komisch, beide hätten sich jeden beliebigen Mann in Oakridge ,
der ihnen gefiel, aussuchen können, aber beide waren ganz verrückt auf den
jungen Johnny Kay. Johnny war gescheit. Er gab keiner den Vorzug — an einem
Abend ging er mit der einen aus, am nächsten mit der anderen —, niemals ging er
zwei Abende hintereinander mit demselben Mädchen aus. Verstehen Sie, was ich
meine, Lieutnant ?«
»Vollkommen«,
sagte ich geduldig.
»Der
arme Johnny.« Roberts seufzte schwer. »Ein netter Bursche. Ging später zur Air
Force und wurde über Vietnam abgeschossen.«
»Was
war mit Pearl Coleman? Was geschah mit ihr?« Ich fühlte, wie mein Ausdruck
höflichen Interesses langsam zu einer Maske gefror. Jeden Augenblick konnte sie
anfangen abzubröckeln.
»Pearl?
Ach ja — darauf wollte ich gerade kommen. Nun, an diesem Tag — Moment mal —, es
war an einem Samstag — gingen die beiden zu einem Picknick hinüber zu Seth
Jones’ Ranch, etwa zwanzig Kilometer außerhalb von Oakridge .
Jede hatte ihr eigenes Pferd — und beide konnten wirklich gut reiten. Niemand
machte sich Sorgen, bis die Dämmerung hereinbrach und die beiden immer noch
nicht zurückgekehrt waren. Opa Coleman rief die Ranch an, und Seth sagte ihm,
die Mädchen seien schon vor drei Stunden weggeritten. Sie hätten längst zurück
sein müssen, und Opa Coleman vermutete, daß etwas passiert sein mußte.«
»Das
nenne ich Scharfsinn«, brummte ich.
»Was?«
»Nichts«,
sagte ich müde. »Erzählen Sie mir, wie’s weiterging.«
»Nur
nicht drängeln, Lieutnant «, sagte er unbekümmert.
»Von diesem vielen Erzählen bekommt man eine trockene Kehle.«
»Warum
trinken Sie nicht noch ein Bier?« knurrte ich.
»Wirklich
nett von Ihnen, Lieutnant «, sagte er höflich. »Wie
dem auch sei, eine Gruppe von Leuten machte sich auf den Weg, um sie zu suchen.
Zuerst fanden sie die Pferde, die ganz gemächlich nach Hause getrabt kamen.
Drei, vier Kilometer weiter fanden sie Judy. Ihre Kleider hingen ihr in Fetzen
vom Leib, sie war hysterisch und blutete aus mehreren Wunden. Es dauerte eine
Zeitlang, bis sie ein vernünftiges Wort aus ihr herausbrachten.
Dann
fanden sie Pearl. Ihr war’s ähnlich ergangen. Nur noch schlimmer — sie war tot.
Jemand hatte ihr mit einem Stein den Hinterkopf zerschlagen. Allmählich gelang
es ihnen, Judy zu beruhigen und sie erzählte ihnen, was sich zugetragen hatte.
Die beiden waren von den Pferden gestiegen, um sich ein bißchen auszuruhen, als
plötzlich dieser große Kerl, wie aus dem Erdboden gewachsen, vor ihnen
gestanden hatte. Ein Landstreicher, sagte Judy, und er war betrunken gewesen.
Er hatte kein Wort gesagt — war einfach auf sie zugegangen — zuerst auf Judy.
Sie
hatte sich gewehrt und war ihm mit den Nägeln in die Augen gefahren, so daß er
sie hatte loslassen müssen, und sie war davongelaufen. Und dann mußte er auf
Pearl losgegangen sein — sie habe Pearl schreien hören, sagte sie, aber sie sei
vor Furcht so hysterisch gewesen, daß sie einfach habe weiterlaufen müssen. Es
hatte den Anschein, als habe sich Pearl genauso gegen den Landstreicher gewehrt
wie Judy — vielleicht versuchte sie, ihm auch die Augen auszukratzen. Was immer
sie getan hatte — es muß den Kerl in Rage gebracht haben, so daß er den Stein
aufhob und damit auf sie einschlug. Vielleicht hat er sie gar nicht umbringen
wollen, aber das wird wohl nie jemand erfahren.«
»Hat
man ihn erwischt?« fragte ich.
Er
schüttelte den Kopf. »Judy gab eine ziemlich gute Beschreibung von ihm ab, und
über drei Wochen lang waren Suchtrupps unterwegs. Aber er muß unter einem
glücklichen Stern geboren worden sein. Man hat ihn nicht erwischt. Von diesem
Tag an machte Opa Coleman Judy aus irgendeinem Grund für den Tod seiner Tochter
verantwortlich. Vermutlich weil sie davongelaufen ist und Pearl ihrem Schicksal
überlassen hat. Aber das kann man Judy schließlich nicht verübeln!«
»Kaum«,
sagte ich.
Plötzlich
kicherte er. »Komisch, Lieutnant . Nach diesem
Ereignis sah Johnny Kay Judy mit keinem Blick mehr an. Es sickerte irgendwie
durch, daß er es auf Sandra Shane abgesehen hatte — schon die ganze Zeit über.
Mit den beiden anderen Mädchen hatte er sich sozusagen nur aus Gründen der
Geheimhaltung abgegeben.
Sandras
Vater haßte Johnny und hätte ihn nicht einmal in der Nähe des Hauses geduldet,
wenn er von einem Verhältnis zwischen
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