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Al Wheeler und die letzte Party

Al Wheeler und die letzte Party

Titel: Al Wheeler und die letzte Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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geballten Fäusten machte ich
eine letzte krampfhafte Anstrengung, Camille wegzuschieben. Ich hätte mir die
Mühe sparen können. Camille war ein strammes Mädchen — ihre prächtigen Kurven
waren fest und straff. Sie bewegte noch nicht einmal einen Muskel.
    Mitten
im Schritt hielt Rudi inne, und ich merkte, daß die musikalische Untermalung
gewechselt haben mußte. Der Dschungelrhythmus war verklungen, und etwas anderes
trat an seine Stelle. Es besaß zwar Rhythmus, aber von primitiv konnte keine
Rede mehr sein. Es war ein ganz anderer Klang — weltmännisch, exakt und feinfühlig
zugleich, mehr in Richtung einer Noel-Coward-Komposition.
    Ein
Ausdruck beherrschter Langeweile legte sich über Rudis Gesicht, ein Lächeln —
zynisch und tolerant zugleich — erschien auf seinen Lippen. Mit der rechten
Hand zog er lässig den Krawattenknoten zurecht.
    »Ach, hol’s der Teufel!« sagte er mit gekonnter Mischung
aus Hollywood- Sunset -Boulevard- und
London-Westend-Akzent. »Benehmen wir uns doch wie Erwachsene — wie zivilisierte
Wesen. Eine Frau — selbst wenn sie untreu ist — ist nun mal kein Privateigentum.«
Er trat an die Bar. »Ich glaube«, sagte er, »ich stärke mich lieber etwas.«
    Und
über die synkopierten Takte des Klaviers erhob sich das sentimentale Schluchzen
von Geigen. Es war gleichsam das brechende Herz, verborgen hinter dem
weltmännischen, zynischen Anstrich.
    Vorsichtig
öffnete Camille ein Auge und blickte mich aus ungefähr zehn Zentimeter
Entfernung an. »Was ist los?« zischte sie. »Ist jemand umgebracht worden? Was
ist mit mir?«
    »Gleich
werden wir beide umgebracht«, zischte ich zurück, »wenn du mich nicht losläßt . Auf was trainierst du überhaupt — willst du später
als Berufsringerin auftreten? Schön, ich gebe auf — du hast die Runde
gewonnen.«
    Vorsichtig
rutschte sie auf den Fußboden neben der Couch. Rudi wandte sich, das gefüllte
Glas in der Hand, wieder zu uns, und Camille erstarrte in einer Art
Kriechzustand, wobei sie mit der Nase fast den Boden berührte und ihr
Hinterteil gen Himmel reckte.
    »Meine
Liebe«, sagte Rudi heiser, und das Vibrato in seiner Stimme schwebte irgendwo
in der Nähe des hohen C. »Du bist so schön wie eh und je!«
    Ich
setzte mich auf, schob meine Beine unbeholfen über die auf dem Boden hockende
Camille und schnellte dann nach vom wie ein Fisch auf dem Trockenen. Den
Bruchteil einer Sekunde glaubte ich, ich würde es nicht schaffen, doch dann
stand ich plötzlich, und Camille hockte unmittelbar hinter mir. Meine Lage
hatte sich etwas verbessert.
    Rudi
bedachte mich mit einem langen, brütenden Blick, und seine Mundwinkel verzogen
sich langsam zu einem trotzigen Schmollen nach unten. »Wheeler«, sagte er. »Sie
sind ein Schuft! Ich muß schon sagen, ich —«
    Aber
da hatte ich endlich meine fünf Sinne wieder beisammen. »Rudi!« bellte ich ihn
an. »Halten Sie die Klappe und geben Sie mir einen Scotch, sonst schlage ich
Ihnen der Reihe nach die Zähne ein!«
    Er
riß die Augen auf, und die Musik brach plötzlich ab. »Schon gut!« sagte er
nervös. »Schon gut! Sie brauchen nicht gleich den starken Mann zu mimen! Wasser
oder Soda?«
    Ich
sagte es ihm, dann drehte ich mich zu Camille herum, die sich keinen Zentimeter
bewegt hatte, seit sie auf dem Boden gelandet war.
    »Und
du!« fuhr ich sie an. »Hör auf, den kurzsichtigen Pudel zu spielen und zieh was
Wärmeres an, sonst erkältest du dich noch.« Ich verabreichte ihr einen
kräftigen Klaps auf die Sitzfläche, und sie sprang mit einem durchdringenden
Schrei auf.
    »Hören
Sie, alter Junge«, sagte Rudi mit besorgter Stimme. »Ich bin überzeugt, daß wir
diese Angelegenheit friedlich und ohne Gewaltanwendung regeln können.
Schließlich muß ich ja an mein Profil denken.«
    Camille
verschwand und schloß die Tür hinter sich zu. Ich zündete mir eine Zigarette
an, während Rudi den Whisky eingoß . Dann nahm ich ihm
das Glas aus der zitternden Hand.
    »Sehen
Sie.« Er lächelte schwach. »Es gibt nichts Besseres als ein ruhiges Dasein,
nicht wahr?«
    »Nichts
Schöneres als die gemütliche Intimität Ihres eigenen Wohnzimmers«, stimmte ich
ihm zu. »Und wie geht es Ihrer Gattin?«
    Er
zuckte heftig zusammen. »Wheeler, Sie werden ihr doch nicht sagen, daß ich hier
gewesen bin?«
    »Warum
nicht?«
    »Sie
kennen Judy nicht«, sagte er voll Bitterkeit. »Sonst würden Sie diese Frage
nicht stellen. Ihre Eifersucht kennt keine Grenzen. Wenn sie wüßte, daß ich
andere Frauen

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