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Al Wheeler und die letzte Party

Al Wheeler und die letzte Party

Titel: Al Wheeler und die letzte Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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den beiden gewußt hätte. Aber Johnny
hatte ihn anständig an der Nase herumgeführt. Der Alte paßte auf Sandra überhaupt nicht auf, weil er sicher war, Johnny sei so mit den
anderen beiden Mädchen verhandelt, daß er gar nicht in Frage kam.«
    »Wirklich
ein reizender kleiner Ort, den Sie hier haben, Mr. Roberts«, sagte ich. »Ist in
letzter Zeit mal jemand gelyncht worden?«
    »Ich
finde, das kann überall passieren«, sagte er im Ton der Verteidigung. »Einen
Monat später verließ Judy den Ort; Johnny meldete sich zur Air Force und
prophezeite Sandras Vater, er würde seine Tochter heiraten, wenn er zurückkäme,
ob es ihm, dem Alten, nun passe oder nicht. Der alte Shane starb und lag
bereits unter der Erde, bevor Johnny ein Jahr fort war, und Johnny kehrte dann
auch nicht mehr zurück.«
    »Ich
finde, jeder tut gut daran, nicht mehr hierher zurückzukommen«, sagte ich. » Wieviel schulde ich Ihnen?«
    Laut
die Zwischensumme vor sich hersagend, addierte er langsam den Rechnungsbetrag.
Ich bezahlte und ging wieder auf die Straße hinaus. Die Sonne war inzwischen
hinter dem Horizont verschwunden, und ein schwacher Wind ließ den Staub im
Rinnstein hochwirbeln.
    Draußen
in der Wüste pfiff die Lokomotive eines Güterzugs — ein langgezogener,
klagender, einsamer Laut. An der Tankstelle vor dem Restaurant ließ ich den
Healey auftanken und fuhr wieder die Hauptstraße entlang. Das Schild vor dem
Hotel verkündete nach wie vor in blutroten Lettern Zimmer frei.
     
     
     

7
     
    Ich
fuhr mit dem Healey in den Daydream Court und stellte den Motor ab. Es war halb eins, und ich hatte mich
zu meiner Verabredung verspätet. Ich hätte pünktlich sein können, aber ich
hatte vorher einen Abstecher nach Hause gemacht, um mich zu duschen, einen
frischen Anzug anzuziehen und den Geruch von Oakridge loszuwerden, den ich während der ganzen Rückfahrt nicht aus der Nase hatte
bekommen können.
    Die
Tür mit dem Schild Manager erwies sich als fest verschlossen, und es brannte auch kein Licht im Büro, als
ich vorbeiging — vielleicht hatte der Kleine doch damit begonnen, einen Teppich
zu stricken?
    Hinter
den herabgelassenen Jalousien von Apartment 5 A brannte jedoch noch Licht.
Leise klopfte ich an die Tür, und es wurde fast unmittelbar darauf geöffnet.
    »Du
bist spät dran!« sagte Camille frostig.
    »Es
zeugt von schlechten Manieren, so etwas überhaupt zu erwähnen«, sagte ich. »Du
brauchst dich aber jetzt deswegen nicht zu entschuldigen; dieses eine Mal will
ich noch darüber hinwegsehen.«
    Ich
trat rasch ein, für den Fall, daß sie beabsichtigte, mir die Tür vor der Nase
zuzuschlagen.
    »Mensch,
du — du...«
    Sie
starrte mich wütend an und suchte krampfhaft nach der richtigen Bezeichnung für
mich. Ich erwiderte ihren Blick, und was ich sah, gefiel mir.
    Ihr
Haar war mit einem blauen Band zu einem Pferdeschwanz zusammengefaßt ,
und der Zorn hatte ihre funkelnden Augen auf Hochglanz poliert. Sie trug einen
weiten Baumwollkittel von derselben Farbe wie das Band, mit einem runden
Ausschnitt und ganz weiten Ärmeln, die um das Handgelenk jedoch eng anschlossen
und die Ballonwirkung noch betonten. Was man an Stoff in der Weite verschwendet
hatte, hatte man jedoch in der Länge wieder einzusparen versucht. Das
Kleidungsstück hörte urplötzlich ganze zehn Zentimeter unterhalb der Taille
auf.
    Ich
dachte mir, daß man vielleicht durch den Baumwollstoff hindurchsehen könne,
wenn man sich nur richtig anstrengte, und so strengte ich meine Augen an.
    »Du
—!« stotterte sie hilflos, noch immer nach dem passenden Wort fahndend.
    »Spätheimkehrer?«
schlug ich ihr erwartungsvoll vor.
    »Mir
wird die richtige Bezeichnung schon noch einfallen!« sagte sie
leidenschaftlich. »Darauf kannst du Gift nehmen. Ich will gar nicht erst andere
Worte an dich verschwenden, Al Wheeler!«
    »He, Shirl !« protestierte ich. »Was ist denn los mit uns? Heute morgen noch hast du mich >mein kleiner Bauer<
genannt —«
    Sie
gab sich alle Mühe, und einen Augenblick lang machte sie ein gequältes Gesicht,
aber dann konnte sie es nicht mehr zurückhalten und brach in schallendes
Gelächter aus. »Das ist nicht fair!« sagte sie mühsam. » Jedesmal ,
wenn du Shirl zu mir sagst, muß ich lachen.«
    Ich
ging zur Hausbar hinüber und eröffnete den Ausschank, indem ich mit nicht
gerade fachmännischer, aber nichtsdestoweniger ruhiger und sicherer Hand für
Camille diesen barbarischen Teufelskuß mixte und mir
einen Scotch eingoß

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