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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hat
schon sonst noch einen Job, bei dem er den ganzen Tag grob zu Leuten sein und
am Ende des Monats doch einen Scheck kassieren kann?
    Eine Tür wurde erneut
zugeschlagen, und eine gesamte Armee schien durch das Appartement zu
marschieren, kam immer näher, bis plötzlich mit einem Krach die Tür auf fuhr
und Hal Dekker ins Zimmer donnerte. Sofort schrumpfte der Raum auf die Hälfte
seiner bisherigen Größe zusammen. Ich hatte schon Mayer für einen strammen
Burschen gehalten, aber gegen seinen Partner wirkte er vergleichsweise
schwächlich.
    Dekker mußte nahezu zwei Meter
groß sein und um zweihundertzwanzig Pfund herum wiegen; ich wäre auf jede Wette
eingegangen, daß nur ein paar Pfund mehr ihn als zu fett hätten erscheinen
lassen. Er hatte die Schultern eines Schwergewichtringers, die Brust eines
Holzfällers und Arme und Beine, die an die untersten Äste eines Tannenwaldes
erinnerten. Das dichte schwarze Haar war so lang, daß es ihm über die Augen
fiel, während er mich ein paar Sekunden lang ausdruckslos anstarrte.
    »Setzen Sie sich, Lieutenant,
während ich mir was zu trinken zurechtmache«, bellte er.
    Er trug noch immer den
Bademantel aus mattem Rosa, das zu der Farbe des granitenen Gesichts paßte . Ich sah zu, wie er achtlos Bourbon aus einer
Flasche, die das delikateste Gebräu enthielt, das aus Tennessee kommt, in ein
Glas schüttete, zwei Eiswürfel hineinfallen ließ, dann zur Couch hinüber
stampfte und sich mit brutaler Rücksichtslosigkeit auf die Sprungfedern fallen
ließ.
    »Sie haben also wegen Hardacres Ermordung Fragen, die keinen Aufschub vertragen«,
knurrte er. »Also los !«
    »Sie haben ihn schon seit
langer Zeit gekannt, Mr. Dekker ?« sagte ich höflich.
    »Beiläufig.« Er senkte den Bourbonspiegel in seinem Glas um fünf Zentimeter. »Ich habe
ihn vor Jahren in Los Angeles auf irgendeiner Party kennengelernt, und wir
liefen uns dann immer wieder mal in den Weg .«
    »Mr. Mayer hat erzählt, Sie
hätten ihm gesagt, Hardacre sei eben aus Los Angeles
gekommen und der richtige Mann, um seine Frau zu porträtieren ?«
    »Stimmt !« sagte er und nickte bedächtig. »Einer dieser Zufälle, welche die Welt so klein
zu machen pflegen. Kent Vernon — vielleicht kennen Sie ihn bereits — war mit
einem seiner Freunde, einem Schriftsteller, auf irgendeiner Party .« Er schnaufte verächtlich. »Er ist mir einmal vorgestellt
worden — der Bursche hat nicht alle Tassen im Schrank! Jedenfalls, der
Schriftsteller stellte Kent seinerseits einem Künstler vor, der eben in sein
Appartementhaus gezogen war, und sie kamen ins Gespräch. Am nächsten Tag
erzählte mir Kent, daß er auf einen alten Freund von mir gestoßen sei: Gil Hardacre . Und zwei Wochen später, als George mich wegen
eines guten Malers um Rat fragte, fiel mir natürlich Gil ein .«
    »Hatten Sie ihn gesehen, seit
er nach Pine City gezogen war ?«
    »Oh, klar, ein paarmal .« Er leerte sein Glas und ging erneut auf die Bar zu. »Ich
wollte ihm klarmachen, daß Janine Mayer die Frau meines Partners war und daß er
in jedem Fall besonders gute Arbeit leisten müsse. Später kam ich nur ein
paarmal vorbei, um guten Tag zu sagen und ein Glas zu trinken .«
    »Nun fällt es mir ein — Miss
Bertrand hat mir erzählt, sie habe Sie ein- oder zweimal in seinem Appartement
gesehen«, sagte ich im Ton sanfter Überraschung.
    »Jetzt fällt Ihnen das ein ?« Er grinste mich verächtlich an. »Miss Bertrand? O ja —
das verrückte Frauenzimmer, das ihm gegenüber im anderen Atelier wohnte, die,
welche immer Orchideen malt?«
    Seine dicken Lippen verzogen
sich zu einem noch breiteren Grinsen. »Ich erinnere mich gut an sie! Sie
pflegte immer fast ohne was am Leib herumzustolzieren, und sie hatte eine
verdammt süße Figur! Gil dachte, er hätte es bereits bei ihr geschafft. Ich
hätte nichts dagegen gehabt, bei ihr selber mal ein bißchen in Aktion zu treten .«
    »Können Sie sich irgendeinen
Grund vorstellen, warum ihn jemand hätte umbringen wollen ?« sagte ich kurz angebunden. »Hatte er irgendwelche Feinde ?«
    Dekker zuckte betont die
Schultern. »Ach, zum Teufel, Lieutenant, ich kannte den Burschen ja kaum! Sie
wissen doch, wie es so geht. Es gibt vielleicht fünfzig Leute, die man kennt,
und jedesmal , wenn man auf einen von ihnen stößt,
bricht man beiderseits in großes Freudengeheul aus und tanzt fünf Minuten lang
umeinander herum — und eine halbe Minute später ist er weg, und sie erinnern
sich noch nicht einmal mehr an

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