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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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» Lammie bestand von dem Augenblick an darauf, als ich vergessen hatte, die Wohnungstür
zu schließen und er zu uns ins Schlafzimmer hereinplatzte. Es war eine seltsame
Beziehung zwischen den beiden. Gil genoß sie, weil er wußte, daß er in
physischer Hinsicht so offensichtlich weit überlegen war — und Lammie fand sein Vergnügen daran, weil er sich seines
intellektuellen Übergewichts gegenüber Gil bewußt war .«
    »Nun erzählen Sie mir einmal
von Pierce«, schlug ich vor.
    »Er ist ein Knülch«, sagte sie
mit sachlicher Stimme, »aber das haben Sie bereits gemerkt. Trotzdem, er hat
den Charme eines wedelnden Hundes, der sich an Sie anschleicht und sich mit
seinen Fängen in Ihre mütterlichen Instinkte verbeißt, bevor Sie sich versehen.
Er hat einen Stock tiefer ein Appartement; und eines Tages kam er einfach
hereingewandert und blieb stehen, mich hinter seinen gräßlichen Brillengläsern hervor anblinzelnd. Ich war mir nicht im klaren , ob er am Kopf gestreichelt werden oder einen
Knochen haben wollte; und so schloß ich einen Kompromiß und machte ihm eine Tasse Kaffee. Bevor ich mir dessen bewußt wurde, war er
hier eine feste Einrichtung geworden .«
    »Haben Sie ihn nicht manchmal
satt ?«
    »Manchmal so sehr, daß ich
schreien könnte, wenn ich ihn den Flur entlangkommen höre«, sagte sie. »Aber
man kann Lammie nicht wie andere Leute beleidigen.
Das einzige, was er fürchtet, ist körperliche Gewalt — und selbst da hat er
einen sechsten Sinn. Er weiß genau, wann Sie es ernst meinen und wann nicht.
Wie jetzt zum Beispiel — er wußte genau, daß ich keinen Spaß machte .«
    »Wovon lebt er denn ?« fragte ich.
    Sie hob eine Spur die Brauen.
»Haben Sie denn die ganze Zeit über gar nicht zugehört ?«
    »Davon, daß er Bücher wie diese
schreibt, kann er nicht leben, Bella«, sagte ich überzeugt. »Wovon lebt er also ?«
    »Ich habe nie darüber
nachgedacht«, sagte sie gleichgültig. »Er bettelt immer um irgendwelche
Kleinigkeiten, die er nie zurückbringt, aber das ist unwesentlich. Vielleicht
hat er eine reiche Tante .«
    »Vielleicht verhökert er nachts
an den Straßenecken geschmuggeltes Blut an Vampyre . —
Wundern würde es mich nicht«, murmelte ich. »Noch eine letzte Frage, ja?«
    »Ist das Ihr Ernst ?«
    »Glauben Sie, daß die Beziehung
zwischen Janine Mayer und Hardacre von derselben Art
war wie die zwischen Ihnen und ihm ?«
    »Vermutlich hätte eine rein
konventionelle Beziehung kaum eine solch genaue graphische Reproduktion ihres
Hinterteils hervorgebracht !« Bella kicherte. »Ich weiß
nicht, Al. Möglich ist es. Gil mußte wahrscheinlich beweisen, daß er für jede
Frau, die ihm über den Weg lief, unwiderstehlich war. Er brauchte eine ganze
Woche, bis er über die Tatsache hinwegkam, daß er, als er zum erstenmal dieses Appartement betrat, das unschuldige Opfer
einer Verführung wurde und nicht ich .«
    »Hm«, sagte ich schwerfällig.
    »Sie scheinen nicht sonderlich glücklich
zu sein, nun, nachdem ich all Ihre explosiven Fragen beantwortet habe .«
    »Das liegt nur daran, daß ich
noch nie zuvor einen Fall gehabt habe, der so grundlegend explosiv war, Süße«,
sagte ich.
    »Was, zum Kuckuck, soll das
heißen ?«
    »Jemand wird umgebracht; und so
fängt man an, bei Leuten, die ihn gekannt haben, und die ihn vielleicht sogar
ermordet haben könnten, Fragen zu stellen. Natürlich erwartet man, einen
gewissen Prozentsatz Lügen aufgetischt zu bekommen. Aber ich habe noch nie
zuvor eine Gruppe von Verdächtigen kennengelernt, die so hartnäckig und
unentwegt lügt. Man könnte denken, sie seien übereingekommen, es zu einer
moralischen Kernfrage zu machen .«
    »Betrifft das auch mich, Al ?« fragte sie kalt.
    »Ich glaube, ja .«
    »Vielen Dank, Lieutenant Wheeler !« sagte sie scharf.
    Ich stand auf und grinste sie
an. »Haben Sie jemals jemanden kennengelernt, der Ihnen die volle Wahrheit
erzählt hat ?«
    »Wahrscheinlich nicht.« Ihre
Stimme klang noch immer kalt.
    »Danke für den Kaffee«, sagte
ich. »Bis bald. Ja?«
    Sie ließ mich beinahe bis zur
Tür gehen, bevor sie mit jener weichen verführerischen Stimme »Al« sagte, die
wie eine warme Woge erotischer Verheißung meine Sinne überflutete. Ich
reagierte wie schon zwei historische Persönlichkeiten vor mir, indem ich den Kopf
wandte, um zurückzublicken, wenn dies auch das letzte war, was ich vorgehabt
hatte.
    Bella lag ausgestreckt auf der
Couch, den Kopf wieder in den Händen. Zwei weißrosa Streifen

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