Al Wheeler und die Malerin
seinen Namen. So lag auch die Sache mit Gil Hardacre .«
»Es handelt sich hier lediglich
um eine Routinefrage, wissen Sie, Mr. Dekker«, sagte ich gelassen; »wo waren
Sie gestern abend zwischen neun und elf Uhr ?«
Er ließ langsam die Eiswürfel
in sein frisch eingegossenes Glas fallen und betrachtete mich dann
stirnrunzelnd. »Das kann ich nicht beantworten«, sagte er kurz. »Aber sehr weit
weg von hier.«
»Ihr Partner erzählte mir über
Ihren großen Plan und über den Streit, den Sie deshalb hatten .« Ich lächelte ihn verständnisvoll an, was mich eine verteufelte Mühe kostete.
»Im Augenblick respektiere ich Ihr Zögern, mir genau mitzuteilen, wo Sie waren.
Vielleicht wissen Sie jemanden, der bezeugen kann, daß Sie während dieser Zeit
an dem bewußten Ort waren ?«
»So einfach ist das nicht«,
brummte er. »Wenn George bereits seinen großen Mund aufgerissen hat, dann
wissen Sie wahrscheinlich, daß sich der Bursche, dem das Land gehört, fragt,
was, zum Kuckuck, jemand wie wir mit einer Farm anfangen wollen. Ich fuhr am
Samstag dort hinauf, sorgte dafür, daß ich spät in der Nacht ankam, und
kampierte im Wald bis zum Morgen, weit weg von den üblichen Fahrstraßen. Ich
wollte etwas umherschnüffeln .« Seine Augen blickten
mich spöttisch an. »Sie verstehen doch wohl, was das bedeutet, nachdem Sie ein
Polyp sind? Ich gab mir alle Mühe, sicherzugehen, daß mich während der Zeit,
als ich dort war, niemand sah !«
»Ich habe also nichts als Ihr
Wort, daß Sie von Samstag bis heute nicht in Pine City waren ?« sagte ich freundlich.
»He, was soll denn das ?« Er warf den Kopf zurück und brüllte vor Lachen. »So, wie
Sie reden, könnte jeder glauben, Sie hielten mich für verdächtig !« Er beendete das Gelächter mühelos mitten im Verlauf und
starrte mich plötzlich mit verschleierten wachsamen Augen an.
»Stimmt das vielleicht ?« krächzte er.
»Selbstverständlich«, sagte
ich; » ebensogut wie jeden anderen, der ihn gekannt
hat .«
»Dann können Sie mir wohl auch
ein Motiv sagen, weshalb ich den armen alten Gil Hardacre umgebracht haben soll«, knurrte er.
»Im Augenblick kann ich das
nicht«, sagte ich und versuchte, meine Stimme betont freundlich klingen zu
lassen, als wüßte ich, wie absurd der ganze Gedanke war.
Er taute deutlich auf. »Wie
wär’s mit einem frischen Drink, Lieutenant ?«
»Jetzt nicht, danke .« Ich warf ihm den kalten nüchternen Blick zu, den ich
sonst nach dem fünften Scotch anzuwenden pflegte. »Wenn wir schon von Motiven
reden, so kann ich für Ihren Partner mühelos eins finden .«
»Für Martin?« Sein Unterkiefer
sank leicht herab. »Sie meinen, er hatte einen guten Grund, einen Burschen
umzubringen, den er kaum kannte ?«
»Den allerbesten!« Ich erzählte
ihm von dem Aktbild, das wir in Hardacres Appartement gefunden hatten und daß der Mörder das Blut des Opfers benutzt
hatte, das Gemälde zu verunstalten.
»Du meine Güte!« Dekker leerte
sein zweites Glas in einem einzigen langen Zug.
»Sie kennen Ihren Partner
wesentlich besser als ich, Mr. Dekker«, sagte ich in nahezu ehrerbietigem Ton.
»Würden Sie sagen, er liebt seine Frau ?«
»Na klar !« sprudelte er heraus. »Martin ist verrückt auf Janine, er war es gleich von dem
Augenblick an, als er sie zum erstenmal sah, glaube
ich. Sie sind jetzt seit acht Jahren verheiratet, und er hat niemals eine
andere Frau auch nur angesehen, das weiß ich sicher .«
»Ein Mann, der seiner Frau
gegenüber so empfindet — und der sich solche Mühe gegeben hat, daß ihr Porträt
von einem teuren Künstler gemalt wird —, würde nicht gerade so ein Mann mit
Gewalttätigkeiten reagieren, wenn er ein paar Wochen später entdeckt, daß seine
Frau eine Affäre mit diesem Maler hat?« sagte ich mit scharfer Stimme.
Er zog ein Taschen tu di aus
der Tasche des Bademantels und betupfte sich nervös die Stirn. »Ich — ich weiß
nicht, was ich darauf sagen soll, Lieutenant .« Ein
zaghaftes Lächeln umspielte für ein paar Sekunden seine Mundwinkel und
verschwand dann endgültig. »Hören Sie, das ist ein verdammter Schock für mich!
Janine, die sich mit diesem miesen kleinen Maler abgibt — und George findet es
heraus und ermordet deshalb den Burschen !«
»Ich habe dafür keinerlei
Beweise, Mr. Dekker«, erinnerte ich ihn. »Aber es ist ein verdammt
einleuchtendes Motiv, das müssen Sie doch zugeben, nicht ?«
»Ja.« Er wischte sich erneut
die Stirn. »Vermutlich ist es das .«
»Und wenn es
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