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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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und unvermeidlicherweise muß er tausendmal mehr Hemmungen und
Komplexe haben als wir normalen Menschen in uns zu züchten pflegen. Also finden
Sie den hübschen leichten Ausweg — er sei krank! Damit sind Sie gerechtfertigt,
wenn Sie sich so schnell wie möglich aus seiner Nähe entfernen .«
    »Das habe ich nicht gemeint«,
sagte ich kurz. »Sie kommen hier mit dem konventionellen Argument des
Erleuchteten gegen das, was Sie für das konventionelle Argument des
Ungebildeten halten. Meiner Ansicht nach ist Pierce seelisch krank. Sie wiesen
soeben auf eine Reihe triftiger Gründe hin, die das ohne seine eigene Schuld
verursacht haben können. Ich fälle kein moralisches Urteil über den Burschen,
ich behaupte nur, er sei ein Psychopath. Verstehen Sie ?«
    »Vermutlich haben wir alle ein
Recht auf unsere eigenen Ansichten«, brummte er mürrisch. »Haben Sie noch
weitere faszinierende Themen in petto, die mich von meiner Verabredung abhalten
können, Lieutenant ?«
    »Nein«, sagte ich gleichmütig.
    »Dann, wenn Sie nichts dagegen
haben...?« Er wies auf die Tür.
    Ich ging folgsam darauf zu, und
er begleitete mich. Er öffnete sogar die Wohnungstür, so glücklich war er, mich
gehen zu sehen.
    »Vielen Dank, daß Sie mir einen
so großen Teil Ihrer Zeit gewidmet haben, Mr. Vernon«, sagte ich. »Oh, das
hätte ich beinahe vergessen. Mayer behauptet, Sie brauchten Geld ?«
    »Zum Teufel mit Mayer !« knurrte er in mordlüsternem Ton. »Und zum Teufel mit
Ihnen!« Gleich darauf schlug er mir die Tür vor der Nase zu.
    Was ein Mensch in dieser
unfreundlichen kalten Welt braucht, überlegte ich, während ich im Aufzug nach
unten fuhr, ist eine hübsche warme Oase ganz in seiner Nähe, auf die er sich
zurückziehen kann. Wenn die Dinge dann allzu rauh werden, so hat er doch sein Refugium in sicherer Reichweite. Vielleicht wäre
eine hübsche tropische Insel, gegen die leise die Meeresflut schlägt, besser,
überlegte ich weiter, während ich auf die Straße hinaustrat. — Und bevor ich mich’s versah, fuhr ich geradewegs in Richtung von Bella
Bertrands Atelier.
    Die Tür war wie gewöhnlich
unverschlossen, als ich etwa zehn Minuten später dort eintraf, und so pochte ich
leise dagegen, bevor ich eintrat. Bella hatte Gesellschaft, und heute schien
für mich der Tag der kleinen Zufälle zu sein.
    »Hallo !« sagte Bella, und der Ton ihrer Stimme enthielt keinerlei freundliche
Bewillkommnung.
    »Ei, sieh da !« dröhnte der basso profundo , und dicke Brillengläser wandten sich in meiner Richtung. »Schon wieder der
intellektuelle Lieutenant, offensichtlich in der Absicht, kurz unseren
Stammesritualen beizuwohnen.«
    »Wie geht es Ihnen, Lambert ?« sagte ich. »Ich komme soeben von einem Ihrer guten
Freunde — Kent Vernon .«
    »Der gute alte Kent!« Er
kratzte sich ein paar Sekunden lang in der weißblonden Wildnis seiner Haare.
»Der Mann, der so aussieht, als müsse er unter allen Umständen Erfolg haben,
dem aber leider die übrigen Eigenschaften dazu fehlen. Sind Sie anderer
Ansicht, Lieutenant ?«
    »So gut kenne ich ihn nicht«,
sagte ich.
    »Sind Sie dienstlich hier, Al,
oder ist es nur ein Anstandsbesuch ?« fragte Bella
gleichgültig.
    »Nur ein Besuch. Ich verspürte
ein plötzliches Bedürfnis nach einer hübschen warmen Oase fern des
Großstadtdschungels, und dabei fiel mir sofort Ihr Atelier ein. Aber ich habe
das unangenehme Gefühl, als ob die Oase unter neuer Leitung stünde ?«
    Sie sah entsetzlich müde aus.
Die Haut ihres Gesichts war so gespannt, als könne sie wie feines Hauchpapier
jederzeit reißen; und selbst die langen rabenschwarzen Flechten hatten ihren
Glanz verloren.
    »Es ist die alte Leitung«,
sagte sie mit einem plötzlichen Funkeln in den blauschwarzen Augen. »Sie hat
nur eben eine kleine Konjunkturflaute durchlebt — eine üble Besäufnis. Wollen
Sie Bourbon oder Kaffee, Al ?«
    »Kaffee, bitte«, sagte ich.
    Sie präsentierte sich erneut in
anderer Aufmachung, stellte ich interessiert fest. Diesmal trug sie einen
Pullover mit Rollkragen, der bis oben an ihre Schenkel reichte — aber nur eben
gerade — und an den Stellen, wo sie noch keinen Pinsel abgewischt hatte,
smaragdgrün war. Eins war sich gleich geblieben, stellte ich jedoch
erwartungsvoll fest, während sie auf die Küche zuging: Die schwungvolle
Bewegung ihrer Hüften hatte sich nicht geändert. Wenn überhaupt, so wirkte ihr
Hintern mit Hilfe des eng anliegenden Pullovers eher noch aufreizender als
zuvor.
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