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Al Wheeler und die tote Lady

Al Wheeler und die tote Lady

Titel: Al Wheeler und die tote Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Fenwick an und verrate ihm, wo er seinen alten Freund finden kann.«
    »Moment mal!« rief ich. »Sie
können doch nicht...«
    »Ich kann und ich werde«, sagte
er scharf. »Ich werde jetzt auflegen, denn Sie müssen sich an die Arbeit
machen«, er kicherte gutgelaunt, »um Ihre kurzsichtige kleine Spielgefährtin reisefertig
zu machen. Vergessen Sie nicht, daß Sie von jetzt an nur noch zehn Stunden Zeit
haben, um Tenison zu erwischen. Wenn Sie’s nicht rechtzeitig schaffen, wird
Fenwick wahrscheinlich als erster dort sein.«
    Ich legte den Hörer auf und
sah, wie Sam mich mit glasigen Augen und weitgeöffnetem Mund anstarrte. Langsam
hob sie den rechten Arm, ballte die Hand zur Faust und schlug sich mit den
Fingerknöcheln mehrmals heftig gegen die Stirn.
    »Es nützt nichts«, sagte sie
mit tragischer Stimme. »Ich kann einfach nicht aufwachen, so sehr ich’s auch
versuche. Ich stecke mitten in diesem gräßlichen Alptraum drin, in einem
fremden Zimmer, das ich nie zuvor gesehen habe, mit einem splitterfasernackten
Mann, der sich am Telefon mit jemandem über einen anderen unterhält, der mit
seiner Pistole erschossen und in seiner Wohnung liegengelassen worden ist.« Sie
schlug sich erneut verzweifelt an den Kopf. »Es ist einfach gemein«, wimmerte
sie. »Selbst wenn ich den Verstand verloren habe — ausgerechnet in eine solche
Situation hätte ich doch nicht zu geraten brauchen!«
    Es war noch genügend Scotch in
der Flasche, um damit die notwendige Wirkung zu erreichen — wenigstens hoffte
ich das inbrünstig, während ich ein Glas mit reinem Whisky füllte.
    »Was ist das?« fragte Sam
mißtrauisch, als ich ihr das Glas reichte.
    »Reine Medizin«, versicherte
ich ihr. »Stören Sie sich nicht am Geschmack, es ist gut für Ihre Nerven.«
    Sie nippte und schauderte
heftig. »Woher soll ich wissen, ob es kein Gift ist?«
    »Warten Sie eine Viertelstunde,
nachdem Sie ausgetrunken haben. Wenn Sie dann nicht tot sind, werden Sie
wissen, daß es kein Gift sein kann«, sagte ich sachlich.
    »Ach ja!« Sie nickte und
blickte dann plötzlich wild um sich. »Meine Handtasche? Sie haben meine Tasche
gestohlen!«
    Ich nahm sie von dem Nachttisch
neben meinem Bett und gab sie ihr. Sie zog das dicke Bündel Banknoten heraus
und hielt es sich unter die Nase, während sie ein paar Sekunden lang fasziniert
darauf starrte. »Geld?« Ihre Stimme zitterte. »Woher stammt all das Geld?«
    »Von mir«, sagte ich
bescheiden. »Und fünftausend Dollar für eine mit Ihnen verbrachte Nacht, Puppe,
war das Geld wert.«
    Ihre Augen schlossen sich fest,
und sie öffnete weit den Mund, bereit, erneut zu wimmern. Es fiel mir gerade
noch ein, die Scotchflasche neben ihr stehenzulassen,
bevor ich meine Kleidungsstücke ergriff und mich ins Badezimmer zurückzog.
    Als ich ungefähr eine
Viertelstunde später geduscht, rasiert, mit saubergeputzten Zähnen und völlig
angezogen ins Zimmer trat, fühlte ich mich der Situation gewachsen. Zumindest
glaubte ich das so lange, bis ich feststellen mußte, daß anscheinend während
meiner Abwesenheit jemand Sam in zwei Teile gesägt hatte. Ihr Hinterteil und
die gebräunten langen Beine lagen im rechten Winkel quer über dem Bett, während
der Rest verschwunden war.
    »Al?« hörte ich von irgendwoher
eine erstickte Stimme rufen. »Al? Wo, zum Teufel, bist du?«
    Im nächsten Augenblick hob sich
ihr Hinterteil hoch in die Luft und rutschte langsam auf mich zu. Ich fühlte
mich eindeutig erleichtert, als schließlich ihr zerzaustes Haupt auftauchte.
    »Was, zum Kuckuck, habe ich
deiner Ansicht nach unter dem Bett zu suchen?« fragte ich neugierig.
    Sie drehte, dem Klang meiner
Stimme folgend, mir das Gesicht mit einem deutlichen Ausdruck der Erleichterung
zu. »Ich bin aufgewacht und habe dich nicht mehr gefunden, Liebster«, sagte
sie. »Deshalb habe ich nach dir gesucht. Komm näher. Ja? Im Augenblick bist du
nur ein Bestandteil dieses verdammten Nebels.«
    Ich nahm ihre Brille von der
Kommode und gab sie ihr. »Zieh dich an. Ja?« sagte ich. »Wir müssen auf
schnellstem Weg nach Pine City zurück.«
    »Weshalb denn?«
    »Das erkläre ich dir unterwegs,
aber es ist dringend.«
    »Du bist offenbar nicht der Typ
für Liebe vor dem Frühstück, was?« Sie seufzte leise. »Nicht vor Einbruch der
Nacht, vermutlich.« Sie richtete den Blick auf die inzwischen geleerte Scotchflasche . »Ich rühre mich nicht von hier weg, bevor
ich ein Frühstück intus habe, Al Fortuna.«
    »Na gut«, brummte ich.

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