Alanna - Das Lied der Loewin
Dunkelgottes. Alanna konnte nur wenig helfen.
Erst als man Fackeln entzündete, bemerkte sie, wie viel Zeit verstrichen war. Es war fast dunkel und langsam wurde sie müde. Jedes Mal, wenn sie ihre Heilgabe benutzte, erschöpfte sie sich ein bisschen mehr. Aber aufhören konnte sie nicht – nicht, solange diese Männer litten.
Prinz Jonathan fand sie, als sie gerade den Arm eines Soldaten verband. »Ein Kerl, den sie den Mächtigen Thor nennen, sagte mir, du seist hier. Was machst du da?«
Sie brauchte einen Augenblick, bis sie merkte, dass jemand mit ihr sprach. »Was? Oh, Jon.« Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und hinterließ dort einen blutigen Streifen. »Ich beschäftige mich.«
»Trusty dreht durch. Myles sagte, dein Kater habe Angst, du könntest dich umbringen.« Jon entdeckte Herzog Baird. »Euer Gnaden? Wie lange ist Alan schon hier?«
Der Heiler warf Alanna einen Blick zu. »Großer Mithros, Junge, ich hätte dich schon vor Stunden wegschicken sollen. Du bist nicht dafür geschult, so lange zu arbeiten. Prinz Jonathan, bringt ihn weg von hier.«
»Unsinn«, protestierte Alanna, der es nun, da ihre Konzentration unterbrochen worden war, in den Ohren rauschte. »Ich bin so gut in Form wie ...« Sie taumelte. Jonathan fing sie auf.
»Das bist du. Daran besteht kein Zweifel«, sagte er trocken. Er ignorierte ihren Protest und schob sie aus dem Zelt. »War er den ganzen Tag hier?«, fragte er Baird, der ihnen folgte.
Der Herzog nickte. »Er hat mehr Männern das Leben gerettet, als ich zählen kann. Geh zu Bett, Junge«, befahl er Alanna. »Du hast hier mehr als genug geleistet. Das Schlimmste ist vorbei.«
Alanna protestierte noch immer, als Jon Darkness bestieg und sie vor sich aufs Pferd hob. »Oh Mann, bist du ein widerspenstiges kleines Ding«, murmelte er ihr ins Ohr, als sie sich auf den Weg machten. »Du kannst dich ja kaum mehr auf den Beinen halten. Warum hast du nicht aufgehört«
Alanna lehnte sich gegen den Prinzen. Sie war sehr müde. Darkness störte sich nicht an der doppelten Last und bahnte sich seinen Weg den Flusspfad entlang. »Sie brauchten Hilfe«, sagte sie mit rauer Stimme.
Jonathan nickte Imrahs Wachposten zu, als sie an dessen Lager vorüberritten. »Weshalb bist du denn überhaupt hergekommen?«
»Weil ich im Lager für nichts gebraucht wurde.« Sie war froh über den starken Arm, der sie hielt, und seufzte dankbar. »Hm?«, murmelte sie.
»Ich fragte, ob du immer für etwas gebraucht werden musst.«
»Ja.«
Schweigend ritten sie ein Weilchen. Dann sagte Jon nachdenklich. »Vielleicht könnte auch ich mich dort nützlich machen, anstatt an all diesen Sitzungen teilzunehmen, bei denen Roger die Entscheidungen trifft und mich nie nach meiner Meinung fragt. Meinst du, ein Versuch würde sich lohnen?«
Alanna gähnte und drehte sich so weit um, bis ihr Kopf unter Jonathans Kinn ruhte.
»Jeder Versuch lohnt sich.«
Aus dem Dunkel begrüßte sie ein Miauen. Das Heilen ist ja schön und gut, erklärte ihr Trusty , nur nicht, wenn du dich selbst dabei umbringst. Macht es dir übrigens Spaß, dich bei Jonathan anzukuscheln wie eine Verliebte?
Alanna setzte sich kerzengerade auf. »Hör mir mal zu, du unverschämtes Vieh ...«, begann sie.
»Eure Hoheit. Ihr kehrt spät zurück.« Jem Tanner trat mit einem Speer in der Hand zwischen den Bäumen hervor. »Und Knappe Alan. Wohl den ganzen Tag herumgetrödelt, was?«
»Hast du Wachdienst, Jem Tanner?«, entgegnete Alanna,
die spürte, dass Jonathan vor Wut erstarrte. »Dann halte Wache!«
Trusty hüpfte auf Alannas Schoß, als sie weiterritten, und jagte Darkness damit einen mächtigen Schrecken ein.
»Wer war das?«, erkundigte sich Jonathan leise.
»Einer der Männer aus dem Lager. Es ist sein Zeitvertreib, ekelhaft zu sein. Du wolltest mich vor ihm warnen, nicht wahr, Trusty?«
Wenn du dich in den Prinzen verliebst, dann lass dir nichts anmerken, riet der Kater . Höchstens, du willst, dass das ganze Lager über euch beide tuschelt.
»Nein, ich verl...« Alanna brach ab, als sie merkte, dass Jonathan, dessen Arm noch immer um ihre Taille lag, gespannt zuhörte.
»Unterhaltet ihr beide euch?«, wollte er wissen.
»Frag Trusty«, sagte Alanna kurz angebunden. »Ich beantworte nur seine Fragen.«
Als sie ins Lager ritten, trat ein Soldat heran und nahm ihnen Darkness ab. Myles rief den Prinzen in sein Zelt, und Alanna blieb mit ihren Gedanken allein zurück. Unentwegt spukten ihr die Männer
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