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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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sie.
    »Armer Kleiner. Er hat dich ordentlich vermöbelt, was?«
    »Mich hat keiner vermöbelt. Ich bin gestürzt.«
    Er grinste. »Du kannst es ableugnen, so viel du willst. Wir wissen beide ganz genau, dass du dich mit Ralon geprügelt hast und dass du der Verlierer warst.«
    Sie reckte das Kinn vor. »Ich bin gestürzt, Eure Hoheit.«
    Jonathan tätschelte ihre Schulter. »Du bist verdammt mutig, kleiner Trebond. Schlaf dich aus.«
     
    Gary fand Stefan sofort. Der Pferdeknecht nickte, als der junge Edelmann auf den Heuschober geklettert kam. »Hab mir gedacht, dass vielleicht einer von euch rüberkäm. Was für ’ne Lüge erzählt denn Meister Alan?«
    Gary verzog das Gesicht. »Er sagt, er sei gestürzt.«
    Stefan spuckte aus. »Das ist er, da gibt’s keinen Zweifel. Klar, Meister Ralon hat ihm beim Hinfallen geholfen, und zwar nicht nur einmal. Der arme kleine Kerl hatte nicht die geringste Chance.« Er grinste. »Aber zum Auftakt hat er unserem
Meister Malven ’nen ordentlichen Schlag in die Eier versetzt.«
    »Warum hast du nicht eingegriffen?«, wollte Gary wissen.
    Stefan schüttelte den Kopf. »Wir dürfen uns nicht einmischen, wenn die Edelleute ’nen Streit austragen. So lauten die Regeln. Aber eins ist sicher – wenn Ralon jemals aus der Stadt heimkommt und sein Geldbeutel noch voll ist, dann schnappt sich Georg all unsere Ohren. Georg mag Meister Alan.«
    »Georg soll machen, was er will«, sagte Gary. Dann runzelte er die Stirn. »Was meinst du damit, dass er sich unsere Ohren schnappt?«
    Stefan blickte ihn ruhig an. »Georg hat ’ne Sammlung. Beim ersten Fehler warnt er dich. Beim zweiten schnappt er sich ein Ohr. Für seine Sammlung. Und beim dritten Mal ...« Stefan zuckte die Achseln. »Beim dritten Mal nimmt er sich das zweite Ohr, mit allem, was dranhängt. Georg mag es, wenn eine Sache ordentlich erledigt wird.«
    Am nächsten Tag erteilte Raoul Ralon eine ordentliche Tracht Prügel.
    Ralon brach die Regeln und informierte Herzog Gareth. Von da an verließen Jonathans Freunde jedes Zimmer, das Ralon betrat. Raoul hatte Ralon unentwegt im Auge und wartete nur auf die richtige Gelegenheit.
    Ralon konnte sich weder an Raoul oder Gary, noch am Prinzen rächen.
    Dafür fand er ein besseres Opfer.
    »Du hast mich bei deinen Freunden verpfiffen!«, zischte er, als er Alanna eines Tages allein in der Bibliothek erwischte. Er schlug ihr ein zweites blaues Auge und schaffte es, dass ihre Lippe von Neuem aufplatzte. Vier Tage später
schnappte er sie sich noch einmal. Diesmal versuchte Alanna ein paar Tricks, die ihr Coram beigebracht hatte. Sie schlug Ralons Nase blutig.
    Er brach ihr den Arm.
    Jedes Gespräch, das sie mit Herzog Gareth führen musste, war schlimmer als das vorhergehende. Wieder einmal stand sie ihm gegenüber. Diesmal trug sie den Arm in der Schlinge.
    »Ich bin gestürzt, Euer Gnaden«, sagte sie mit undurchdringlicher Miene.
    »Bei Mithros, Junge – fällt dir denn keine bessere Ausrede ein?«
    Sie scharrte mit dem Fuß. »Sie funktioniert gut. Sie – sie hat schon Tradition.«
    Gareth warf ihr einen finsteren Blick zu. »Das ist richtig. Von jedem einzelnen Pagen, den ich jemals ausgebildet habe und der sich geprügelt hat, musste ich mir das anhören. Mit wenigen Ausnahmen.«
    »Nun, Herr, Ihr glaubt mir nicht, und ich weiß , dass Ihr mir nicht glaubt, aber so bleibt die Ehre aller Beteiligten gewahrt, Euer Gnaden.«
    Der Herzog musste sich ein Lächeln verkneifen. »Du bist ganz schön frech, Alan von Trebond. Für die nächsten fünf Wochen machst du jeden Tag eine Extrastunde Mathematik. Du kannst gehen.«
    Alanna öffnete gerade die Tür, als er hinzufügte: »Ich wollte, du würdest ihn ordentlich verprügeln. Er verdient es.«
    Sie schaute zu ihm zurück. »Eines Tages werde ich das tun, Euer Gnaden. Ich habe die Nase voll davon, andauernd hinzufallen.«
    Während Alanna mit Herzog Gareth sprach, kam Stefan
auf die Übungshöfe und suchte nach dem Lehrer, der die Jungs im Ringkampf unterrichtete. Nachdem Stefan den Mann weggelockt hatte, stellten sich Jonathans Freunde im Kreis um Ralon auf. Als er sah, wie Raoul die gepolsterten Handschuhe zurechtzog, die seine Hände bedeckten, begann er zu schwitzen.
    Mit eiskalter Stimme sagte Jonathan: »Wir haben dich gewarnt. Du bist kein Ehrenmann. Du bist ein Hund und wie ein Hund wirst du jetzt eine Tracht Prügel beziehen.«
    Gary hielt Ralon fest. Mit undurchdringlichem Gesicht nahm Raoul ihn sich vor. Als der Lehrer

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