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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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gestürzt.«
    Coram zwang sie zu ihm aufzuschauen. Sie zuckte zusammen, als er ihr das Gesicht mit einem feuchten Tuch abrieb. Seine schwieligen Hände waren erstaunlich sanft. »Das ist ’ne dicke Lüge. Geprügelt hast du dich.«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich hingefallen bin.« Sie keuchte, als er ihr Auge berührte.
    »Aha. Der Fußboden hat dir also die Nase blutig geschlagen, die Lippe aufgerissen und dir dann noch ein blaues Auge verpasst. Vielleicht solltest du eher sagen, es sei dein Pony gewesen? Die andern haben nichts davon verlauten lassen, dass du verletzt bist. Also musst du in den Ställen ›hingefallen‹ sein.«
    »Ich will nicht darüber reden«, sagte sie abweisend.
    Er grinste. »Ich mach mich auf den Weg und besorg ’ne Scheibe rohes Fleisch für das blaue Auge, das dir der Fußboden verpasst hat. Ich werd den Jungs sagen, dass dir nicht so wohl sei.« Er klopfte ihr auf die Schulter und meinte auf seine ruppige Art noch: »Bist echt tapfer, Kleine. Ich bin stolz auf dich. Ich denk, ’s ist an der Zeit, dass ich dir ein bisschen unter die Arme greife.«
    Als er gegangen war, legte sie sich hin. Ganz gegen ihren
Willen kamen ihr die Tränen. Einem richtigen Jungen wäre das nicht passiert.
    Jemand klopfte an die Tür. »Alan? Ich bin’s, Raoul. Coram sagt, du seiest krank. Was fehlt dir?«
    »Nichts.«
    »Können wir reinkommen?«
    »Nein! Verschwindet!«
    »Alan – ich bin’s, Alex! Was ist passiert?«
    »Nichts ist passiert«, schrie sie. »Lasst mich in Ruhe!«
    Kurze Stille.
    »Alan. Mach die Tür auf!« Das war der Prinz, und er erteilte ihr einen Befehl.
    Widerstrebend gehorchte sie. Es war fast dunkel – vielleicht würden sie nicht erkennen, wie sie aussah.
    Draußen standen alle ihre Freunde. Sie sah zu Boden.
    »Tut – tut mir leid, dass ich euch angeschrien habe. Es ist irgendwie diese Hitze ...
    »Sieh mich an!«, befahl Jonathan.
    Doch sie weigerte sich. Er legte seine kühlen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an. Sie erwiderte seinen Blick mit ihrem gesunden Auge und achtete nicht darauf, wie die anderen nach Luft schnappten und sie mitleidsvoll anstarrten.
    »Was ist passiert?«, fragte der Prinz schließlich.
    »Ich bin gestürzt, Hoheit. In den Ställen.« Jetzt wussten alle, was für ein Loser sie war.
    Jonathan ließ sie los. »Ich werde dich bei Onkel Gareth entschuldigen. Wir bringen dir später was zu essen.«
    »Vielen Dank«, flüsterte sie. »Aber ich hab keinen Hunger.«
    »Hey, Jungs – was ist denn hier los?« Coram kehrte mit
einem Stück rohen Fleisches zurück. »Alan hat bloß ’nen kleinen Unfall gehabt. Ihr geht jetzt besser zu Tisch – Seine Majestät wird gleich anfangen wollen.«
    Die anderen verschwanden hastig. Jonathan zögerte. »Ich komme später noch einmal vorbei«, erklärte er Coram.
    Dieser verbeugte sich. »Sehr wohl, Eure Hoheit.« An diesem Abend aßen die Pagen ohne einen Ton zu sagen. Nach dem Essen gingen Jonathan und seine Freunde in Garys Suite.
    »Das war Ralon«, platzte Raoul heraus, als sie allein waren.
    »Dem hat nicht gefallen, was gestern passiert ist!«, meinte Francis.
    »Es wird Zeit, dass wir uns um ihn kümmern«, fügte Alex mit seiner sanften Stimme hinzu. »Er vergisst, wo sein Platz ist.«
    »Ich werd ihm beibringen, wo er hingehört!«, meinte Raoul aufgebracht.
    »Die Lektion, die du ihm gestern verpasst hast, hat er schon wieder vergessen«, erinnerte ihn Gary.
    Raoul lächelte kalt. »Diesmal werde ich dafür sorgen, dass er seine Lektion begreift.«
    »Ihr vergesst etwas.« Alle sahen Jonathan an. »Alan gibt nicht zu, dass es Ralon war. Alan will sich selbst gegen Ralon wehren.«
    »Aber das kann er doch nicht!«, protestierte Raoul. »Er ist doch nur ein kleiner Kerl. Und er weiß noch nicht, wie man kämpft!«
    »Er hat Mut«, meinte Alex.
    »Mut!«, brüllte Raoul. »Dieser feige Mistkerl hat ihn fast umgebracht und ...«

    »Jetzt mal Ruhe!«, befahl Jonathan. »Hört zu. Wir müssen erst mal Gewissheit haben. Gary – du findest heraus, ob in den Ställen einer weiß, was vorgefallen ist. Vielleicht verrät mir Alan ja doch etwas. Und denkt daran – wir müssen die Sache auf seine Art und Weise erledigen. Er würde sich schämen, wenn er dächte, wir würden seinen Kampf für ihn ausfechten.«
    Die anderen nickten zustimmend, und die Gruppe ging auseinander.
     
    »Wie fühlst du dich?«, fragte der Prinz.
    Alanna setzte sich mühsam auf. »Miserabel, Eure Hoheit«, gestand

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