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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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erlauben. Die K’mir haben keine Edlen, nur solche, die sich ihre Auszeichnungen verdienen, doch du und ich, wir kommen aus überzüchteten Familien und sind nur als schmückendes Beiwerk für die Männer von Wert, und das war’s. Trotzdem bist du nicht nutzlos. Überhaupt nicht.« Alanna stieg das Blut in die Wangen. »Thayet, du schmeichelst mir. Es war einfacher für mich zu rebellieren, als zu bleiben und etwas mit mir anzufangen. Warum bin ich nicht in die Klosterschule gegangen und habe dort bewiesen, dass Frauen mehr sein können als nur schmückendes Beiwerk für die Männer?«
    Thayet sah skeptisch drein. »Was ich sagen wollte, ist: Ich freue mich darauf, mein Leben neu zu gestalten. In Tortall wird das möglich sein, denn dort besitze ich weder Stand noch Titel.« Sie setzte sich aufs Bett. »Ich will eine Schule für Kinder von niedriger Herkunft eröffnen. Sobald meine Juwelen verkauft sind, habe ich genug Geld dafür.«

    Alanna, die für Thayet andere Pläne hatte, sagte hastig: »Ich werde dich nicht einfach deinem Schicksal preisgeben, wenn wir dort ankommen. Du wirst mein Gast sein – und der von Thom und Myles. Das mit der Schule ist eine großartige Idee, aber es gibt viele Möglichkeiten, die Sache anzupacken.«
    Thayet zuckte die Achseln. »So was! Da rede ich und höre nicht mehr auf, wo du doch gerade erst aufgewacht bist.« Energisch stopfte sie die Decken um Alanna fest. »Versuch noch mal zu schlafen.« Damit ging sie mit dem Tablett in der Hand hinaus.
    Alanna hatte überhaupt keine Lust zu schlafen. Das hatte sie nun eine Woche lang getan. Mühsam stieß sie die Decken weg und stand auf. Am Bettpfosten festgeklammert, machte sie eine Bestandsaufnahme: ein verstauchtes Bein – kein Problem. Diverse Prellungen – machten sie steif, taten aber nicht weh. Eine Schnittwunde auf der Brust und eine durchgebissene Lippe – sauber verheilt. Tränende Augen, die aber funktionierten. Über ihre Hände wollte sie nicht nachdenken. In Anbetracht aller Umstände nicht schlecht. Sie nahm Kleidungsstücke, die man einfach überziehen konnte. Knöpfen und Schnallen war sie nicht gewachsen. Sie schlüpfte in Pantoffeln und fuhr sich unbeholfen mit einer Bürste durchs Haar. Dann hielt sie vorsichtig Ausschau nach wohlmeinenden Menschen, die sie womöglich wieder in ihr Zimmer scheuchen würden, und floh in die Ställe.
    Der Stallbursche rannte davon, als er sie sah. Umso besser. Im Leben eines jeden Reiters gibt es Momente, wo er sich bei seinem Pferd entschuldigen musste, und Alanna zog es vor, dabei keine Zeugen zu haben. Moonlight tat anfangs unnahbar, als ihre Herrin die Box betrat. Doch Alanna gab
ihr einen aus dem Gastraum gestohlenen Apfel, streichelte sie, flüsterte Koseworte und schon bald stupste Moonlight sie und schnupperte. Ganz offensichtlich wollte sie Alannas Hufe, ihren Widerrist und ihre Flanken überprüfen. Von der Salbe auf Alannas Verband musste sie niesen.
    »Ich wollte, Liam wäre auch so schnell wieder gut mit mir«, seufzte Alanna. Als sie den Kopf hob, entdeckte sie Trusty, der auf dem Gatter hockte. »Hast du auch eine Wut auf mich?«
    Ich weiß, warum du losgezogen bist. Moonlight und die anderen haben sich gesorgt um dich , sagte der Kater. Ich bin schon hier im Stall, seit der Drache aufwachte und feststellte, dass du verschwunden warst. Pferde sind ruhiger. Außerdem werfen sie einem keine Sachen nach. Er kletterte auf Alannas Schulter und rollte sich um ihren Hals.
    »Armer Trusty. Hat er wirklich Sachen nach dir geworfen?«
    Nur, wenn er mich sah.
    Jemand hustete. Coram hatte sein Pferd Amboss gestriegelt. Jetzt lehnte er an Moonlights Box und sah herüber.
    »Hast du auch vor, mich anzubrüllen?«, erkundigte sich Alanna misstrauisch.
    »Müsste ich eigentlich. Ich hab gedacht, ich hätt dich dazu erzogen, Schneestürmen mit mehr Respekt zu begegnen.«
    »Habe ich doch gemacht. Hättest du mir nicht beigebracht, wie man sich anzieht, wie man überlebt, dann wäre ich jetzt nicht hier.« Wenn Coram doch bloß sagen würde, dass sie das Richtige getan hatte! Es wäre unerträglich, jetzt nicht nur Liam, sondern auch noch Coram zu verlieren.
    »Du willst doch wohl nicht behaupten, dass es nur darum ging, wie du angezogen warst und wie du mit deinen
Schneeschuhen umgingst«, fragte er, mit Augen, die spöttisch funkelten.
    »Nein. Ich habe meine Gabe zu Hilfe genommen. Coram, ich hatte keine andere Wahl. Wäre ich an einem sonnigen Tag losgezogen, hätte mir

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