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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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Chitral – das Wesen, das den Pass bewacht – einen anderen Sturm geschickt. Wenn ein ungefährlicher Weg existiert hätte das Juwel zu holen, hätte ich ihn mit Freuden beschritten.« Zu ihrem Schrecken spürte sie, dass ihr schon wieder Tränen über die Backen liefen. »Bitte, sei nicht böse mit mir.«
    Coram kam und umarmte sie. »Ist ja gut, kleine Löwin«, flüsterte er und zog sie dabei eng an sich. »Es ist nur schwer, sich mit ansehn zu müssen, wie du erwachsen wirst und mächtige Taten vollbringst.« Er wischte Alanna mit einem Taschentuch die Augen ab. »Obwohl ich eigentlich gar nicht weiß, wieso mich das so überrascht, wo du es mir ja laufend angedroht hast.« Als er das Taschentuch an ihre Nase hob und streng »Schnäuz dich!« sagte, gehorchte sie, wie sie es mit fünf Jahren getan hatte. »So ist’s recht, mein Mädchen.«
     
    Buri, Thayet und Coram kamen, um gemeinsam mit Alanna zu Abend zu essen. Seit sich der Heiler des Gasthofs Alannas Hände angesehen und sie frisch verbunden hatte, konnte sie wieder mit Messer und Gabel umgehen. Schon das allein genügte, um sie aufzumuntern. Gefüttert zu werden gab ihr ein Gefühl von Hilflosigkeit. Nachdem die Mägde abgeräumt hatten, rösteten sie Kastanien im Feuer und erzählten Geschichten, bis alle gähnen mussten. Thayet sammelte gerade ihre Perlenarbeit ein, als Alanna sagte: »Ich würde gern übermorgen aufbrechen, wenn es euch recht ist.«

    »Bist du übergeschnappt!«, rief Buri. »Du bist doch gerade erst aufgewacht. Du hast selbst gesagt, eine Woche lang wärst du nicht in der Lage mehr als eine Gabel oder einen Löffel zu halten!«
    Alanna zuckte die Achseln. »Es ist einfach so, dass ich gern aufbrechen würde. Ich schaffe es schon.« Als sie Corams Blick begegnete, fügte sie hinzu: »Moonlight wird mich nicht herunterfallen lassen.«
    Kopfschüttelnd seufzte Thayet: »Mal sehen, wie es dir morgen geht.«
    Buri blieb, als die anderen beiden gingen. »Ich wollte dir sagen, dass es eine Ehre für mich ist, mit dir zu reiten. Wohin auch immer«, sagte sie schüchtern. »Ich hoffe bloß, dass du mir eines Tages erzählen wirst, was da oben passiert ist. Es muss grauenhaft gewesen sein, aus deinem Zustand zu schließen.« Jetzt lachte sie. »Der Gastwirt will keine Bezahlung von uns nehmen, hat dir das Thayet erzählt? Genauso wenig wie der Heiler. Die Stallburschen streiten sich darum, unsere Pferde zu versorgen, vor allem deins. Die Dienstmädchen haben die Serviette in Stücke geschnitten, die du beim Mittagessen verwendet hast, damit jede einen Teil davon abkriegt.«
    »Das ist ja Wahnsinn, Buri!«, rief Alanna.
    »Frag sie«, meinte Buri verschmitzt. »Sie sagen, du habest den Schnee beiseitegeschoben und seist hochgelaufen, um mit dem Gott des Daches der Welt um sein Juwel zu kämpfen.«
    »Sobald du losziehst und anfängst große Taten zu vollbringen, wirst du so ähnliche Sachen erleben«, drohte Alanna, als das Mädchen die Tür öffnete. Buri zwinkerte ihr zu und verschwand. »So ein Unsinn!«, sagte Alanna zu Trusty.

    Der Gasthof hat sich in den letzten drei Tagen gefüllt, antwortete der Kater träge. Der Wirt hat seine Preise erhöht. Er erwartet ein hervorragendes Jahr – mehrere hervorragende Jahre, um genau zu sein. Es spricht sich schnell herum . Trusty gähnte und steckte die Nase unter den Schwanz.
    Alanna murmelte etwas von der Dummheit der Menschen, stieß ihre Bettdecke weg und ging nach unten. Da ihre Freunde sie erst zu später Stunde verlassen hatten, waren nur noch wenige Leute im Gastraum, vorwiegend Trinker, die nichts um sich herum wahrnahmen. Der Gastwirt und eine Dienstmagd waren dabei aufzuräumen. Liam saß in einem tiefen Sessel vor dem Feuer, hatte die Beine übereinandergeschlagen und machte ein böses Gesicht.
    »Ich dachte, für einen Shang-Krieger sei es unter seiner Würde, eingeschnappt zu sein.« Alanna zog sich einen Schemel heran, damit sie vor Liam Platz nehmen konnte.
    »Verschwinde, Lady Alanna«, seufzte er, griff nach seinem Humpen und leerte ihn. Der Gastwirt kam mit einem weiteren Becher und einem Krug und goss beiden heißen Most nach, bevor er sich wieder verdrückte.
    Verblüfft und gekränkt, biss sich Alanna auf die Unterlippe. Als sie sich wieder unter Kontrolle hatte, sagte sie mit rauer Stimme: »Was ist los mit dir? Bist du beleidigt, weil ich deinen männlichen Rat nicht befolgte? Meinst du, ich hätte etwas getan, was dir nicht gelungen wäre? Hab ich deinen Stolz

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