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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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schloss auf, als vor ihnen die Lichter einer Stadt auftauchten. »Wir sehen uns morgen früh«, verkündete sie. »Ich will lieber erfrieren ...« Sie warf Alanna einen schuldbewussten Blick zu. »Entschuldige, Löwin. Ich habe vergessen, dass du wirklich fast erfroren wärst, um ...«
    »Das reicht, Buri«, knurrte Alanna.
    »Ich muss bei Buri bleiben, damit sie mich beschützen kann«, meldete sich Thayet. »Ich habe es sowieso satt, in Häusern zu schlafen.«
    Auch die Männer machten unbehagliche Gesichter und Trusty gab lautstark bekannt, wie sehr ihm die mehr als fürsorglichen Mägde auf die Nerven gingen. Alanna seufzte erleichtert. »Dann suchen wir uns also einen Lagerplatz.«
    Für den Rest des Ritts nach Udayapur lagerten sie im Freien und füllten sich die Mägen mit Wild, Kräutern und Haferkuchen. Jegliche Zauberei – so wie die, die Alanna zur Heilung ihrer zerschundenen Hände anwandte – geschah so,
dass Liam nichts davon mitbekam. Noch immer gelang es weder ihr noch Coram, mit den Freunden zu Hause Kontakt aufzunehmen.
    Bis sie die Hafenstadt erreichten, hatte Alanna ihre Verbände abnehmen können und ihre Freunde fühlten sich wieder wohler mit ihr. Manchmal versetzte es ihr einen Stich, wenn sie den Drachen ansah. Andererseits wusste sie, dass ihre Freundschaft viel länger halten würde als ihre Liebesbeziehung.
    Nachdem sie in einem der Gasthöfe von Udayapur Quartier bezogen hatten, trafen sie sich in Alannas Zimmer, um zu besprechen, wie es nun weitergehen sollte. Keiner war überrascht, als Alanna sagte: »Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass Coram und ich zu Hause gebraucht werden. Deshalb überlege ich mir, ob wir uns nicht ein Schiff mieten sollen.«
    »Ich dachte, du magst keine Schiffe?« Liam klang, als sei es ihm egal.
    Alanna zog eine Grimasse. »Tu ich auch nicht. Am liebsten wäre es mir, wenn ihr alle mitkommen würdet. Aber vielleicht habt ihr ja andere Pläne?«
    Buri und Thayet wechselten einen Blick. »Nein«, sagte Thayet. »Ich will immer noch mit nach Tortall.« Buri nickte. Alanna lächelte. »Gut.« Jetzt hob sie Trusty hoch, damit Liam ihr banges Gesicht nicht sah.
    »Der Gastwirt sagt, im Hafen liege eine Galeere aus Tortall«, sagte der Drache ruhig. »Ich weiß nicht, ob wir darin eine Überfahrt buchen können – es handelt sich um ein diplomatisches Kurierschiff. Aber ich kann mich erkundigen.«
    Alanna strahlte – er hatte »wir« gesagt. »Würdest du das tun? Vielleicht sind sie einverstanden, wenn du meinen Namen erwähnst.«

    Liam nickte und ging hinaus. Die anderen folgten. Coram wollte ihre Schneeausrüstung, die sie ja nun nicht mehr brauchten, auf den Markt bringen, um sie dort zu verkaufen. Thayet und Buri gingen auf Besichtigungstour. Alanna blieb in ihrem Zimmer, um sich eine Weile schlafen zu legen.
    Ein Klopfen an der Tür weckte sie. Als sie öffnete, stand eines der Hausmädchen vor ihr und knickste. »Entschuldigt, mein Fräulein oder meine Dame«, sagte es nervös. »Dieser Herr da besteht darauf, dass er Euch sehen muss ...« Sie deutete auf einen großen und kräftigen Mann hinter sich.
    Er hatte die im Flur angebrachten Fackeln im Rücken, sodass Alanna sein Gesicht nicht richtig sehen konnte. Aber er sah sie klar und deutlich. Eine bekannte Stimme rief: »Mithros sei gelobt, du bist es wirklich und wahrhaftig!« Damit wurde Alanna hochgehoben und begeistert gedrückt. Jetzt sah sie sein Haar und seinen Oberlippenbart, die ebenso schwarz waren wie seine blitzenden Augen. Sein Gesicht hatte eine gesunde Farbe und war von der Sonne gebräunt.
    »Raoul?«, flüsterte sie. Sie traute kaum ihren Augen. Als er grinste, umarmte sie ihn ebenso ungestüm. »Raoul, du schlauer Fuchs!« In ihrer Begeisterung trommelte sie mit den Fäusten auf seinen Rücken, während er sie in ihr Zimmer trug und die Tür mit einem Tritt hinter sich ins Schloss beförderte. »Das kann nicht wahr sein! Das kann nicht wahr sein!« Er war so groß wie eh und je – als er sie abstellte, musste sie den Kopf nach hinten legen, um zu ihm hochzusehen. »Setz dich hin, damit mir nicht das Genick wehtut, wenn ich dich angucke.« Er gehorchte für einen Augenblick, nur um wieder aufzuspringen und sie noch einmal zu umarmen. Es dauerte fünf Minuten oder länger, bis beide sich so weit beruhigt hatten, dass eine vernünftige Unterhaltung
möglich war. Trusty kletterte auf Raouls Schoß, um ihn auf seine Weise zu begrüßen. Alanna schenkte ihrem Gast und sich

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