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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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frei. Ich glaube, der Gastwirt und einige Gäste liefen daraufhin zum Tempel. Erinnerst du dich noch an die Doi, die hier wohnten? Sie gingen los und brachten dich auf einem Pony liegend herunter. Sie sagten, sie hätten dich vor einer Höhle in der Nähe der Passspitze gefunden. In einem katastrophalen Zustand warst du.«

    »Kann ich mit ihnen reden? Ihnen danken?«
    Thayet schüttelte den Kopf. »Sie sind fort – sie reisten ab, als es dir langsam besser ging. Buri meinte, sie mögen es nicht, wenn man ihnen dankt.«
    »Haben – haben die Heiler gesagt, wie es mir geht?«
    Thayet legte den Löffel weg.
    »Du wirst vom Hals bis zum Magen eine Narbe behalten, direkt zwischen den Brüsten. Deine Hände werden heilen. Sie sagten, sobald du aufwachen und sie mit deiner eigenen Gabe behandeln würdest, ginge es dir besser.« Jetzt, da sie daran erinnert wurde, suchte Alanna nach ihrer Zauberkraft. Sie war da. Durch den langen Schlaf war sie wieder so stark wie zuvor. Thayet machte sich ans Aufräumen.
    »Der Doi-Heiler sagte, von nun an würdest du immer wissen, wann es Sturm geben wird.«
    »Alte Schwertmänner und ihre Narben fühlen den nahenden Regen«, zitierte Alanna. Es war ein altes Sprichwort. »Irgendeinen Preis musste ich wohl bezahlen.«
    »War es das wert?«
    »Keine Ahnung.« Alanna zog das Juwel unter ihrem Kissen hervor und betrachtete es. Es passte genau in die Mitte ihrer Handfläche. »Thayet? Willst du es haben? Für Sarain? Mir scheint, im Augenblick braucht ihr es nötiger als Tortall.« Sie wollte es der Prinzessin reichen, doch die machte eine seltsame Miene und ging einen Schritt rückwärts. Während Thayet es anstarrte, begann das Juwel von innen heraus zu leuchten. Schließlich stieß sie Alannas Hand weg. »Keine Frau kann den Sarainer Thron besteigen«, erklärte sie leise. »Das Gläserne Buch verbietet es. Schon den Kindern erzählt man Geschichten von anderen Ländern, weniger weise als unseres, die zu Schaden kamen, weil man eine Frau regieren
ließ. Die Hau Ma, die Churi und die Radeh haben eine Frau als Häuptling, aber sie sind K’mir, und dass die K’mir Wilde sind, weiß jeder.«
    »Die Tortaller sind nicht wie die K’mir, aber sie sind auch nicht übel«, sagte Alanna.
    Die Bitterkeit in Thayets Stimme tat weh.
    »Mein ganzes Leben lang war ich nutzlos; ich war die, die ein Junge und Erbe hätte sein sollen. Mein Vater war nett zu mir, zumindest auf seine Weise. Ich schlage ihm nach, was das Aussehen betrifft.« Dabei rieb sich Thayet über den gebogenen Nasenrücken. »Aber dass ich kein Junge war, vergaß er nie. Die Töchter der Göttin und die Mithran-Priester hatten Befehl jeden Morgen bei ihrem Götterdienst zu Tagesanbruch um einen jin Wilima zu beten.«
    Alanna musste schlucken. Wie hatte der Kriegsherr seine Tochter so demütigen können, wenn er sie liebte? »Wie schrecklich, Thayet.«
    Die Prinzessin hörte sie nicht. »Und noch etwas will ich dir sagen, Ritterin. In Tortall hast du gelogen, was dein Geschlecht betraf, hast es jahrelang geheim gehalten. Aber als die Wahrheit herauskam, durftest du deinen Schild behalten. Wir hörten von dir am Hof meines Vaters. Die meisten dort fanden, man müsste dich verbrennen, und eine Gruppe gab es, die sogar für Tod durch Folter stimmte.« Thayet stellte das Tablett neben der Tür ab. »Für mich hörte sich Tortall immer an wie das Paradies. Bestimmt ist es schöner dort als im Palast meines Vaters oder in den Klosterschulen. Und besser als das, was mich erwartet, wenn ich jetzt nach Sarain zurückkehre, ist es allemal.«
    »Du musstest mir das nicht alles erzählen«, sagte Alanna
und ließ das Juwel wieder unter ihr Kissen gleiten. »Ein einfaches ›Nein‹ hätte genügt.«
    Das Gesicht der Prinzessin war hart und abweisend gewesen. Jetzt hellte es sich langsam auf. »Ein einfaches ›Nein‹?«, wiederholte sie amüsiert. »Alanna, ist dir schon einmal aufgefallen, dass du hohe Ehrbegriffe hast? Pflicht und Verantwortung sind eine sehr ernste Sache für dich. Wenn du den Eindruck gewinnen könntest, ich kehre Sarain auf Grund einer Laune oder aus Wut den Rücken, so würdest du jede Achtung vor mir verlieren.« Sie legte eine Hand auf die Schulter der Ritterin und fuhr fort: »Bevor ich dich traf, dachte ich, die Frauen meiner Klasse seien ohne jeglichen Nutzen. Nach Shang gehen nur Bürgerliche – Familien aus dem Adel ziehen es vor, die Töchter in ihren Zimmern anzuketten, statt ihnen ein derartiges Leben zu

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