Alanna - Das Lied der Loewin
haben«, keuchte Coram und schlug einen der Krieger aus Tirragen nieder.
Georg schleuderte einen Dolch, um einen Mann zu töten, der weit hinten stand, gleichzeitig hielt er zwei weitere mit seinem Schwert in Schach. Mindestens zwölf neu hinzugekommene
Krieger umzingelten sie und keine Hilfe war in Sicht. Ich hab meiner Süßen versprochen, ich würde Jon das Juwel bringen, sagte er sich verbissen. Ein Schurke mag ich ja sein, aber mein Wort hab ich noch nie gebrochen.
Coram stieß einen Fluch aus und taumelte.
»Was ist, Mann?«
»Nur ein Kratzer«, stieß der Lehnsmann hervor. Er presste sich die freie Hand gegen die Seite.
Einen Augenblick lang dachten sie, die Erde bebe noch einmal, aber es war nur ein wilder Schrei, der durch den Korridor hallte. Coram strahlte. »Endlich!«, rief er, bevor er seinen gegenwärtigen Gegner mit neuer Energie attackierte. Liam Eisenarm stürzte sich derart wild in den Kampf, dass es sogar Georg die Sprache verschlug. Es war unmöglich, den Bewegungen des Drachen mit den Augen zu folgen, als er mit Fäusten und Füßen um sich schlug und jeden, der sich ihm stellte, zu Boden streckte. Den Feinden gelang es nicht, den Shang-Krieger zu treffen; sechs nahmen die Beine in die Hand und liefen davon. Liam stürzte dem letzten von ihnen nach. Als sein Fuß den davonrennenden Mann zwischen die Schultern traf, ging auch er zu Boden.
Eisenarm kam zurück. Georg legte Coram gerade einen behelfsmäßigen Verband an. Der Lehnsmann, dessen dunkle Augen in dem schweißüberströmten Gesicht funkelten, strahlte Liam an. »Du kommst spät, Drache.«
Liam lächelte. »Ich wurde aufgehalten. Wo ist Alanna?«
»Irgendwo dahinten«, sagte Georg mit gepresster Stimme. »Ich muss zum Saal der Kronen.« Er griff in seinen Beutel und zog das Juwel heraus.
Einen Augenblick starrte Liam in die Richtung, in die Georg gedeutet hatte. Man sah ihm an, dass er gern auf die
Suche nach Alanna gegangen wäre. Dann seufzte er. »Das Juwel ist jetzt das Wichtigste. Komm mit, wir gehen.«
Coram schwieg. Er ahnte, dass seine Herrin nicht mehr in Thoms Gemächern war und dass er ihr auf dem Weg, den sie nun beschritt, nicht folgen konnte. Georg stützte Coram, dann machten sich die drei Männer eilig gemeinsam auf den Weg zum Saal der Kronen.
Langsam kam Alanna zu sich. Wut stieg in ihr auf, als ihr einfiel, dass Si-cham ihre ganze Gabe genommen und an Jonathan weitergeleitet hatte. Die eigenmächtige Weise, wie dieser Mithran-Priester ihr Leben in die Hand nahm, gefiel ihr nicht. Sie hatte vor ihm das auch zu sagen. Also rollte sie sich auf den Bauch und stemmte sich auf alle viere. Ihr war schlecht, und sie fühlte sich völlig ausgepumpt – viel mehr als damals, als Thom ihre Gabe »geborgt« hatte, um Roger wieder zum Leben zu erwecken.
Trustys Miauen und Si-chams Schrei warnten sie. Der alte Mann kämpfte mit irgendjemandem an der Tür. Alanna griff nach einem Stuhl und zog sich hoch. Eine zweischneidige Axt, die der Mithran-Priester umklammert hielt, wurde hochgerissen, fiel herab und senkte sich tief in seinen Nacken. Er stürzte. Josiane stand, von seinem Blut bespritzt, in der Tür.
»Warum hast du mich denn nicht mit deiner Zauberkraft vernichtet, du alter Idiot?«, stieß sie hervor.
Alanna wusste die Antwort, sagte aber nichts. Wenn Sicham dieses Risiko auf sich genommen hätte, wäre er für Rogers Zauber, mit dem er ihm jegliche Magie fortsaugen konnte, offen gewesen. Aus demselben Grund hatte er die Verbindung zu Alanna und Jon unterbrochen; denn Roger
hätte ihm alles genommen, wenn er sich nicht auf seine eigene Abwehr konzentriert hätte. Jetzt war Si-cham tot, und er und seine Gabe waren für Roger unerreichbar geworden.
Josiane löste ihre Axt, stieg über den Körper des alten Mannes und lächelte. »Er sagte mir, du wärst hier«, erklärte sie. »Er sagte, seiner Meinung nach würde ich nicht mit dir fertig werden, aber ich könne es gern mal versuchen. Du bist nicht gerade gut in Form, wie?« Sie schob sich vorwärts und machte sich bereit anzugreifen. Alanna wollte sich in eine Position bringen, wo sie mehr freien Raum um sich hatte. Als sie aber über einen Fußschemel stolperte, kam Josiane mit hoch erhobener Axt auf sie zu.
Doch sie hatten Trusty vergessen. Fauchend sprang er Josiane ins Gesicht und krallte sich dort fest, dass die Prinzessin mit einem Aufschrei ihre Axt fallen ließ.
Du musst Roger aufhalten!, befahl der Kater noch, bevor Josiane seinen kleinen Körper
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