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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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versteckten Dolch einem ahnungslosen Bogenschützen. Das K’miri-Mädchen war hin und her gerissen. Ihre erste Pflicht wäre es gewesen, Thayet zu schützen, gleichzeitig war sie aber Kriegerin und für Situationen wie diese ausgebildet.
    Thayet löste ihr Problem. »Gib mir dein Schwert! Wir müssen etwas unternehmen!«
    Buri gehorchte und sah zu Eleni hinüber. Die ältere Frau stand im Schatten einer Säule und zog die komplizierte Stickerei an ihrem Ärmel auf. Während sie einen langen Faden abriss, schenkte sie Buri und Thayet ein Lächeln. »Macht euch um mich keine Sorgen.« Sie konzentrierte sich auf eine Gruppe von Bogenschützen in der Nähe des Altars und begann schweigend, Knoten zu knüpfen; dabei bewegte sie lautlos die Lippen.
    Buri zerrte einen Spieß mit einer langen Klinge aus einem
Waffenständer an der Wand, senkte ihn und stürzte sich auf eine Gruppe von Männern in den Farben Eldorns. Als der Erste, den sie angriff, zurückwich und stolperte, machte sie einen Satz und tötete ihn. Dann, als der Fußboden unter ihr bei einem dritten Erdstoß heftig bebte, taumelte sie. Drei Männer in den Farben Tirragens rannten die Treppe hinauf, um Kralle beizustehen, gerade als Georg und Coram zwei der Feinde erledigten. Kralle selbst blieb im Hintergrund, gab schreiend Befehle und wartete auf seine Chance. Georg verlor einen Dolch, den er warf, um einen der Männer aus Tirragen zu töten; Coram erschlug einen Schurken und verwundete einen zweiten. Die Feinde, von denen sie umringt waren, verließen ihre Plätze, um bessere Positionen einzunehmen. Diese Chance ließ sich Georg nicht entgehen. Er warf sich auf Kralle.
    Der einäugige Mann hieb fluchend mit seinem Messer um sich. Jetzt, wo er Georg höchstpersönlich gegenüberstand, packte ihn die Panik. Als der König der Diebe auch mit der linken Hand wieder nach einem Dolch griff, brach Kralle der Schweiß aus: Erstens fehlte ihm ein Auge, zweitens die Nerven, um mit zwei Händen gleichzeitig zu kämpfen. Wild stach er von Weitem auf Georg ein, ließ dabei aber Lücken in seiner Deckung, die sein Gegner bewusst übersah. Georg, der größere und kräftigere der beiden, spielte mit ihm, sorgte dafür, dass er sich unentwegt im Kreis drehen musste, brachte ihm an den fuchtelnden Armen Schrammen bei, verhöhnte ihn. Einer von Kralles Glückstreffern landete auf Georgs Wangenknochen, ein zweiter auf seiner Brust.
    Als einer der Männer aus Tirragen taumelte, erschlug ihn Coram mit einem mörderischen Hieb und wich atemlos zurück. Für den Augenblick war er in Sicherheit: Die beiden
übrigen Feinde, einer aus Tirragen, ein anderer aus dem Schurkenring, sahen dem König der Diebe und dessen Rivalen zu.
    Als Georg klar wurde, dass sich kein anderer mehr einzumischen gedachte, kauerte er sich kampfbereit nieder, nickte und sagte grimmig: »So, Kralle, jetzt sind wir unter uns. Jetzt werden wir ein für alle Mal klären, wer von uns Schurkenkönig sein soll. Kämpfe, Ralon oder Kralle – wenn du den Mut dazu hast.«
    Kralle sah sich mit wild rollenden Augen nach einem Fluchtweg um, aber es gab keinen. Er hatte schon immer gewusst, dass er dem König der Diebe nicht gewachsen war, wenn der die Regeln bestimmte. Er versuchte es einige Minuten lang, brachte seine ganze Hinterhältigkeit mit in den Kampf ein, verteilte Tritte, stach zu, versuchte zu taktieren. Aber mit solchen Tricks war Georg groß geworden.
    Einen Moment lang standen sie mit ineinander verhakten Dolchen eng beisammen. Dann stürzte Kralle zu Boden, Georgs Klinge tief in seiner Brust.
    Alanna wusste nicht, wie lange sie schon dasaß und Thoms kalte Hand hielt. Sie war überzeugt, dass das alles irgendwie ihre Schuld war. Wie sollte sie leben ohne ihre andere Hälfte?
    Trusty gelang es schließlich, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, indem er Krallen und Zähne in ihr Bein schlug und wild zappelte, bis der Schmerz sie hochfahren ließ.
    »Was machst du denen?«, schrie sie.
    Wach auf, Kämpe des Königs!, befahl er zornig. Du hast jetzt keine Zeit für das hier – er wird die Erde aufreißen!
    Alanna war klar, dass sie sich ihrer Verantwortung nicht entziehen durfte, auch wenn sie ihr noch nie so wenig bedeutet
hatte wie eben jetzt. Sanft und zutiefst traurig küsste sie ihren Bruder, verließ sein Schlafzimmer und trocknete sich das Gesicht mit dem Taschentuch. Neue Tränen flossen hinterher. »Wo steckt Si-cham?«
    Wie als Antwort kam der alte Mann hereingetaumelt. Er hielt sich den

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