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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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du mich erdolchst und somit unsere Freundschaft zerstörst. Wirst du nach dem, was eben geschehen ist, in Zukunft Angst haben mir gegenüberzutreten?«
    Alanna spürte, dass sie dunkelrot wurde. Unglaublich! »Ich habe vor keinem Angst, Georg Cooper!«, rief sie. »Auch nicht vor dir.«
    »Dann also bis zum nächsten Mal.« Er winkte ihr zu und machte sich pfeifend auf den Weg hinunter zur Stadt. Trusty strich schnurrend um Alannas Füße.
    »Wo warst du, als ich dich brauchte?«, fragte sie ihn verdrossen. »Als Anstandswauwau taugst du nicht viel.«
    Ich bin nicht dein Anstandswauwau, entgegnete der Kater. Außerdem wollte ich nicht stören. Mir kam es so vor, als mache es dir Spaß.

    Auf einen derartigen Blödsinn gab es keine vernünftige Antwort. Alanna drehte sich um und ging schnell- sehr schnell – zum Palast zurück.
    Obwohl sich Alanna anschließend kaum an die Feierlichkeiten erinnerte, die im Verlauf des Tages zu Ehren von Jonathans neunzehntem Geburtstag abgehalten wurden, blieb ihr der Ball an jenem Abend klar und deutlich im Gedächtnis haften, denn da lernte sie Delia von Eldorn kennen.
    Gelangweilt und unglücklich hatte sie auf einer Fensterbank gesessen, als Gary sie fand. Sie hasste derartige Abendveranstaltungen und normalerweise nahm sie nur daran teil, wenn sie als Knappe Getränke ausschenken und Essen servieren musste. An diesem Abend besorgten das aber die Diener, und da sie Jonathans persönlicher Knappe war, hatte man ihr mehr oder weniger befohlen auch teilzunehmen. Sie hielt das Ganze für reine Zeitverschwendung. Sie tat sich schwer, mit Fremden zu reden, und natürlich konnte sie nicht wie ihre Freunde mit den Damen flirten. Gerade dachte sie darüber nach, wie sie es wohl anstellen konnte zu verschwinden, als Gary, der in braunen Samt gekleidet war und unglaublich gut darin aussah, sie in ihrem Versteck entdeckte. »Ich weiß ja, dass du solche Feste hasst, aber so gewöhnst du dich nie daran.«
    »Ich brauche mich nicht daran zu gewöhnen«, gab Alanna zurück. »Wenn ich meinen Schild kriege, dann setze ich mich auf mein Pferd und erlebe Abenteuer.«
    »Unsinn.« Er lachte. »Komm doch mal etwas aus deinem Schneckenhaus heraus. Eine Menge der Edelfräulein hier hätten Lust den Knappen des Prinzen kennenzulernen. Vor allem seit Juni.«

    »Ich bin erst fünfzehn«, entgegnete Alanna. »Für Mädchen bin ich zu jung.«
    Gary fuhr sich über seinen erst kürzlich gewachsenen Oberlippenbart. »Für Mädchen ist man nie zu jung. Na, komm schon. Ich stelle dich der Allerneuesten vor. Sie ist erst gestern angekommen, aber – mein lieber Mithros!« Er pfiff anerkennend und fügte selbstgefällig hinzu: »Aber zuerst muss ich sie selbst kennenlernen.« Er umklammerte Alannas Arm und hob sie von ihrer Bank. Alanna hatte die Wahl: Entweder sie folgte ihm freiwillig oder sie wurde mitgezerrt. Manchmal fragte sie sich, ob Gary eigentlich wusste, wie stark er war.
    Sie entdeckte sofort den Unruheherd: Jonathan stand inmitten einer Gruppe von Rittern und sprach mit jemandem, den Alanna nicht sehen konnte. Die jungen Männer machten Gary Platz. Sie grinsten, als sie Alanna entdeckten. Es war im ganzen Palast bekannt, dass Alan keine Lust hatte Mädchen kennenzulernen.
    Als Jonathan die beiden sah, lächelte er und winkte sie zu sich. »Du hast ihn ja gefunden, Gary. Alan, komm her.«
    Ein königlicher Befehl war ein königlicher Befehl. Alanna trat widerstrebend neben den Prinzen.
    Inmitten der Gruppe saß ein bildschönes Mädchen mit kastanienbraunem Haar. Alanna zog eine Augenbraue hoch. Die meisten jungen Damen im Palast trugen pastellfarbene oder weiße Gewänder, aber die hier hatte ein tief ausgeschnittenes grünes Seidenkleid an. Alanna musste zugeben, dass die kräftige Farbe die grünen Augen des Mädchens besser betonte, als es ein helles Kleid getan hätte.
    Jonathan verbeugte sich vor dem traumhaft schönen Wesen. »Lady Delia von Eldorn, darf ich Euch meinen persönlichen Knappen Alan von Trebond vorstellen?«

    Alanna verneigte sich und bekam eine zierliche, weiße Hand gereicht. Leicht errötend berührte sie diese flüchtig mit den Lippen. Nie war ihr mehr bewusst, dass sie ein Mädchen war, als in solchen Momenten! Sie sah in Delias Gesicht empor und betrachtete die vorwitzige kleine Nase und die vollen roten Lippen. Sie ist eine Schönheit, das steht fest, sagte sich Alanna. Und das weiß sie auch ganz genau.
    »Alan von Trebond«, murmelte Delia mit sorgloser, kehliger

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