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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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Stimme. »Von Euch habe ich doch schon gehört, oder täusche ich mich?« Sie klopfte sich leicht mit dem Fächer gegen die roten Lippen und zog eine Augenbraue hoch. Dann lachte sie fröhlich. »Der heldenhafte Knappe! Ihr habt diesen schrecklichen Ritter aus Tusain besiegt! Wie aufregend!«
    Alanna verbeugte sich höflich. »Es war nicht der Rede wert, Lady Delia«, murmelte sie.
    »Ihr seid zu bescheiden. Ich bin sicher, dass keiner der Tortaller denkt, dass es nicht der Rede wert war – oder, meine Herren?«, erkundigte sich Delia bei den inzwischen vor Neid erblassten Rittern, die sie umringten. Alanna war vollkommen klar, dass jeder ihrer Freunde sie in diesem Augenblick zum Teufel wünschte und sich insgeheim vorwarf, dass er nicht höchstpersönlich diesen Dain besiegt hatte. Gegen beides hätte Alanna nichts einzuwenden gehabt. Sie mochte Delia nicht und sie wollte fort von hier. »Tanzt Ihr, Alan von Trebond?«, fragte Delia eben.
    Jonathan grinste boshaft und entgegnete: »Natürlich kann er tanzen. Er hat es als Page gelernt, so wie wir alle.« Alanna beschloss auf der Stelle, ihrem Freund bei nächster Gelegenheit etwas eklig Weiches und Klebriges ins Bett zu legen.

    »Und er ist allen ständig auf den Füßen herumgetrampelt«, brummte Raoul.
    Delia legte ihre Hand auf Alannas Arm und erhob sich anmutig aus ihrem Sessel. »Ich bin sicher, dass er jetzt wunderbar tanzen kann.« Sie lachte.
    In derartigen Dingen war der Ritterkodex eindeutig. Rot wie eine Tomate führte Alanna Delia zur Tanzfläche, als die Musik einsetzte. So lächerlich war sie sich noch nie in ihrem Leben vorgekommen. Zu allem Übel war Delia auch noch größer als sie.
    Vorsichtig bewegte Alanna Delia über die Tanzfläche, während das Mädchen erzählte, wie nett doch alle seien, besonders Prinz Jonathan. Alanna war inzwischen klar, dass sie Delia nicht ausstehen konnte, und wenn sie von Jonathan schwärmte, überkam sie ein ganz komisches Gefühl. Endlich war es vorbei, und sie brachte das Edelfräulein wieder zu ihren Bewunderern zurück. Sie selbst hatte vor, das Fest zu verlassen, ob sich das nun schickte oder nicht. Bestimmt war sogar die Ritterprüfung weniger schlimm, als mit diesem grünäugigen koketten Ding zu tanzen. Auf dem Weg nach draußen stieß sie mit Myles zusammen. Ihr Freund war, gelinde gesagt, nicht gerade in bester Form.
    Er prostete ihr mit seinem Branntweinglas zu. »Nicht so gesellig, Alan?«, fragte er. »Das solltest du aber lernen. Ein Ritter ist ein geselliges Wesen.«
    »Da küsse ich doch lieber ein...«
    »Bitte nicht. Manchmal bist du zu ehrlich für einen alten Mann.«
    Alanna musterte ihn. »Soll ich Euch zu Eurer Suite begleiten?« , erkundigte sie sich.

    »Nein. Ich bleibe da und sehe mir an, wie sich die hübsche kleine Delia jeden verfügbaren Mann am Hof angelt.«
    Alanna biss die Zähne zusammen. »Wenn es ihr nicht gelingt, dann liegt es gewiss nicht daran, dass sie es nicht versucht.«
    Myles zog beide Augenbrauen hoch. »Bist du eifersüchtig wegen Jonathan?«
    »Warum sollte ich wegen Jonathan eifersüchtig sein?«, fauchte sie.
    Myles zuckte die Achseln. »Manche Frauen zerstören gern die Freundschaft zwischen zwei Männern. Das würde ich mir an deiner Stelle merken.«
    »Ich komme morgen früh mit meiner Medizin vorbei, damit Ihr Euren Kater wieder loskriegt. Ich glaube, Ihr werdet sie brauchen.«
    Die seltsamen Dinge, die Myles sagte, waren manchmal leider zu treffend für ihren Seelenfrieden.
    »Du bist ein guter Junge, Alan. Zu gut, um dich in höfische Ränkespiele verstricken zu lassen. Lauf jetzt und geh zu Bett.«
    Alanna gehorchte nachdenklich. Mit höfischen Ränkespielen meinte Myles die Tricks, mit denen sich die Leute die Gunst von einflussreichen Edlen erschlichen, mit denen sie sich aneinander rächten oder mit denen sie sich Macht verschafften. War Delias Spiel etwas in dieser Art? Wie es auch immer geartet sein mochte, es hinterließ einen schlechten Geschmack.
     
    Es war ein harter Winter für Alanna und manchmal fragte sie sich, ob sie ihn andauern schlecht gelaunt verbringen würde. Die Kälte war schlimmer als jemals zuvor und biss ihr gehörig
in die Knochen. Trotz Trusty, vielen heißen Ziegelsteinen und einem gut geschürten Feuer erwachte sie nachts nur allzu oft zitternd vor Kälte. Einmal oder zweimal ertappte sie sich dabei, dass sie sich überlegte, wie es wohl wäre, zu Jonathan ins Bett zu kriechen! Wenn ihr die Kälte derart zusetzte, benutzte sie

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