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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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unergründliche Abneigung gegen das Mädchen und blieb ihm fern, soweit es ihr gelang. Manchmal hatte sie das Gefühl, als wisse Delia, dass Alanna sie nicht leiden konnte. Außerdem hatte sie den Eindruck, als gefiele es Delia, sich von Jonathans Knappen bedienen zu lassen: Sie ließ sich Luft zufächeln, wenn ihr heiß war, ließ sich Limonade bringen und verlangte sogar, dass Alanna mit ihr tanzte. Und all diese Dinge führten wiederum dazu, dass Alanna Schwierigkeiten mit ihren vom Liebeskummer geplagten
Freunden bekam. Jonathan ging so weit, dass er ihr vorwarf, sie benutze Delia, um ihre Maskerade als Junge glaubhafter zu machen! Später entschuldigte er sich, aber es war ihr erster ernsthafter Streit, und Alanna konnte es dem Mädchen nicht verzeihen, dass es der Anlass dazu gewesen war.
    Alanna musste sich anhören, wie Jon sich darüber aufregte, dass Delia mit anderen Rittern flirtete, und sie litt Qualen bei seinen Versuchen als Dichter. Sie versuchte ihm ein guter Freund zu sein, denn es war offensichtlich (wenn auch nicht für Jonathan, so doch für sie), dass Delia mit ihm spielte. Am einen Tag redete ihm das Mädchen ein, sie gehöre nur ihm allein, und am nächsten ignorierte sie ihn. Bald schliefen sie miteinander – ab und zu. Was die Sache noch komplizierter machte, denn dadurch war Jon entweder überglücklich oder am Boden zerstört.
    Nur Alex und sein Knappe Geoffrey von Meron schienen sich nicht von Delia beeindrucken zu lassen, und es war eine angenehme Abwechslung, sich mit den beiden zu unterhalten. Im Verlauf eines dieser Gespräche mit Alex an einem windigen Tag im März stellte Alanna fest, dass sie beide Lust hatten, sich aneinander zu messen. Bevor Alex die Ritterprüfung abgelegt hatte, war er der Beste unter den Knappen gewesen; jetzt kam er nach und nach in den Ruf, einer der fähigsten Ritter von Tortall zu sein.
    Er und Alanna hatten sich darüber unterhalten, wie es sich anfühlte, wenn man gut war und wenn einem jeder zusah und nach Fehlern suchte. So ergab es sich schließlich, dass sie zu den überdachten Übungshöfen gingen, um herauszufinden, wer der bessere Schwertfechter war. Sie waren sich einig, dass sie keinen Schiedsrichter brauchten, da sie nur die
stumpfen Übungsschwerter benutzen wollten. Nicht einmal Trusty war dabei.
    Alanna sah Alex bei seinen Dehnübungen zu, während sie ihre eigenen machte. Sie war aufgeregt. Sie hatte sich immer gefragt, ob sie so gut war wie ihr dunkelhaariger Freund. Jetzt würde sie es erfahren.
    Als sie ihre Lockerungsübungen beendet hatten, grüßten sie sich mit den Übungsschwertern. Ohne Vorwarnung schlug Alex zu. Seine Hand wirbelte in einem schwierigen, von oben kommenden Pass, und er führte seine Klinge dicht an ihrem ungeschützten Gesicht vorbei. Nur ein rascher Satz nach hinten rettete sie. Sie umkreise Alex und beobachtete seine Brust. Außer bei den allerbesten Kämpfern verrieten die Muskelbewegungen auf der Brust des Gegners oft, in welche Richtung der nächste Schlag gerichtet sein würde – nur war Alex einer der besten. Wie Herzog Gareth, der kämpfte, ohne dass sein nächster Schlag zu erkennen war, bewegte sich auch Alex ohne sein Vorhaben zu verraten. Jetzt riss er blitzschnell seine Waffe hoch; der Schlag hätte Alanna vom Unterleib bis zur Brust aufgeschlitzt, wenn sie richtige Schwerter benutzt hätten.
    Sie machte wieder einen Satz nach hinten, aber sie war nicht schnell genug. Die Schwertspitze zerfetzte ihre Kniehose an der Hüfte und riss ihr einen tiefen Kratzer ins Bein.
    »He! Alex!«, protestierte sie. »Pass doch auf!«
    Der Ritter antwortete nicht. Sein dunkles Gesicht war ausdruckslos; seine Augen verrieten nichts. Alanna wich zurück, machte einen Satz zur Seite und vorwärts und führte einen geradeaus gerichteten Hieb gegen ihn. Alex parierte; die Knaufe ihrer Schwerter trafen aufeinander und verhakten sich. Körper-zu-Körper nannte Herzog Gareth das, und
es kam nur selten einmal vor. Für Alanna, die viel kleiner war, war eine solche Situation höchst problematisch. Alex presste sie mit seinem ganzen Gewicht nach unten und versuchte, sie auf die Knie zu zwingen. Alanna löste sich, kam augenblicklich wieder zurück und schlug seine Klinge beiseite. Dabei traf sie Alex mit der flachen Seite ihres Schwertes fest auf den Wangenknochen. Beschämt trat sie zurück. Es war sehr unehrenhaft, dass sie sich in ihrer Wut dazu hatte hinreißen lassen.
    »Tut mir leid, Alex«, sagte sie kleinlaut und sah

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