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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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ihre Gabe, um sich zu wärmen. Diese Anstrengung führte dazu, dass sie morgens müde und übel gelaunt aufwachte, aber alles war besser, als zu frieren und auf derartige Gedanken zu kommen. Wenn sie auf den im Freien liegenden Übungshöfen trainierte, musste sie voller Sehnsucht an die Hitze in der Großen Südwüste denken.
    Die Kälte führte dazu, dass die Dinge auch in Trebond nicht zum Besten standen. Coram schrieb ihr, frühe Fröste hätten die Ernte beeinträchtigt, also machte sich Alanna an die Arbeit und ließ Lebensmittel und warme Kleidung nach Hause schicken. Coram tat sein Bestes, aber er hatte noch nicht viel Zeit gehabt, auf dem von Lord Alan vernachlässigten Lehensgut wieder Ordnung zu schaffen. Mehr als einmal suchte Alanna Myles oder Herzog Gareth auf, um sich Rat zu holen. Für jemanden, der nie ein Lehensgut führen wird, dachte sie sich oft, bekomme ich ganz schön viel Übung darin .
    In diesem Winter mussten die Knappen als Vorbereitung auf die Ritterprüfung eine Januarnacht draußen im Königswald verbringen. Alanna unterdrückte ihre panische Angstsie würde nicht erfrieren, wenn sie sich vorsah – und legte die Dinge zurecht, die sie brauchen würde. Draußen und auf sich allein gestellt, grub sie sich tief in eine Schneebank ein und schaufelte für ihr Zelt und für ihre fellgefütterte Schlafrolle vor einem Baum, der die schlimmsten Schneeverwehungen abhalten würde, falls es wieder schneien sollte, eine gemütliche kleine Höhle. Trusty hatte sich entschlossen ihr
Gesellschaft zu leisten. Er schien viel weniger zu frieren als sie, obwohl sie mehrere Schichten aus wollener und seidener Kleidung und darüber mit Fell gefüttertes Leder trug.
    Sie hatte vorgehabt für ihr Abendessen eisfischen zu gehen, um Herzog Gareth zu zeigen, dass sie es schaffte, in der Kälte zu überleben, aber am späten Nachmittag zog plötzlich ein Sturm auf und begrub den Wald unter einer Schneedecke. Alanna und Trusty verkrochen sich in ihrer Höhle. Von Zeit zu Zeit bohrte Alanna ihr Schwert durch die Schneedecke, damit sie nicht erstickten. Für den Rest der Nacht schliefen sie und plauderten. Alanna wusste, dass Trustys Sprache für die meisten anderen wie ein Miauen klang, doch für sie sprach er ebenso verständlich wie ein Mensch.
    Kurz vor dem Morgengrauen, als der heulende Wind endlich verstummte, waren die beiden eingeschlafen. Alanna träumte gerade von der Wüste und von einem Schläfchen in der warmen Sonne, als sie schlagartig erwachte. Etwas grub grunzend und zielstrebig im Schnee über ihr. Neben ihr in der Dunkelheit glühten Trustys violette Augen.
    »Ich glaube, es ist ein Eber«, flüsterte Alanna so leise wie möglich. Lautlos und vorsichtig zog sie ihr Schwert. Als ein hässlicher, gespaltener Huf durch die feste Schneedecke über der Zeltöffnung brach, stieß Alanna zu, so fest sie nur konnte. Sie schnellte durch die weiße Decke, schüttelte sich Schneeklumpen aus dem Gesicht und spürte, wie ihr das Schwert aus der Hand gerissen wurde.
    Der Eber stieß schrille Wutschreie aus und versuchte, die Klinge loszuwerden, die seine Brust und seinen Rücken durchbohrt hatte. Plötzlich erstarrte er und stürzte. Als sich Alanna vorsichtig näherte, sah sie, wie seine Augen trüb
wurden. Sie packte ihr Schwert, um es herauszuziehen, und blieb stocksteif stehen; die Augen des Ebers waren so rot wie die eines Dämons. Er zuckte noch ein letztes Mal – und verschwand.
    Wortlos packte Alanna ihre Sachen zusammen. Trusty brauchte ihr nicht erst zu erklären – wie er es gerade eindringlich tat –, dass gerade jemand versucht hatte, sie zu töten: und zwar einer, der über Zauberkräfte verfügte.
    »Ich habe keine Beweise«, gab sie barsch zurück, und damit war die Sache für sie erledigt. Solange sie keine Beweise hätte, würde sie nie jemandem davon erzählen.
    Zu allem Überfluss war da noch Delia. Mehr als einmal in diesem Winter dachte Alanna, sie müsse schreien, wenn sie den Namen dieses Mädchens noch einmal zu hören bekäme. Jonathan verbrachte seine Freizeit damit, Delia schlechte Gedichte zu schreiben, und er bestand darauf, sie erst einmal Alanna vorzutragen. Gary und Raoul duellierten sich um einen ihrer Reithandschuhe und Herzog Gareth schickte alle beide auf Grenzpatrouille, damit sie sich beruhigten. An dieser Strafe war nur ein Gutes: Sie mussten auch Douglass und Sacherell mitnehmen, denn sogar die beiden waren im Liebestaumel.
    Alanna hegte noch immer eine

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