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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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auf, zog sie auf die Füße und zu sich her.
    »Georg, du hast zu viel getrunken.« Sie versuchte ihre Stimme sorglos und unbeschwert klingen zu lassen. »Ich hätte nie gedacht, dass du jemals so daherreden würdest.«
    »Warum nicht?« Seine Stimme war so leicht und unbeschwert wie ihre. Wenn er nur ihre Hand loslassen würde!

    »Weil – na ja, du müsstest mich doch kennen. Ich habe andere Pläne.«
    »Bist du nicht mal neugierig?« Er weigerte sich seinen Blick abzuwenden. Ihr war nie aufgefallen, wie viel Grün in seinen braunen Augen lag und wie lang seine Wimpern waren.
    Sie musste ihre Hand wegziehen, auch wenn es unhöflich war. »Nein«, sagte sie. Dieses Gespräch war ihr viel zu persönlich! »Ich bin überhaupt nicht neugierig.«
    Trusty, der auf dem Fensterbrett geschlafen hatte, gähnte und streckte sich.
    »Ich bin ganz deiner Meinung. Es wird Zeit«, erklärte sie ihrem Kater. Nervös nahm sie das Paket mit dem Panzerhemd und dem Gürtel. »Ich muss gehen«, sagte sie.
    Georg griff nach seinem Schwertgurt. »Ich begleite dich bis zum Tempelbezirk. Vergiss nicht, du hast Wertgegenstände bei dir, und nicht mal ich traue meinen Leuten so recht. Ein guter Schwertfechter magst du ja sein, aber vielleicht sind sie in der Überzahl.« Er grinste, als er sein Schwert um die muskulöse Taille legte. »Außerdem wäre es ja möglich, dass dich ein Ringkämpfer attackiert.«
    Alanna schnitt eine Grimasse. Sie war erleichtert, dass er wieder normal mit ihr redete. »Danke. Ich liebe es über alles, wenn man mich mit der Nase auf meine Schwächen stößt.«
    Georg steckte sich das zweite, ungeöffnete Paket unters Hemd. »Du würdest mir Angst einjagen, wenn du nicht ein paar Schwächen hättest, Kleine«, erklärte er ihr. »Wir nehmen die Hintertreppe.«
    Es machte Spaß, mit ihm durch die Unterstadt zu laufen und über die Feierlichkeiten des kommenden Tages zu plaudern,
während sich Trusty auf die Jagd nach wirklicher oder eingebildeter Beute machte. Es war schon spät und die Straßen waren verlassen. So beladen, wie sie war, hätte sie sich bei einem Angriff tatsächlich kaum zur Wehr setzen können, aber jeder würde es sich zweimal überlegen, bevor er einen Mann angriff, der sich mit derart muskulöser Grazie bewegte. Manchmal war es auch einfach schön, mit Georg zusammen zu sein, sich zu entspannen und zu vergessen, dass man von edler Geburt war, dass einem eine Ritterprüfung bevorstand und dass man ein Mädchen war, das sich mühte, den Ritterschild zu erringen. Georg nahm sie einfach als das, was sie war.
    »Hm?«, fragte sie, als sie mitbekam, dass seine letzte Bemerkung eine Frage gewesen sein musste.
    »Ich wollte wissen, ob die Sache mit den Edlen in Tusain wirklich so ernst ist. Die Tusainer Diebe halten das Ganze nur für einen Sturm am Hof, aber sie geben zu, dass sie die Edlen nicht so gut kennen wie wir.«
    »Ich glaube, die Lage ist ziemlich ernst«, sagte sie. »Alles, was du in Erfahrung bringen kannst, wäre hilfreich.«
    »Dann werde ich mein Bestes tun.« Sie waren am Rand des Tempelbezirks angelangt. Von hier aus konnte Georg sie gefahrlos allein gehen lassen. In diesem Bezirk patrouillierten Krieger der verschiedensten Glaubensbekenntnisse, und der restliche Weg bis hinauf zum Palast verlief in voller Sicht der Palastwachen.
    Der Dieb zog Alanna in den Schatten eines großen Baumes und holte das kleine Paket aus seinem Hemd. »Das ist mein Geschenk für Jon. Gib es ihm, wenn er allein ist. Ich will nicht, dass die Leute fragen, von wem es ist.«
    Alanna steckte das Geschenk in ihr großes Paket, hatte
aber Mühe nichts fallen zu lassen. Sie schaute vorwurfsvoll zu ihrem Freund auf. »Georg, hast du ...«
    Er lachte. »Hast du denn kein Vertrauen zu mir? Nein, ich habe es nicht geklaut. Ich habe es eigens für Jon machen lassen. Es ist ganz hübsch, auch wenn ich dafür bezahlen musste.«
    Er sah sich um, ob auch keiner kam, und hob plötzlich mit einer Hand ihr Gesicht. »Alanna«, flüsterte er. »Ich nutze jetzt die Situation aus, weil ich dich vielleicht nie mehr mit vollen Händen erwische.« Er küsste sie sanft. Alanna zitterte. Sie war so erschrocken, dass sie es einfach geschehen ließ.
    »So.« Georg ließ sie los. »Denk darüber nach, was ich über die Liebe sagte.«
    »Da müsste schon ein Wunder geschehen«, fauchte sie mit unsicherer Stimme. »Ich hätte dich erdolchen sollen.«
    Er grinste auf eine Art, die sie wütend machte. »Nein. Ich lasse es nicht zu, dass

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