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Alantua

Alantua

Titel: Alantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Bernett
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Ruhe? Er tat doch nichts, als die Worte seines Glaubens kundzutun.
Und warum trat niemand an seine Seite, um den Schwarzgekleideten
Einhalt zu gebieten?
    Der
Novize sah die Schwarzgekleideten nicht an. „Der Tod ist nicht
das Ende des Lebens.“
    Die
Männer brachen in höhnisches Gelächter aus.
    Anyún
spürte Zorn. Gleichzeitig wurde ihr ein wenig übel und die
Knie ganz weich. Sie trat aus dem Schatten der zarten Birke, um sich
zu dem jungen Novizen zu gesellen. Dort blickte sie den
Schwarzgekleideten tapfer entgegen. Man warf ihr neugierige Blicke
zu, die Männer Zaroms aber beachteten sie zunächst nicht.
Anyún versuchte, so ernst auszusehen, wie es mit ihren
sechzehn Sommern möglich war.
    Auch
der Novize beachtete sie zunächst nicht. „Unsere Hülle
verbleibt leer in dieser Welt, doch unsere Seele schreitet fort in
das nächste Leben. Doch sagt mir, wollt ihr fortan in Dunkelheit
leben ... oder im Licht?“
    „Ich
könnte dir meinen Dolch in die Eingeweide rammen. Sag mir doch,
was du dann siehst“, lachte einer der Anhänger Zaroms. Er
war ein Bogenschütze, wie Anyún nun erkannte.
    „Ach,
lasst doch den Jungen in Ruhe“, war eine Stimme vom Rande der
Zuschauer zu hören. Doch der Sprecher war nicht auszumachen.
    Der
Novize zitterte. Anyún sah es an seinen Händen. Als sie
zu ihm aufsah, erwiderte er kurz ihren Blick. Er hatte Angst.
    Das,
was sie als nächstes tat, überraschte sie selbst. Irgendwo
in ihr steckte wohl mehr Mut, als sie selbst geahnt hatte. Oder war
es Leichtsinn?
    „Warum
droht ihr dem Novizen? Er hat euch nichts getan!“ Ihre Worte
waren direkt an die schwarzgekleideten Männer gerichtet.
    „Sein
leeres Gefasel macht mich krank“, entgegnete der Bogenschütze.
    „Ihr
müsst nicht hier stehen und zuhören. Ihr könnt weiter
gehen. Dann hört ihr seine Worte nicht mehr.“
    Die
Wut des Bogenschützen schlug Anyún entgegen, als er einen
Schritt auf sie zuging. Doch sein Kamerad schüttelte den Kopf
und legte ihm eine Hand auf die Brust, um ihn zurückzuhalten.
    „Kleine
Schlampe, was denkst du, wer du bist, dass du so mit uns redest?“
knurrte der Bogenschütze.
    Anyún
presste fest die Lippen aufeinander. War sie denn verrückt
geworden? Sie blieb neben dem Novizen stehen. Was konnten die Männer
ihnen schon antun ... am helllichten Tag ... inmitten der Bewohner
Sonnhafens?
    „Lasst
das Mädchen und den Jungen in Ruhe“, sprach nun ein
weiterer Schwarzgekleideter, den sie bisher nicht bemerkt hatte. Er
saß etwas abseits im Schatten einer alten Eiche an deren Stamm
gelehnt. Er hatte die Begebenheit die ganze Zeit aus still
beobachtet. Obwohl er jünger als die anderen war, taten seine
Worte ihre Wirkung. Anyún erkannte ihn: Der Mann, den sie an
jenem Morgen im Tempel Alanwys gesehen hatte. Er trug ein verstärktes
Wams und ein Schwert an seiner Seite. Er war nicht nur ein Anhänger
Zaroms, sondern auch ein Krieger.
    „Fahrt
fort mit Eurer Rede, Novize“, forderte er ohne Spott. „Es
interessiert mich, was Ihr noch von Euch zu geben habt.“
    „Alanwy
lehrt uns, das alles Leben aus dem Licht stammt“, beharrte der
Priesterschüler. Seine Worte klangen nun leiser. „Diejenigen,
die Alanwy folgen, werden in das Licht zurückkehren. Doch alle
anderen werden im Dunkel bleiben.“
    Der
Schwarzgekleidete erhob sich von seinem Platz an der Eiche, um den
Kreis der Zuhörer zu betreten. „Ist das nicht eine
ziemlich arrogante Einstellung? Ihr sprecht davon, dass Licht der
Ursprung sei. Aber könnt Ihr Licht essen oder trinken? Lehren
die Anhänger der Göttin Semja nicht, dass alles Leben aus
der Erde stammt und dorthin zurückkehrt? Und sagt ihr nicht
selbst, ihr Priester des Lichts, dass noch vor dem Licht die
Dunkelheit war?“
    Anyún
runzelte leicht die Stirn. Ihr eigener Vater war ein Gläubiger
der Göttin Semja. Die Worte des Novizen hätten ihm nicht
gefallen.
    „Ohne
Licht ist nur Dunkelheit. In der Dunkelheit ist das Nichts“,
sprach der Novize.
    Der
Bogenschütze grinste schadenfroh. „Leere Phrasen, nichts
anderes gibst du von dir, Junge. Lasst mich ihm die Kehle
durchschneiden, damit er endlich den Mund hält!“
    Er
befreite sich aus dem Griff seins Freundes. Es geschah so schnell, es
war kaum Zeit zu reagieren.
    Instinktiv
war Anyún vor den Novizen getreten. Der Bogenschütze
hatte bereits seinen Dolch gezogen und holte aus. Anyún hob
abwehrend die Arme.
    „
Odbrana!“
    rief
sie noch aus, doch es war zu spät. Die Klinge traf durch den
dünnen Stoff

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