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Alarm! Das Weiberschiff

Alarm! Das Weiberschiff

Titel: Alarm! Das Weiberschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sie lehnten sich sofort an die Brüstung und holten tief Luft.
    »Das ist gut, Sir«, sagte Cornell wie ein beschenktes Kind. »Das treibt den ganzen Mief aus den Lungen.«
    Nicholson sah sich um. Das Meer war flach, kaum bewegt, die Eisschollen trieben träge dahin. Es war ein herrlicher Tag, sonnenklar und kalt, fast windstill – eine große Seltenheit in dieser Gegend. Es tat wirklich gut, kräftig durchzuatmen und die Lungen zu reinigen.
    Nicholson blickte sich zu seinen Offizieren um. »Selbst das Meer trauert!« sagte er hart. Vergeßt nicht, warum wir aufgetaucht sind, sollte das heißen. Sie verstanden ihn, und ihre in der Sonne und der schönen Luft plötzlich jungenhaft-fröhlichen Gesichter alterten wieder. »Ist alles bereit, Bernie?«
    »Alles, Sir.«
    »Das Kommando kann raufkommen!«
    »Aye, aye, Sir.«
    Cornell kletterte die Turmleiter hinunter. Unten, im Hauptgang von Deck eins wartete das Begräbniskommando. Zwölf Mann in Paradeuniform unter Führung von Leutnant Black. Duffs beste Freunde waren darunter: Jimmy Porter, Dustin Hollyday, Bill Slingman, Tami Tamaroo, die beiden anderen Fähnriche auf dem Boot. Zwischen ihnen lag ein länglicher Gegenstand, mehrfach in eine Leinwand eingerollt und auf eine schmale Trage geschnallt. Am unteren Ende lagen auch die Gewichte, ebenfalls umwickelt und mit Tauen festgezurrt.
    Der kleine Herbert Duff, der immer Angst gehabt hatte.
    Vor einer halben Stunde, als man Duff auf die Trage legte, hatte Dr. Blandy gefragt: »Soll er nicht in eine Fahne gewickelt werden?«
    »Nein!« hatte Nicholson geantwortet. Er wußte, daß ihn seine Offiziere jetzt fassungslos anstarrten. Und Dr. Blandy sprach es sogar aus.
    »Er ist im Dienst gestorben, Commander«, sagte er steif. »Ob im Krieg getötet oder … oder so gestorben. Er war an Bord. Im Einsatz …«
    »Das ist es nicht!« hatte Nicholson geantwortet. »Aber Duff könnte, wenn die Gewichte nicht halten, auftauchen. Dann fischt ihn einer auf, eingewickelt in die amerikanische Flagge! Was heißt das? Hier hat die amerikanische Navy heimlich operiert! Im Sinne der völligen Geheimhaltung müssen wir Duff als einen Unbekannten begraben.«
    »Kommando an Deck!« sagte Cornell heiser, als er den wartenden Trupp sah. Dann warf er sich herum und rannte zum Turm zurück. Porter, Slingman, Hollyday und Tamaroo ergriffen die Holme und hoben die Trage an. Stumm, mit dem feierlichen Schreiten einer Trauerparade trugen sie Herbert Duff den Gang entlang zum Ausstieg. Alle Maschinen schwiegen. Das Boot dümpelte kaum in der Dünung. Überall, in allen Stationen, standen jetzt die Männer der POSEIDON I in Paradeuniformen an ihren Plätzen und warteten. Auf der Turmplattform die Offiziere. Slingman und Porter, die beiden bulligen Riesen, zogen die Trage an die Sonne und blinzelten in das strahlende Licht. Auch sie atmeten tief auf. Dann erschien einer nach dem anderen, zuletzt Leutnant Black. Sie stiegen die Treppe des Turms hinunter an Deck und formierten sich dort wieder. Vier Mann vorneweg, dann die vier, die Duff trugen, am Schluß noch einmal vier. Im Trauerschritt marschierten sie über die Stahlplatten bis zur Mitte des Oberdecks.
    Nicholson sah Curtis und Cornell an. Wenn es einer von euch war, dann sagt es jetzt, dachte er. Ich gebe ihm meine Pistole. Soviel Zeit habe ich noch, zwei Tote dem Meer zu übergeben. Aber Curtis und Cornell schwiegen. Es schien sogar, als seien seine Augen plötzlich naß.
    Nicholson zog den Kopf tiefer in die Schultern und stieg vom Turm. Langsam, die Hände in den Taschen der Lederjacke, ging er über das Oberdeck und blieb neben dem verschnürten Duff stehen. Slingman, der schwarze Riese mit den Muskelpaketen, Boxmeister der Navy und ›Der schwarze Klotz‹ genannt, weinte. Tamaroos Lippen bewegten sich. Er betete still zu den uralten Göttern seiner Heimat. Sie alle, diese zwölf harten Männer, standen stramm und unbeweglich, und doch war es ihnen, als blute ihr Herz.
    Nicholson grüßte zum Toten hinunter. Dann sagte er: »Herbert, es hat wenig Sinn, jetzt zu sagen: Wir werden dich nie vergessen! Ich werde dafür sorgen, daß man dich nicht vergißt, daß dein Mörder vor seinen Richter kommt. Mehr kann ich dir nicht versprechen. Alles, was man sagen müßte von Soldatenehre, von Treue und von Kameradschaft hat hier keinen Sinn. Auf diesem Boot gibt es keine Kameradschaft mehr!«
    »Mein Gott, das sitzt!« flüsterte Cornell auf dem Turm. »Der Alte zieht uns die Haut über die

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