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Alarm! Das Weiberschiff

Alarm! Das Weiberschiff

Titel: Alarm! Das Weiberschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ohren.«
    »Du bist auf ein Boot gekommen, welches der Stolz Amerikas sein sollte!« Nicholsons Stimme schallte über das Deck, zum Turm und weit über das Meer. Die Eisschollen trieben träge an ihnen vorüber, ein paarmal bumste es, wenn sie gegen den stählernen Leib der POSEIDON I stießen, aber sie waren gefahrlos. »Geblieben ist ein Stahlzylinder mit dreihundert Verrückten! Das hast du erkannt, und darum mußtest du sterben! Gott sei bei dir, Herbert Duff …« Nicholson hob den Kopf. »Wir wollen beten!«
    »Du lieber Himmel!« sagte Dr. Blandy. Er war unbemerkt von den Offizieren auf der Turmplattform erschienen, Curtis und Cornell fuhren bei diesen Worten erschrocken herum, als hätte man sie in den Nacken geschlagen. »Er betet! Und dabei glaubt er gar nicht an Gott!«
    Vom Oberdeck klang Nicholsons harte Stimme: »Vater unser, der Du bist im Himmel.« Es war wie in einer riesigen Kirche, und das Firmament selbst war ihr Gewölbe.
    Nach dem Amen lag tiefes Schweigen über dem Boot. Die eisige Kälte fraß sich durch die Uniformen, die Sonne glitzerte über die Eisschollen und ließ sie bläulich schimmern.
    »Herbert, ich weiß, du hast das Meer gehaßt«, sagte Nicholson heiser. »Und nun wird es deine Ewigkeit. Ich kann's nicht ändern.«
    Nicholson winkte. Porter, Slingman, Hollyday und Tamaroo traten an den Rand des Oberdecks und kippten die Trage ein wenig. Dann ließen sie den Toten über die glatte gewölbte Wand ins Meer rutschen. Fast senkrecht tauchte Duff weg, hinuntergezogen von den schweren Gewichten an seinen Füßen. Im gleichen Augenblick drückte Cornell mit der linken Hand – mit der rechten grüßte er – auf einen Knopf in der Turmverkleidung. Unten, bei McLaren, flammte eine rote Lampe auf. Ganz kurz nur ertönte ein helles Klingeln. Auf den Stationen standen die Männer stramm und legten die Hand an die Mützen.
    Jetzt versinkt er im Meer, dachten sie. Der gute Duff. Der liebe Junge mit den traurigen Augen. Wir hatten ihn alle gern. Alle.
    Und sogar der Mörder dachte so. Auch er stand da und grüßte, bis ein neues kurzes Klingeln das Begräbnis beendete.
    »Boot klar zum Tauchen!« sagte Nicholson, als er unten am Turm stand. Von oben starrten ihm die Gesichter seiner Offiziere entgegen, die zwölf Mann des Begräbniskommandos kletterten an ihm vorbei ins Boot zurück.
    Er sieht fürchterlich aus, dachte Dr. Blandy. Eine Schönheit war er nie, soweit man das als Mann beurteilen kann, aber jetzt ist sein Gesicht nur noch eine kantige Landschaft. Für uns werden Wochen kommen, die wir nicht vergessen werden.
    »Boot klar, Sir!« rief Curtis zurück, der sofort den Befehl an Zentrale, Maschinenraum, Navigationszentrum und Wachoffizier weitergegeben hatte. Von dort kamen jetzt die Rückmeldungen.
    »Bitte die Brücke räumen!« rief Nicholson hinauf. »Nur der Doktor bleibt! Die dienstfreien Offiziere versammeln sich bitte in der Messe. Der Hauptgang wird geräumt. Cornell!«
    »Sir?« Bernie Cornell beugte sich über den Brückenrand.
    »Auch Sie gehen in die Messe. Ich bleibe allein im Turm!«
    »Aye, aye, Sir …«
    Nicholson wartete eine Weile, bis er selbst auf die Plattform stieg. Dort war jetzt Dr. Blandy allein und schien zu frieren. Er schlug mit den Armen um sich.
    »Einen Gefallen tust du mir nicht damit«, sagte er, als der Commander neben ihm stand. »So herrlich die frische Luft ist … sie ist verdammt kalt! Übrigens, du hast gebetet …«
    »Ja.«
    »Ich wußte nicht, daß du das kannst.«
    »Ein Kommandant muß alles können.« Nicholson stieg nach unten, überzeugte sich, daß niemand im Turm und in der Kommandozentrale und daß der Hauptgang leer war. Als er zurückkam, traf er Dr. Blandy im Turm neben dem Sehrohrgestänge.
    »Hier ist es direkt warm«, sagte Blandy und grinste.
    »Hol die Mädchen, Paul.«
    Blandy starrte Nicholson ungläubig an. »Was soll ich?« fragte er.
    »Hol die Mädchen und führ sie an Deck. Sie sollen ein paar Züge frische Luft nehmen und sehen, daß noch die Sonne scheint.«
    »Du bist wahrhaftig ein verrückter Bursche, Jack!« Dr. Blandy lächelte breit. »Das werden dir die Weiber nie vergessen.«
    »Hoffentlich!«
    Blandy, der sich schon abgewandt hatte, um zu seinem Lazarett zu gehen, blieb stehen und blickte zurück. »Da ist doch ein Trick bei, Jack, nicht wahr?«
    »Nein! Sie sollen einmal kräftig durchatmen, das ist alles.«
    Er sah dem Arzt nach, bis er hinter einer Schottür verschwand. Dann stieg er auf die Plattform des

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