Alarm! Das Weiberschiff
jetzt nicht im Bett …«
»Ich liebe sie, Paul! Grins' nicht so dämlich! Ich liebe sie wirklich! Und ich nehme dein Angebot an, nach dem Rausschmiß aus der Navy mit Arzneimitteln herumzureisen. Ich werde Monika heiraten.«
»Du und Ehe! Eher kann man den Vesuv verkorken.« Dr. Blandy griff in eine Schublade und holte eine Flasche französischen Kognak heraus. »Wie ist das jetzt mit dem Aussetzen auf Grönland? Soll die zukünftige Frau Nicholson Iglus bauen lernen? Oder bleiben jetzt alle wieder an Bord?«
»Sie kommen an Land!« Nicholson ergriff die Flasche, drehte den Korken auf und setzte sie an die Lippen. Er nahm einen vollen Schluck, hustete ein wenig und hielt dann die Flasche Dr. Blandy hin. »Es ändert sich nichts!«
»Dann war das eben Anfang und Ende?«
»Anfang, Paul. Sie wartet in Norfolk auf mich.«
»Du glaubst wirklich, daß sie Norfolk erreicht? Die Jungs von Radar VENUS XI werden sie zu Tode bumsen! Zumindest wird sie nicht unbehauen aus dem Abenteuer herauskommen.«
»Ich weiß, daß ich ihr vertrauen kann«, sagte Nicholson. Er sah in diesem Augenblick wie ein Primaner aus, der von seiner ersten großen Liebe schwärmte. »Ich habe jetzt ein Ziel.«
»Die Unterquerung des Nordpols!«
»Das ist kein Ziel. Das ist ein Befehl, der ausgeführt wird. Danach beginnt das wirkliche Leben, Paul!« Er nahm wieder die Kognakflasche, aber er trank nicht daraus. »Ich habe nicht gewußt«, sagte er langsam, »was eine Frau für einen Mann bedeuten kann.«
»Und was eine Frau aus einem Mann machen kann!« brummte Dr. Blandy. »Jack, wir Männer sind doch unverbesserliche Narren.«
»Aber ist denn das so schlimm?« Nicholson stand auf und ging zur Tür. Die Kognakflasche klemmte er unter den linken Arm. »Ich möchte es nicht mehr missen, Paul …«
Vier Tage und vier Nächte schlichen sie nach Süden, knapp unter dem Eis, unter sich gefährlich flach der Meeresboden, der bereits den Festlandsockel von Grönland darstellte. Sie waren nur auf die Sonarpeilungen und auf die Computernavigation angewiesen. Auf den Leuchtschirmen in der Zentrale flimmerte es; die Schreiber kratzten automatisch über die Papiere und zeichneten Kurven und Zacken auf. Sie deuteten die Struktur des Landes unter ihnen an. Über ihnen lag die Decke des Eises, noch so dick, daß man es nicht durchstoßen konnte.
Die Mädchen hatten sich beruhigt und benahmen sich gesittet. Der Schock hatte Wirkung hinterlassen, nur, wenn Nicholson im Lazarett erschien, prallte er auf blanken Haß. Vor allem machte Joan es deutlich. Sie spuckte völlig undamenhaft vor dem Commander aus, als dieser sie mit »Guten Tag, meine Damen!« begrüßte und ihnen ein halbes Brett herrlich duftenden Kuchens ins Zimmer brachte. Es war Sonntag, und die Bordbäckerei hatte tief in die Vorräte gegriffen, um einen Kuchen zu backen, wie man ihn an Land nirgends bekam.
Mit Monika wechselte Nicholson nur stumme Blicke, obwohl Dr. Blandy sich angeboten hatte, in den folgenden Nächten sein Zimmer zu räumen, um es den Liebenden zur Verfügung zu stellen.
»Das ist der sicherste Ort an Bord!« sagte er väterlich, und mit der ihm eigenen Art fügte er hinzu: »Außerdem hält das Bett einiges aus! Wenn ich mich reinwerfe und es kracht nicht zusammen, überlebt es auch ein Liebespaar in full action! Und wenn du willst, stehe ich auch noch Schmiere.«
»Es ist alles gesagt, was zu sagen war«, antwortete Nicholson.
»In einer Stunde? Ihr seid zwei bescheidene Liebende. Jack, ich bin dein Freund, und wenn du mit Monika –«
»Sprich nicht mehr davon, bitte!« Nicholson winkte energisch ab. »Vom nächsten Jahr an haben wir genug Zeit für uns. Meine einzige Sorge ist jetzt, ein Stück eisfreies Meer an der Küste zu finden.«
»Und was willst du dem Admiral erzählen?«
»Nichts als eine falsche Positionsmeldung.«
»Danke, das genügt.« Dr. Blandy kratzte sich den dicken Kopf. »Es gibt doch eigentlich nichts Schwächeres als einen Mann, in dessen Hirnwindungen sich eine Frau eingenistet hat!«
Am fünften Tag ihrer Fahrt nach Süden ortete die Sonarpeilung die Küste Grönlands und freies Wasser. Der Navigationscomputer spuckte die Daten aus. »Wir sind einhundertdreiundzwanzig Meilen von Radar VENUS XI entfernt«, sagte Chief Collins, als die Berechnungen vorlagen. »Daß hier freies Wasser ist, kann nur eine Laune der Natur sein. Das kann sich in ein paar Stunden ändern, Sir. Ein Loch im Packeis, etwa vier Seemeilen lang und zwei Seemeilen
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