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Alarm! Das Weiberschiff

Alarm! Das Weiberschiff

Titel: Alarm! Das Weiberschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Doc«, sagte er, »können Sie mich hören? Doc, reißen Sie sich zusammen. Wir brauchen Ihre Angaben, was wir mit Ihnen machen sollen.«
    Blandys Augen bewegten sich. Er hörte und verstand, was Cornell sagte, aber es war ihm unmöglich, zu antworten. Ein paarmal setzte er an, aber der verrückte Schmerz zerriß die Worte, bevor sie von seinen Lippen kamen.
    Cornell wartete nicht länger. Mit der Pinzette ergriff er die Haarbüschel und riß sie aus der schrecklichen Rückenwunde. Sie begann wieder zu bluten. Hendricks hielt Zellstoff darunter und fing das Blut damit auf. »Da im Kasten liegt blutstillende Watte«, sagte er heiser. »Es steht drauf. Claudenwatte.«
    »Für kleine Wunden! Wie willst du dieses Loch damit zustopfen?«
    Cornell zupfte immer noch Fellhaare aus der Wunde. Blandy ächzte und zuckte mit den Beinen. Sein ganzer Körper bäumte sich gegen die Schmerzen auf.
    »Wir sollten ihn betäuben, Bernie«, sagte Hendricks tonlos.
    »Such im Koffer nach Morphium.« Cornell beugte sich wieder über Blandys Kopf. Der Doc hatte die Augen offen – glänzende, fiebrige Augen. »Ist Morphium richtig, Doc?«
    »Arschlöcher!« Mehr konnte Blandy nicht herausbringen. Nach dieser Kraftanstrengung fiel er wieder zusammen und rang mit weiteren Worten, die aber von den Schmerzen vertrieben wurden.
    Hendricks wühlte im Arztkoffer. Von draußen ertönte das Gebell der Hunde. Die Eskimos hatten sie ausgeschirrt und ihnen einen Sack mit gefrorenem Fleisch hingeworfen. Jetzt balgten sie sich um das Fressen. Sie rissen Stücke aus den Fleischklumpen, legten sich auf das Eis, tauten mit ihrer Zunge das Fleisch auf und fraßen es.
    Cornell blickte hoch, als ihn ein eisiger Lufthauch traf. Monika war ins Zelt gekommen und warf ihren Pelzmantel ab. »Ich möchte Ihnen helfen, Bernie«, sagte sie. Cornell schüttelte den Kopf.
    »Das ist nichts für zarte Gemüter, Miß Herrmann! Gehen Sie in ihr Zelt zurück. Kümmern Sie sich um diese hysterische Evelyn.«
    »Das macht Joan. Sie hat bereits den dritten Kinnhaken angebracht.«
    »Hier ist Morphium, Bernie!« Hendricks hatte die Ampullen gefunden. »Aber nur für Spritzen! Kannst du eine Spritze geben?«
    »Lassen Sie mich das machen, Bernie.« Monika hockte sich neben Cornell und riß eine Packung mit Einwegspritzen auf. Cornell sah sie fragend an.
    »Sie können das?«
    »Ich habe einen Krankenpflegekurs mitgemacht.« Sie lächelte, als wolle sie um Verzeihung bitten. »Mit irgend etwas muß sich auch eine Tochter beschäftigen, die einen reichen Vater hat. Und ich habe mich schon immer für Medizin interessiert. Ein paar Grundkenntnisse und Grundgriffe beherrsche ich noch.«
    »Dann los!« Cornell rückte ein wenig zur Seite. Der Kessel mit dem heißen Wasser wurde herangeschoben. Monika überlegte nicht lange. Sie warf drei Scheren, vier Skalpelle und einige Klemmen in den dampfenden Topf. Dann brach sie die Morphiumampulle auf und zog die wasserhelle Flüssigkeit in den Spritzenkörper.
    »Noch besser wäre ein richtiges Anästhesiemittel«, sagte sie ruhig.
    »Das nimmt auch den Schmerz weg, das Morphium.«
    »Aber nicht so gründlich, daß der Doktor nachher nichts spürt. Wenn ich in die Wunde gehe …«
    »Was wollen Sie?« fragte Cornell entgeistert.
    »Ich will versuchen, zu operieren. Die Wunde bis in die Tiefe säubern.«
    »Ich werd verrückt!« sagte Hendricks leise. »Bernie, das Mädchen zeigt uns, was für Waschlappen wir sind. Monika, ich sage nie mehr ein schiefes Wort über Sie!«
    Es dauerte über eine Stunde, bis Monika und Cornell die Wunden so gesäubert hatten, daß sie dicke Mullkompressen darüberlegen und mit dem Verbinden beginnen konnten. Das Morphium wirkte. Blandy verhielt sich still, obwohl Monika mit Skalpell und Schere die Wunden anging, Muskelfetzen abtrennte und Splitter einer zertrümmerten Rippe herausholte. Dann stäubte sie alles mit Penicillinpuder ein, injizierte eine hohe Dosis Antibiotika und kontrollierte mit dem Membranstethoskop Blandys Herzschlag und Atmung.
    Zweimal kamen auch noch die Eskimos ins Zelt. Sie standen still herum, beobachteten wortlos, was die fremden Männer mit dem Verletzten taten, nickten ein paarmal zustimmend bei Monikas schnellen Handgriffen und gaben Laute von sich, die wie ein Grunzen klangen. Als sie das drittemal ins Zelt kamen, war Blandy gerade verbunden und schlief röchelnd, von dieser Welt genommen, solange das betäubende Morphium wirkte. Monika kontrollierte Blandys Atmung.
    Die Eskimos

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