Alarm! Das Weiberschiff
einmal einer werden! Sie sind vierundzwanzig Jahre alt?«
»Ja, Sir.«
»In diesen Jahren lag ich mit einem Schnellboot bei Korea und stand vor der Entscheidung, zu schießen oder wegzulaufen. Neun feindliche Dschunken hatten mich umringt. Ich hätte sie alle versenken können. Notwehr, das hätte sich leicht konstruieren lassen. Und ich sagte mir, wenn du jetzt die Herausforderung annimmst, denn du bist ein Offizier mit Ehre, wird der Russe nicht stillhalten. Er wartet nur darauf. Und da begannen die Dschunken, auf mein Schnellboot zu schießen …«
»Und was haben Sie getan, Sir?« fragte Surakki verkrampft.
»Ich bin weggelaufen! Ich habe selbst meine Ehre beschissen, weil ich wußte, daß im anderen Fall die Welt in einen ungeheuren Konflikt gestürzt wird.« Nicholson lächelte bitter. »Ich habe für dieses Weglaufen sogar einen Orden bekommen. Und was ist jetzt, Surakki? Über uns liegt ein russisches U-Boot. Drüben an Land sind die Mädchen und sechzehn Kameraden von uns. Darunter mein Freund Blandy. Was ist mehr wert: Unsere POSEIDON I oder die da drüben?«
»Porter erzählt jedem, daß es das beste wäre, die Russen mit einem unserer Spezialtorpedos zu versenken. Ruck, zuck, sagt er, und der Weg ist frei. Wir können alle wieder an Bord nehmen. Wir haben keine Zeugen. Für die Russen wird es ein unerklärlicher Unglücksfall sein! Und wenn sie noch melden können: Man hat uns versenkt – wer will nachweisen, wer das gewesen ist?« Surakki zog die Schultern hoch. »Das sagt Porter, Sir –«
»Und die dämlichen Hunde glauben es! Mein Gott, ich habe geglaubt, dreihundert Elitesoldaten an Bord zu haben … es sind doch nur dreihundert arme Säcke!«
Nicholson stand auf und tappte auf seinen dicken Wollsocken zur Tür. Surakki trat zur Seite, er stand im Weg. »Haben Sie noch Befehle, Sir?«
»Ja. Kommen Sie mit. Wir gehen in den Sonarraum. Und dann kümmern wir uns um Jimmy Porter!«
»Sie wollen ihn verhaften, Sir? Der Kerl schlägt um sich. Sie sollten mit vier Mann an ihn rangehen!«
»Sehe ich so schwächlich aus, Surakki?«
»Wenn er losbrüllt, macht bei den Russen das Sonar einen Luftsprung!«
»Genau das will ich verhindern.«
»Und womit, Sir?«
»Das weiß ich noch nicht.« Nicholson lächelte dem betroffenen Surakki ermutigend zu. »Das ist es, was man mitbringen muß: im richtigen Augenblick das richtige Denken und Tun! Aber ich geb's ehrlich zu, bei mir ist der richtige Augenblick noch nicht gekommen.«
Der Sonarraum war voll besetzt. Er war jetzt die wichtigste Station auf dem Boot. Oberleutnant Hynes leitete die Spezialisten, die mit allen Geräten die Russen im Griff hatten. Hynes wollte aufspringen, als der Commander eintrat, aber Nicholson winkte ab.
»Bleiben Sie hocken, Hynes«, sagte er freundlich. »Was machen die Roten Brüder?«
»Sie machen einen Lärm, der unbeschreiblich ist, Sir. Ich möchte schwören, daß sie ihre Sonare gar nicht besetzt haben.«
»Das könnte ein Meineid werden, Hynes. Darauf verlasse ich mich nicht.« Er setzte sich neben den Oberleutnant auf einen festgeschraubten Hocker und betrachtete die lautlos schreibenden Nadeln, die hohe Zacken auf das Papier zeichneten. Daneben tickte der Computer, der nach dem Sonarecho die genaue Position des Russen ausrechnete. Es waren konstante Zahlen … das sowjetische U-Boot lag ruhig auf einer Stelle. »War Porter auch schon hier?«
»Ganz kurz.« Hynes blickte schnell zu Surakki. Der nickte kaum merkbar. »Ich habe zu ihm gesagt, geh raus oder ich trete dich vor den Sack! Porter ist nicht mehr normal, Sir. Ich habe mir das schon überlegt, aber ich komme da nicht weiter. Wie kann man ihn überwältigen, ohne daß es einen Riesenkrach gibt? Ein Strumpf, mit nassem Sand gefüllt, und dann – ssst – über seinen Schädel. Aber ich befürchte, daß Porter das übersteht. Der hat einen Kopf wie Eisen. Und totschlagen können wir ihn auch nicht. Chief Collins meint allerdings, das wäre das sicherste Mittel, um –«
»Auch Totschlagen macht Lärm, Hynes!« Nicholson nahm das Mikrofon und drückte am Schaltpult auf den Knopf TORPEDORAUM. »Porter?« fragte er.
»Wer ist da?« sagte Porter. Da er flüstern mußte, klang seine Stimme heiser und wie gepreßt. Nicholson zog die Augenbrauen hoch. Daß es gleich beim erstenmal klappte, machte ihn nachdenklich.
»Hier spricht der Kommandant.«
»Doch nicht etwa Jack, der Verrückte?«
»Genau der, Jimmy. Hör einmal zu …«
»Ich denke nicht daran!«
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